München. Dank eines Doppelschlages binnen fünf Minuten haben die Spanier Frankreich mit 2:1 (2:1) besiegt und das Finale bei der EM 2024 erreicht.

Spanien steht im Finale der Fußball-EM, und ein Star ist endgültig geboren. Angeführt von einem überragenden Lamine Yamal, 16, feierte der dreifache Europameister in München mit einem 2:1 (2:1) gegen Frankreich seinen sechsten Sieg im sechsten Turnierspiel. Es war von Beginn an ein fantastisches Match, an dem nicht nur die gewohnt kunstvollen Spanier ihren Anteil hatten – sondern auch die für ihren faden Fußball in den Spielen zuvor viel gescholtenen Franzosen.

Das frenetische Prozedere begann mit diversen Überraschungen. Kylian Mbappé spielte erstmals seit seinem Nasenbruch im Auftaktmatch gegen Österreich ohne Gesichtsmaske – und der Spanier Marc Cucurella wurde bei jedem Ballkontakt wüst ausgepfiffen. Die anwesenden deutschen Gastgeber drückten so ihre Indignation darüber aus, dass seine Ballberührung mit der Hand in einer seither viel diskutierten Szene des Viertelfinals zwischen Spanien und Deutschland den Schiedsrichter nicht zu einem Elfmeterpfiff animiert hatte. Was der Spieler dafür konnte? Es bleibt ein Rätsel.

Der Spanier Marc Cucurella musste sich im EM-Halbfinale gegen Frankreich einiges anhören.
Der Spanier Marc Cucurella musste sich im EM-Halbfinale gegen Frankreich einiges anhören. © AFP | MIGUEL MEDINA

Der spanische Anhang antwortete mit „Cucurella-Cucurella“-Sprechchören, doch dadurch wurden die Buhrufe natürlich erst mal nur noch lauter. Linksverteidiger Cucurella hatte zum Überfluss auch noch den undankbarsten Job in Spaniens Abwehr zu verrichten, denn Frankreichs Trainer Didier Deschamps beförderte auf rechts statt des eher gestaltenden Antoine Griezmann den vertikalen Tempospieler Ousmane Dembélé in die Startelf. Und der befindet sich anders als sein Vorgänger in Topform. Schon im zähen Viertelfinale gegen Portugal wirkte Dembélé so belebend, dass er als Einwechselspieler zum „Man of the Match“ ernannt wurde. Nun kreuzte er in der neunten Minute von rechts mit Ball in die Mitte und spielte perfekte auf den linken Flügel zum freien Mbappé. Dessen wunderbare Flanke aus dem Stand köpfte Randal Kolo Muani zwischen Innenverteidiger Aymeric Laporte und Cucurella zum 1:0 ein.

EM 2024: Spanien reagiert schnell auf den frühen Frankreich-Schock

Es war im sechsten Match das erste selbst erzielte Turniertor der Franzosen aus dem Spiel heraus – zuvor hatten sie nur per Elfmeter oder durch gegnerische Eigentore getroffen. Doch es sollte nicht ihre einzige Marke bleiben, die früh fiel. Denn innerhalb der folgenden Viertelstunde kassierten sie auch doppelt so viele Gegentreffer wie zuvor im gesamten EM-Verlauf. Und das lag zuvorderst an einer famosen Einzelaktion. Die Spanier waren nach dem Rückstand zunächst geschockt, immerhin sind die Franzosen angesichts von zuvor nur einem Sieg in acht Pflichtspielen auch so etwas wie ihr historischer Angstgegner. Doch ein 16-Jähriger denkt noch nicht an die Geschichte, ein Ein 16-Jähriger schaut nach vorn, und was Lamine Yamal, schon zuvor Spaniens gefährlichster Akteur, in der 78. Minute dort sah, war das Tor und davor seinen Gegenspieler Adrien Rabiot. Eine Täuschung nach links, eine nach rechts, und dann feuerte er den Ball fast ansatzlos mit Speed und Spin an den linken Innenpfosten. Es war nicht weniger als ein Traumtor, das die Zuschauer atemlos zurückließ.

Einen Tag vor dem Finale gegen England oder die Niederlande wird Lamine seinen 17. Geburtstag feiern. Im letzten Spiel davor avancierte der jüngste Spieler in der Geschichte eines großen Turniers auch zum ersten 16-Jährigen, dem ein Tor gelang. „Wenn Yamal ein Finale spielen will, muss er mehr zeigen als bisher“, hatte just Rabiot vor dem Match noch gestichelt. Jetzt hatte er die Bescherung.

Das Siegtor der Spanier: Jules Koundé (rechts) fälscht Dani  Olmos Schuss unglücklich ab.
Das Siegtor der Spanier: Jules Koundé (rechts) fälscht Dani Olmos Schuss unglücklich ab. © AFP | FABRICE COFFRINI

Die Spanier versetzte das Tor des Kükens in einen Rausch, der auch den Oldie des Teams erfasste. Jesus Navas, 22 Jahre älter als Yamal, hinter dem die rechte Seite verteidigte, stieß für eine Flanke mit nach vorn. Die französische Abwehr konnte nur unkontrolliert abwehren, und was Dani Olmo danach anstellte, stand dem Ausgleichstreffer in ästhetischer Qualität kaum nach. Der Profi aus Leipzig lupfte den Ball in hoher Geschwindigkeit an Aurélien Tchouaméni vorbei und drosch ihn so hart aufs Tor, dass Jules Koundé ihn bei seiner Rettungsaktion nur noch über die Linie befördern könnte. Es lief die 25. Minute, und das Match war gedreht.

EM 2024: Spanien verwaltet nach der Pause, Frankreich fällt nichts mehr ein

Die zweite Halbzeit war geprägt von einem Sturmlauf der Franzosen gegen Spanier, die auf den definitiven Entscheidungskonter lauerten. Yamal hätte in der 81. Minute beinahe ein ähnliches Oeuvre wie zuvor vollbracht, doch sein Schuss strich minimal am Tor vorbei. Auf der anderen Seite zog Mbappé in der 86. Minute mit Tempo vom linken Flügel nach innen und tauchte so allein vor Torwart Unai Simón auf. Eigentlich ein sicheres Tor bei ihm. Aber nicht gestern. Der Ball landete über dem Tor, und der Star dieser EM heißt nicht wie im Vorfeld erwartet Mbappé. Sondern Lamine Yamal.