Paris. Nach den Rücktritten der Topleute suchen die Wasserspringer nach Wegen, an frühere Leistungen anzuknüpfen. In Paris misslingt das.

Timo Barthel musste Buße tun, sich vor sich selbst rechtfertigen. Die vielen Jahre als Wasserspringer sind nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Deshalb hatte er sich einen Plan zurechtgelegt. Bei einer Medaille im Synchronspringen vom Turm „hätte ich meine Hose direkt im olympischen Dorf an den Nagel gehängt“, so der Hallenser. Doch die Medaille war am Ende weit weg: „So leid es mir tut für meinen Körper, ich muss vier Jahre dranhängen.“

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Der 28-Jährige erzählte das alles mit viel Humor, wobei er nach Rang drei bei der letzten Weltcup-Station schon auf mehr gehofft hatte. Doch das Niveau des olympischen Wettkampfs in Paris lag noch einmal auf einer ganz anderen Stufe. Überragende Chinesen, Briten, die dem kaum nachstehen. „Selbst mit unserer besten Leistung wären wir Sechste geworden“, sagte Barthel. Von ihren 409 Punkten waren Barthel und Jaden Eikermann (Aachen) aber weit weg, weil zu viele Fehler passierten.

Überragende Chinesen holen sich den Olympiasieg

Letztlich reichte es mit 364,41 Zählern nur zu Rang sieben. Lian Junjie und Yang Hao (490,35 Punkte) setzten sich vor Thomas Daley/Noah Williams (463,44) durch. Bronze holten Rylan Wiens/Nathan Zsombor-Murray aus Kanada (422,13). „Geisteskrank“ nannte Barthel die Leistungen an der Spitze und war stolz darauf, sich mit Eikermann überhaupt qualifiziert zu haben.

Die größten Chancen für die deutschen Wasserspringer sind somit schon nach den ersten beiden Wettbewerben verstrichen. In den Synchrondisziplinen schielten sie auf die Medaillenränge, wie Bundestrainer Christoph Bohm sagte. Ambitionen, die sich zum einen aus der Vergangenheit speisten, in Tokio gab es zwei Bronzemedaillen für die Synchronpaare. Zum anderen gibt es nur acht Startplätze, der Weg zum Ziel ist wesentlich kürzer als in den Einzeln.

Bestwert der Frauen reicht für Platz sechs

Doch schon bei den Frauen vom 3-Meter-Brett zeigte sich, dass die Hoffnungen kaum zu erfüllen sind. Lena Hentschel (Berlin) und Jette Müller (Rostock) landeten auf Rang sechs, wenn auch nur mit 13,59 Punkten Rückstand auf Platz drei. „Nach der kurzen Zeit, die wir seit November zusammen springen, sind wir mit einem persönlichen Bestwert aus diesem olympischen Finale rausgegangen“, sagte Hentschel.

Sie hatte in Tokio eine der beiden Bronzeplaketten gewonnen, damals an der Seite von Tina Punzel. Die hat ihre Karriere aber ebenso beendet wie Patrick Hausding, der zusammen mit Lars Rüdiger in Japan eine Medaille eroberte. Punzel und Hausding waren die Vorspringer, die besten deutschen Athleten. Mit ihren Rücktritten zeichnete sich ab, dass die Erfolge weniger werden würden. „Die Lücke kann man nicht schließen“, so Bohm.

In den Einzeln wird es wesentlich schwieriger

Das macht die Situation für das deutsche Team schwierig. Für die Synchron-Wettbewerbe der Frauen vom Turm und der Männer vom Brett konnten sich keine Paare qualifizieren. In den Einzeln sind die Herausforderungen ungleich größer. Obwohl Bohm sagt: „Bei den Männern ist vom Brett alles möglich.“ Dies gelte mit der Einschränkung, wenn Moritz Wesemann (Halle) oder Rüdiger (Berlin) das Finale erreichen würden.

Das ist schwer genug angesichts der Leistungen der Topleute. Was die Duos angeht, hat Eikermann durchaus eine Vorstellung, was sie in Zukunft noch weiterbringen kann. „Wir müssen mehr zusammen trainieren“, sagte er mit Blick auf das dezentrale System daheim. Beide werden sehen, was sich da machen lässt. Zunächst aber, sagt Barthel, müsse er zum „TÜV“, ein paar Operationen durchführen lassen, bevor Los Angeles angepeilt wird.