Paris. Der Olympiasieger nimmt sein Herz in die Hand und ergreift die Flucht, doch am Ende fehlt die Kraft. Wellbrock scheitert im Vorlauf.

Nach dem Rennen brauchte er einen Moment der Ruhe, um sich wieder zu sammeln, um die Muskeln wieder zu Kräften kommen zu lassen. Lukas Märtens musste sich setzen. „Es tat alles weh, bis in die letzte Sehne“, sagte der Magdeburger in der La Defense Arena in Paris nach seinem Auftritt über 200 Meter Freistil. Er hatte alles gegeben, um seinem Olympiasieg über 400 Meter Freistil den nächsten Coup folgen zu lassen.

Doch der Schub seines Triumphes genügte nicht, um auch über die halb so lange Strecke in die Medaillenränge zu schwimmen. Die Enttäuschung hielt sich allerdings in Grenzen. „Es war ein sehr mutiges Rennen, ich hatte richtig Bock darauf, mit den Jungs zu fighten“, sagte der 22-Jährige, der schließlich Fünfter wurde beim Erfolg des Rumänen David Popovici. Auf Bronze und den US-Amerikaner Luke Hobson fehlten ihm 67 Hundertstelsekunden. Silber sicherte sich Matthew Richards aus Großbritannien.

Vier Augenringe für Olympia

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    Der Magdeburger geht das Rennen zu schnell an

    Lange hatte es danach ausgesehen, als könnte Märtens erneut auf das Podest klettern. Der Zweite der Weltjahresbestenliste über diese Distanz gab von Beginn an ordentlich Gas, lag die ersten drei Bahnen vorn. „Am Ende hat es leider nicht für eine Medaille gereicht, dafür war die letzte Bahn einfach zu langsam. Ich bin zu schnell angegangen. Viel zu schnell“, so Märtens, der mit seinem Sieg über die 400 Meter erstmals seit 36 Jahren wieder einen Beckenerfolg für die deutschen Schwimmer erringen konnte.

    Auch ohne Medaille setze Märtens eine ganze Reihe starker Leistungen fort. Einen Abend nach seinem Sieg über die 400 Meter gab es zwei vierte Plätze für die Athleten des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV). „Ich habe gekämpft ohne Ende, und dass es jetzt letztendlich so knapp geworden ist, ist schade. Aber ich freue mich natürlich auch, dass ich so weit gekommen bin“, sagte Melvin Imoudu (Potsdam), der über 100 Meter Brust nur um sechs Hundertstel an Bronze vorbeischwamm.

    Köhler wünscht sich mehr Anerkennung für gute Platzierungen

    Hinter ihm hatte auch Lucas Matzerath (Frankfurt) mit Platz fünf nah an den Medaillenrängen gelegen, ebenso wie Angelina Köhler über 100 Meter Schmetterling. Die Berlinerin hatte am Tag danach allerdings immer noch Schwierigkeiten, mit ihrer Enttäuschung umzugehen. „Innerlich sieht es noch nicht so toll aus bei mir“, sagte sie im Deutschen Haus.

    Köhler wünschte sich gleichzeitig generell mehr Anerkennung für Leistungen wie ihre oder die von Imoudu. „Man sieht immer nur die ganzen Medaillen und Trophäen, so wie jetzt Gold für Lukas, da habe ich mich auch sehr gefreut“, sagte die 23-Jährige: „Man sollte aber diese vierten Plätze auch würdigen. Es steckt genauso viel Leid und Schweiß dahinter.“

    Wellbrock gibt sich unbeeindruckt vom Vorlauf-Aus

    Während die andere bislang groß in Erscheinung traten, lief für Florian Wellbrock bei seinem ersten Auftritt in Paris nicht alles nach Plan. „Das kam doch ein bisschen überraschend. Beunruhigen tut mich das jetzt aber nicht“, sagte der sechsmalige Weltmeister nach seinem zwölften Rang über 800 Meter Freistil im Vorlauf.

    Das Finale verpasste der 26-Jährige damit, anders als der WM-Vierte Sven Schwarz (Hannover), nahm es allerdings nicht so schwer. Er hatte sich auf nationaler Ebene ohnehin nicht für diese Strecke qualifiziert und den Platz nur als Nachrücker erhalten. „Für meine beiden Topstrecken, die noch kommen, war es wichtig, dass ich die Chance jetzt genutzt habe“, so Wellbrock mit Blick auf die 1500 Meter im Becken und die zehn Kilometer im Freiwasser, bei denen er jeweils als Medaillenkandidat gilt.