Paris. Gold und Genugtuung für Imane Khelif: Die Boxerin aus Algerien trotzt im Olympiafinale der Kontroverse um ihr Startrecht und triumphiert.
Die algerische Boxerin Imane Khelif hat dem von einer aufgeheizten Geschlechter-Debatte ausgelösten Druck auch im Olympia-Finale standgehalten und Gold gewonnen. Die 25-Jährige setzte sich im Weltergewicht gegen die chinesische Weltmeisterin Yang Liu einstimmig nach Punkten durch und wurde Olympiasiegerin.
„So Gott will, wird diese Krise in einer Goldmedaille gipfeln, das wäre die beste Antwort“, hatte Khelif zuletzt gesagt. Auch im finalen Kampf auf dem Court Philippe Chatrier im Stade Roland Garros wurde sie vor rund 15.000 Zuschauern frenetisch angefeuert und bejubelt.
Nach der Urteilsverkündung führte Khelif in der Ringmitte wieder ihren Jubeltanz um die eigene Achse auf und wurde anschließend unter tosendem Jubel der Fans von einem algerischen Betreuer auf dessen Schultern getragen.
Fall Khelif weltweit in den Schlagzeilen: „Kulturkrieg“
Um Khelif und Lin Yu-ting (28) aus Taiwan, die am Samstag im Federgewicht gegen die Polin Julia Szeremeta um Gold boxt, gibt es eine heftig geführte Startrecht-Debatte. Diese geht weit über den Sport hinaus und erfasst auch höchste politische Kreise. Beide Boxerinnen waren nach bislang nicht näher erklärten Geschlechter-Tests vom Verband IBA, der vom Internationalen Olympischen Komitee nicht mehr anerkannt wird, von der WM 2023 ausgeschlossen worden. Beide hätten laut IBA die erforderlichen Teilnahmekriterien nicht erfüllt und „im Vergleich zu anderen weiblichen Teilnehmern Wettbewerbsvorteile“ gehabt.
Das IOC nannte es eine „willkürliche Entscheidung ohne ordnungsgemäßes Verfahren“ und ließ Khelif und Lin in Paris teilnehmen. Das im Pass angegebene Geschlecht sei für viele Sportarten maßgeblich für die Zulassung zu den Wettbewerben, lautete eine Begründung. Das IOC warnte vor einem „Kulturkrieg“. Der umstrittene russische IBA-Präsident Umar Kremlew kritisierte, mit der aktuellen Debatte werde der Sport „zerstört“.