Stuttgart. Toni Kroos verlässt die Bühne nach dramatischem EM-Aus. DFB-Trainer Julian Nagelsmann schwärmt von ihm als Fußballer - und noch mehr als Mensch.

Um den Stellenwert von Toni Kroos in der Fußballhistorie einschätzen zu können, musste man den 34-Jährigen nach Abpfiff des EM-Viertelfinals gegen Spanien (1:2 nach Verlängerung) studieren. Kroos wurde von den deutschen Fans im Stuttgarter Stadion gehuldigt, es kribbelte dann aber, als der Mittelfeldspieler vor die Gästekurve trat. Er applaudierte, und die Anhänger der spanischen Nationalelf klatschten ebenso Beifall, um Kroos ein Denkmal zu setzen.

Viele Jahre hat er bei Real Madrid die Fäden gezogen, fünfmal mit den Königlichen die Champions Leauge gewonnen. Er hört nun auf als erfolgreichster deutscher Fußballer der Geschichte. „Die Karriere von Toni kann man nicht hoch genug einschätzen“, sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann. „Was alle sehen, sind seine Erfolge, die vielleicht für immer einmalig bleiben werden. Was noch höher anzusiedeln ist, ist sein Charakter, wie er als Mensch ist, wie er in einem für ihn sehr traurigen Moment zur Mannschaft spricht, welche Rolle er sich gibt – keine, die besonders ist. Er sieht sich immer als Teil der Gruppe, diese menschliche Seite ist außergewöhnlich.“

Rückkehr von Toni Kroos war ein Coup für DFB-Team

Kroos war im März von Nagelsmann reaktiviert worden, schnell war festzustellen, dass dem 36-Jährigen damit ein Coup gelungen war. Kroos trieb der Gedanke an, noch einmal ein Heim-Turnier erleben zu können, und den schon prallgefüllten Trophäenschrank um den silbernen EM-Pokal erweitern zu können. Seine Mission ist nun äußerst dramatisch gescheitert. „Dieser Traum ist jetzt geplatzt, auch wenn wir in den nächsten Tagen realisieren, dass wir ein gutes Turnier gespielt haben. Wenn man so nah dran ist, ist es extrem bitter.“

Spain v Germany: Quarter-Final - UEFA EURO 2024
Toni Kroos und Bundestrainer Julian Nagelsmann. © Getty Images | Alexander Hassenstein

Kroos erlebte zum Abschied sicherlich nicht seine beste Partie, er musste gleich zu Beginn mehr als Zweikämpfer als als Regisseur zur Tat schreiten – und hatte Glück, dass etwa sein rüdes Einsteigen gegen Pedri, der dann verletzt vom Platz musste, nicht mit Gelb bestraft worden ist. Kroos, Weltmeister von 2014, hinterlässt aber mehr als die Gewissheit, bei der Heim-EM für schöne Momente gesorgt zu haben. „Ich bin froh, wenn ich da ein bisschen mithelfen konnte, dass wir in Fußball-Deutschland wieder die Hoffnung haben und den Anspruch haben, weiterzukommen. Und ich bin auch überzeugt, dass die Mannschaft das in Zukunft schafft.“ Bei der WM 2026 dann aber ohne Toni Kroos.