Paris. Die Welt- und Europameister wollten in Paris ihre Karriere krönen. Ein frühes Missgeschick vereitelt trotz großen Kampfes alle Pläne.

Roger Kluge brauchte einen Stuhl. Die Oberschenkel brannten, im Stehen über dieses Rennen zu sprechen, war nicht mehr möglich. In den letzten Runden verausgabte sich der 38-Jährige völlig. Doch das gewünschte Resultat wollte sich trotzdem nicht mehr einstellen. „Wir haben bis zum Ende gekämpft, um noch ein bisschen weiter nach vorn zu kommen“, sagte Kluge: „Es ist leider enttäuschend, wir wollten mehr.“

Viel mehr als Platz sechs im Madison am vorletzten Tag der olympischen Bahnrad-Wettbewerbe im Velodrome National von Saint-Quentin-en-Yvelines. Eine Medaille war das Ziel. Doch die rückte schon in weite Ferne, als die Jagd über 50 Kilometer kaum eröffnet war. Nach nur 20 von 200 Runden stürzte Kollege Theo Reinhardt beim Wechsel. „Das hat leider unser Rennen deutlich beeinflusst. Ich hoffe, er hat nicht zu große Schmerzen“, so Kluge.

Reinhardt früh im Rennen mit großer Schürfwunde

Es war wie ein Déjà-vu für das Berlin-Brandenburger Duo, drei Jahre zuvor war Kluge in Tokio gestürzt, diesmal Reinhardt. „Wir haben versucht, noch mal zurückzufinden, aber es ist schwer gewesen“, sagte Kluge, während Reinhardt zunächst seine große Schürfwunde am rechten Oberschenkel versorgen lassen musste. Es war ein Rennen, in dem viele Stürze passierten. Doch das deutsche Team war zu lange davon beeinträchtigt, als dass mehr möglich gewesen wäre beim Sieg der Portugiesen vor Italien und Dänemark.

Auf Rang drei fehlten 18 Punkte, die am ehesten mit einem Rundengewinn zu tilgen gewesen wären. „Das war schon noch im Kopf“, erzählte Kluge, „aber es hat sich nicht angeboten, es ging auch anscheinend nicht.“ Zwischendurch gelangen zwei Siege bei den Sprints, auch in den Schlussrunden sammelten sie noch Zähler, waren da aber bereits zu weit abgeschlagen.

Die Vorbereitung lief so gut wie noch nie

Für das langjährige Erfolgsduo war die Situation diesmal anders als in Tokio, wo beide auch aufgrund vieler Probleme in der Vorbereitung kaum eine Chance hatten (Platz neun). Zum einen gab es keine Ausfälle, zum anderen hatte sich Kluge, bei dem sonst immer die Verpflichtungen als Straßenprofi im Vordergrund standen, von den großen Rundfahrten zurückgezogen und den Fokus auf die Bahn gelegt. „Die Trainingsqualität im Laufe des letzten Jahres war absolut herausragend“, sagte Bundestrainer Sven Meyer.

Nie zuvor konnten beide gemeinsam so konzentriert arbeiten. Das habe vieles vereinfacht, so Kluge, der sich im vergangenen Jahr vor allem seiner Ausbildung bei der Feuerwehr widmete, um anschließend in Ruhe seine letzten Spiele angehen zu können. Seit seiner ersten Teilnahme, die mit Silber im Omnium endete, jagte er der Goldmedaille hinterher, doch die Tendenz zeigte seither in die andere Richtung. In Paris sollte sich das ändern.

Friedrich steht im Halbfinale des Sprints der Frauen

Die vielen großen Rennen im Madison mit Reinhardt, die beiden WM-Titel, zuletzt die drei EM-Titel in Folge, all das wollten beide noch einmal übertreffen. Dieses Ziel begleitete sie lange. Anspannung und Druck seien über die Jahre größer geworden, so Reinhardt, der mit Kluge über die lange gemeinsame Zeit zu einer großen Homogenität gefunden hat in den immer schneller werdenden Rennen.

Es wurde nicht der ersehnte Abschluss. „Das schmerzt sehr“, sagte Kluge, nach dem auch Emma Hinze eine Enttäuschung erlebte mit dem Aus im Viertelfinale des Sprints. Dafür zog Lea Sophie Friedrich in das Halbfinale am Sonntag ein und ist einer Medaille sehr nah.