Augsburg. Mitten in der sportlichen Krise fordern zwei Schalke-Bosse wieder einmal eine neue TV-Geld-Verteilung. Der Zeitpunkt ist deplatziert.
Es gibt ein Thema, das beim FC Schalke 04 gerade alles überlagert. Die sportliche Situation ist wieder einmal prekär, durch eine wiederholt auftretende Häufung von Fehlentscheidung schlittern die Königsblauem dem zweiten Zweitliga-Abstiegskampf in Folge entgegen. Der soeben geholte Trainer ist schon wieder umstritten, die Zugänge des hochgelobten Kaderplaners zünden nicht, die Fans sorgen sich. Mitten in dieser Krise aber holen zwei Schalke-Boss in großer Ausführlichkeit ein schon häufig diskutiertes Thema aus der Diskussions-Schublade: die Verteilung der TV-Gelder.
Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers äußerte sich am Montag am Rande der Vorstellung des Geschäftsberichts. Im aktuellen Verteilungssystem würden die Wertschöpfung der fanstarken Vereine kaum berücksichtigt, merkte Rühl-Hamers an. Das müsse sich aus Schalker Perspektive dringend ändern. Aufsichtsratschef Axel Hefer legte in einem Sport-Bild-Interview nach. Die aktuelle Struktur, so Hefer, würde kleinere Vereine bevorzugen. Er legte direkt einen Vorschlag nach: 50 Prozent der Einnahmen aus dem kommenden TV-Vertrag sollten fair unter allen Klubs aufgeteilt werden, die anderen 50 Prozent nach Interesse. Und dann legte Hefer eine Rumms-Drohung nach, die er nicht näher ausformulierte: Würde sich doch nichts oder nur wenig ändern, müsse man sich alternative Wege überlegen.
Nicht falsch verstehen: Die Diskussion über die TV-Geld-Verteilung ist richtig, wichtig und nötig. Einige Argumente der Schalker sind nachvollziehbar. Viele Bundesliga-Spiele haben TV-Quoten im kaum messbaren Bereich - auch einige Konferenz sind kaum noch attraktiv. Schalke-Spiele aber ziehen immer.
Schalke-Mitgliederversammlung steigt am 16. November
Doch diese Diskussion ist zum aktuellen Zeitpunkt fehl am Platze. Es wirkt wie ein Ablenkungsmanöver rund zweieinhalb Wochen vor einer Mitgliederversammlung, die munter werden könnte. Als hätten die Schalker krampfhaft versucht, ein Thema zu setzen, um die sportliche Lage wenigstens für kurze Zeit vergessen zu machen. Die vorgetragenen Argumente sind nicht neu, das Thema sowieso nicht - Hefer selbst hatte es zuvor immer wieder angesprochen. Darüber geredet werden muss, wenn die neuen TV-Verträge ausgehandelt sind, wenn die Summe feststeht, die Deutschlands Profivereine künftig verteilen können. Aber nicht jetzt.
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Schalkes Fans und Mitglieder interessieren sich für Ulm, für Regensburg, ob Trainer Kees van Wonderen nach kurzer Zeit schon wieder rausfliegt. Sie wollen andere Antworten: Wie lautet Schalkes Vision für die Zukunft? Was passiert, sollte der Weg wirklich in die Dritte Liga führen? Ist es wirklich realistisch, dass Schalke bald in der Bundesliga spielt? Wie konnte es passieren, dass immer wieder neue Fehlentscheidungen getroffen werden? Welche Konsequenzen zieht die Klubführung daraus? Und, und, und.
Einen neuen Sportdirektor als Nachfolger von Marc Wilmots zu präsentieren - das hätte drei Wochen vor der Mitgliederversammlung für etwas mehr Ruhe sorgen können. Nicht aber die Forderung nach mehr TV-Geld.
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