Zenica. Deutschland gewinnt in der Nations League mit 2:1 in Bosnien-Herzegowina. Am Ende muss die DFB-Elf allerdings noch mal zittern.
Die Altersmilde hat bei Sergej Barbarez noch nicht so recht eingesetzt, vielleicht war es aber auch das Wechselspiel mit den Fans auf den Tribünen. Der 53-Jährige, früher als Bundesliga-Profi als Hitzkopf bekannt, tobte bei seinem Heimdebüt als Nationaltrainer von Bosnien-Herzegowina an der Seitenlinie. Er spürte: Da ging noch etwas nach dem Anschlusstreffer seines Kapitäns Edin Dzeko (70.).
Julian Nagelsmann, der deutsche Bundestrainer, saß derweil demonstrativ Ruhe ausstrahlend wenige Meter entfernt von Barbarez auf seiner Bank. Er durfte wenig später aber kräftig durchgeatmet haben, als das Nations-League-Spiel zwischen Bosnien und Deutschland abgepfiffen war, und als für die DFB-Elf nach einem Doppelpack von Deniz Undav (29./36.) ein verdienter 2:1 (2:0)-Sieg auf der Anzeigetafel des Stadion Bilino Polje stand.
DFB-Team: Nübel und Kleindienst geben ihr Debüt
Im Fokus standen die Debütanten Nummer elf und zwölf unter Nagelsmann. Da war einmal der Stuttgarter Alexander Nübel, der sich mit dem Hoffenheimer Oliver Baumann in dieser Abstellungsphase die Aufgabe im deutschen Tor teilt. Baumann wird am kommenden Montag in München gegen die Niederlande (20.45 Uhr/ZDF) seinen ersten Auftritt haben. „Sie haben beide einen sehr guten Saisoneinstieg gehabt und haben es beide verdient, ein Spiel zu kriegen“, sagte Nagelsmann vor dem Anpfiff. Zudem kam der Gladbacher Tim Kleindienst zu seinem ersten Länderspiel. „Er hat sich hier sehr gut gegeben, er ist ein bescheidener Mann, dazu gut in der Luft“, so Nagelsmann.
Die Physis der neuen deutschen Neun sollte helfen, um im Hexenkessel von Zenica zu bestehen. Schon eine Stunde vor Anpfiff schossen Feuerwerkskörper vor der rostigen Arena in die Luft, die umgeben ist von brachialem jugoslawischen Plattenbau. Vor dem Balkan-Krieg boomte hier die Stahlindrustie, heute leidet Zenica unter dem strukturellen Wandel – wie passend, dass eine ihrer Partnerstädte Gelsenkirchen ist.
DFB-Team führt zur Pause schon mit 2:0
Hochglanz-Fußball war vor den 13.000 Zuschauerinnen und Zuschauern, die für einen emotionalen Moment sorgten, als sie ihre Smartphone-Taschenlampen zückten und den Betroffenen der Hochwasser-Katastrophe in ihrem Land gedachten, nicht zu sehen. Die Bosnier standen kompakt, womit sich die DFB-Elf zunächst schwertat. Aber sie blieb geduldig, eine Eigenschaft, an der Nagelsmann in den vergangenen Monaten gearbeitet hat. Erst durch den Distanzschuss des Dortmunders Pascal Groß kamen die Deutschen zu ihrer ersten Chance (25.). Und dann ging es Schlag auf Schlag.
Robert Andrich setzte den Ball beim ersten deutschen Angriff gefühlvoll in den Strafraum, Florian Wirtz legte auf Deniz Undav ab – 1:0 (29.). Und nur drei Minuten später lag die Kugel wieder im Netz. Dass Schiedsrichter Francois Letexier (Frankreich) beim vermeintlichem Premieren-Treffer von Kleindienst auf Abseits entschied, feierten die bosnischen Fans wie ein Tor.
Dies blieb ihrem Team aber auf der anderen Seite kurz darauf verwehrt. Dzenis Burnic, einst als BVB-Talent hoch gehandelt und nun beim Zweitligisten Karlsruher SC unter Vertrag, schlug einen Steilpass auf Ermedin Demirovic. Der Stuttgarter stürmte plötzlich auf seinen Vereinskollegen Nübel zu. Sein Schuss knallte an die Latte (35.), hatte aber keine Signalwirkung. Denn dazu war die DFB-Elf zu effizient. Nur Sekunden nach Demirovics Chance stieß Maximilian Mittelstädt auf dem linken Flügel durch, flankte präzise auf Undav, der den Ball zum 2:0 ins Tor lenkte (36.). Wirtz‘ Kopfball kurz vor dem Pausenpfiff hätte zum dritten Treffer führen müssen, doch der Leverkusener erwischte den Ball nicht. Die Dezibel-Zahl im Stadion sank rapide.
DFB-Team gegen Bosnien lange ein Klassenunterschied
Und sie ging im zweiten Durchgang auch nur punktuell wieder in die Höhe. Zu groß nämlich war der Klassenunterschied zwischen beiden Teams, wie im Training kombinierte sich die DFB-Elf nach dem Seitenwechsel durch die bosnische Abwehr. In der 58. Minute lag der Ball auch wieder im Netz, doch Undav stand im Abseits.
Mit der Führung im Rücken setzte der Bundestrainer derweil sein Spieler-Casting fort. Der Mainzer Jonathan Burkardt kam als 13. Nagelsmann-Debütant für Doppeltorschütze Undav in die Partie, Robin Gosens durfte nach über einem Jahr Abstinenz wieder ran (67.). Doch alle elf deutschen Spieler sollten noch einmal zittern müssen. Wegen Edin Dzeko. Der frühere Bundesliga-Profi schraubte sich nach einer Ecke in die Luft und köpfte aus dem Nichts zum Anschlusstreffer ein (70.). Plötzlich war er wieder da, der Hexenkessel. Das bessere Ende aber hatte die DFB-Elf, weil Bosnien letztlich zu harmlos blieb.