Paris. Eine Verletzung stoppte den Turner kurz vor den Spielen, er schaffte es dennoch nach Paris, kann aber seine Ansprüche nicht erfüllen.
Es dauerte gar nicht bis zum Ende seiner Übung, Lukas Dauser wusste schon vorher Bescheid. Mit dem linken Fuß hatte er bei einem Abschwung den Holmen des Barrens berührt, war kurz aus dem Rhythmus gekommen. Das reichte, um dem erst mit einem Zwischenschritt gestandenen Abgang keine große Bedeutung mehr beimessen zu müssen. Was die 13,700 Punkte der Jury schließlich bestätigten.
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Der 31-Jährige verspürte nach dem Finale an seinem Paradegerät „relativ viel Leere“, erzählte er. Mit Platz sieben schloss er seine olympische Karriere ab statt mit einer strahlenden Medaille in einem hochklassigen Wettkampf. Die goldene sicherte sich dabei der Chinese Zou Jingyuan, der auf 16,200 Punkte kam. „Es ist schon bitter“, so Dauser, der als Weltmeister in die Konkurrenz ging.
Dem Turner fehlt die Trainingsroutine
Doch das hatte keine Bedeutung, seine herausragenden Fähigkeiten an diesem Gerät litten unter einer Verletzung am rechten Bizeps (Muskelbündelriss) eineinhalb Monate vor den Spielen. Lange war seine Teilnahme unsicher gewesen, doch Dauser schaffte es, musste aber in Paris mit den Folgen leben. „Der Bizeps war nicht der Grund, warum es schiefgegangen ist. Der Grund war eher, dass ich im Vorfeld nicht so viele Übungen turnen konnte, wie ich wollte“, so der Turner.
Nie zuvor war ihm dieser Fehler passiert, der früh in der Übung alle Hoffnungen zerstörte. „Ich hätte mir nach der Geschichte natürlich ein Happy End gewünscht, dass ich einfach eine schöne Übung turne. Schade, auch wenn ich Geschichten ohne Happy End nicht mag“, erzählte Dauser, der als einziger deutscher Athlet einen Einzel-Endkampf erreicht hatte.
Bei den Frauen war dies Helen Kvric gelungen. Die mit 16 Jahren jüngste Olympiateilnehmerin des gesamten deutschen Teams wurde Sechste am Stufenbarren und Achte im Mehrkampf. Sie darf als große Hoffnung für den Deutschen Turnerbund gelten. In Paris holte sich die Stuttgarterin viel Inspiration von Simone Biles (USA), sogar noch mehr, ein Autogramm nämlich. „Ich finde, dass sie ein riesen Vorbild für den ganzen Turnsport ist“, sagte Kevric.
Für Biles ging es am Montag sogar darum, nach ihren Olympiasiegen fünf, sechs und sieben im Mehrkampf, Team und Einzel, sowie beim Sprung, ob sie wie Schwimmerin Katie Ledecky in Paris mit Larissa Latynina (UdSSR) gleichziehen und den olympischen Rekord bei den Frauen von neun Mal Gold würde einstellen können. Doch auch sie patzte und ging am Schwebebalken sogar leer aus. Dafür gelang ihr am Boden eine Übung, die für Silber gut war.
Dauser beendet seine internationale Karriere
Während sich Biles ihren eigenen Trost verschaffte, hatten viele Menschen Mitgefühl für Dauser. Der war so oft in seiner Karriere von Verletzungen ausgebremst worden. „Schade um Lukas. Er hat alles riskiert, alles gegeben und kann sich nichts vorwerfen“, sagte Fabian Hambüchen, Reck-Olympiasieger von 2016 und ein enger Freund von Dauser, der nun seine internationale Karriere beendet.
Direkt im Anschluss an seinen Auftritt hatte er das noch offen gelassen und erzählt, dass er darüber nachdenke, wie es weitergehen könne. Etwas später am Nachmittag aber sagte er, dass er nur noch auf nationaler Ebene antreten werde. Ein paar Monate in der Bundesliga, dann könnte ganz Schluss sein. „Ich habe viel erreicht in meiner Karriere, darauf bin ich jetzt schon sehr stolz“, so der Unterhachinger.