Mönchengladbach. Bayer Leverkusen trifft im Bundesliga-Auftaktspiel tief in der Nachspielzeit. Der Meister siegt im Borussia-Park mit 3:2.
Emotional wurde es an diesem Freitagabend im Borussia-Park erstmals um 20.07 Uhr, als Christoph Kramer den Rasen betrat. Der Weltmeister von 2014, dessen Gladbach-Vertrag kürzlich aufgelöst worden war, trug Schwarz, während die Fohlen-Anhänger gemäß dem für den Fanmarsch zum Stadion ausgerufenen Motto „Alle in Weiß“ gekleidet waren. Der 33-Jährige erhielt gewaltigen Applaus von den Rängen und verneigte sich dafür mehrmals vor der Nordkurve, die dann wenig später noch mit einer imposanten Choreographie an Gladbachs frühere Heimat, den Bökelberg erinnerte, einen Ort mit großer Historie.
Die Eröffnung der 62. Saison der Fußball-Bundesliga geriet somit stimmungsvoll, endete aus Gladbacher Sicht aber mit einer bitteren Enttäuschung. In der elften Minute der Nachspielzeit verwandelte Florian Wirtz nach Videobeweis seinen Foulelfmeter im Nachschuss zum 3:2 (2:0)-Sieg für Bayer Leverkusen. Kramers anderer Ex-Klub, der Double-Sieger und Supercup-Gewinner, blieb auf nationaler Ebene auch im 42. Pflichtspiel in Serie ungeschlagen. Die Borussen hatten nach einem 0:2-Rückstand zunächst ausgeglichen. Der Ex-Gladbacher Granit Xhaka (12.) per Traumtor und Wirtz (38.) trafen in der ersten Halbzeit für die Werkself, Nico Elvedi (59.) und Tim Kleindienst (85.) in der zweiten für die Gastgeber.
Gladbachs Elvedi patzt und trifft
Die Gladbacher gerieten im mit 54.042 Fans ausverkauften Borussia-Park früh in Rückstand, nachdem Nico Elvedi ein haarsträubender Fehlpass unterlaufen war. Jeremie Frimpong hatte auf der rechten Seite viel Platz und lieferte eine Hereingabe, die Elvedi per Kopf zunächst in den Rückraum klärte. Dort lauerte allerdings Xhaka, der aus rund 20 Metern mit voller Wucht abzog und ins linke obere Eck traf. Auf einen Tor-Jubel gegen seinen ehemaligen Verein verzichtete der Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft. Victor Boniface und Edmond Tapsoba trafen nur die Latte, ehe Wirtz nach einem von Torwart Jonas Omlin abgewehrten Schuss aus zehn Metern erhöhte (38.).
Noch vor der Halbzeitpause machten die Gladbach-Fans laustark ihrem Unmut Luft, weil ein vermeintlicher Treffer vom Tim Kleindienst annulliert worden war. Borussias Sommer-Zugang Tim Kleindienst, der in der vergangenen Saison zwölf Tore für den 1. FC Heidenheim erzielt hatte, traf aus kurzer Distanz per Kopf, hatte aber Piero Hincapie zuvor am Fuß getroffen. Videoassistent Benjamin Cortus schaltete sich ein, Schiedsrichter Robert Schröder schaute sich die Szene noch einmal an und entschied richtigerweise: kein Tor!
Zu Beginn der zweiten Halbzeit füllten Gladbach-Anhänger das Stadion pyrotechnisch mit viel Rauch, wodurch die Sicht stark eingeschränkt war. Schiedsrichter Schröder unterbrach die Partie, konnte sie erst nach einigen Minuten wieder anpfeifen. Und Elvedi, der in der ersten Halbzeit noch folgenschwer gepatzt hatte, ließ dann plötzlich neue Hoffnung bei den Gastgebern aufkommen. Der 27-Jährige scheiterte nach Vorlage von Ko Itakura erst per Kopf an Bayer-Torwart Lukas Hradecky, brachte den Nachschuss im Tor unter. Elvedi machte das Spiel wieder spannend.
Koné vor Gladbach-Abgang?
Gladbach-Trainer Gerardo Seoane wechselte in der 71. Minute Tomas Cvancara und Philipp Sander für Alassane Pléa und Rocco Reitz ein. Der Franzose Manu Koné stand diesmal nicht im Spieltagskader, wurde aber vor Spielbeginn auf dem Rasen für den Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen geehrt. Koné stehe „aufgrund eines sich möglicherweise anbahnenden Wechsels nicht im Kader“, teilten die Fohlen via X mit. Die AC Mailand hatte um Koné geworben, der bei Borussia einen Vertrag bis 2026 besitzt. Die Anzeichen auf einen Transfer verdichten sich.
Seine Gladbacher Teamkollegen hatten in der Schlussphase zunächst weiter Schwierigkeiten gegen eine dominant auftretende Werkself. Mehrmals geriet Seoanes Mannschaft in Bedrängnis, doch dann schlug sie wieder zu. Kleindienst traf nach einer Hereingabe von Stöger aus kurzer Distanz. Auf der Gegenseite traf Ko Itakura Amine Adli im Strafraum. Schröder gab Elfmeter, und am Ende bejubelte doch Leverkusen noch einen Sieg. Dennoch feierten auch die Gladbach-Fans ihre Mannschaft nach Spielende.