Hannover. Die deutschen 3x3-Basketballerinnen fahren zu den Olympischen Spielen nach Paris. Sonja Greinacher steht damit vor der schwersten Entscheidung ihrer Karriere.
Die meisten Zuschauer auf den steilen Rängen neben dem Court hält es schon nicht mehr in ihren Sitzen. Mehr als 3000 sind gekommen, um sich das Halbfinale im ungarischen Debrecen anzusehen. 17:17, Ungarn gegen Deutschland. Der Sieger steht im Finale des Qualifikationsturniers und hat damit das Ticket für die Olympischen Spiele gelöst.
Augenblicke vor der Schlusssirene bekommt Svenja Brunckhorst den Ball und wirft von der Zwei-Punkte-Linie. Geht er in den Korb, haben die deutschen 3x3-Basketballerinnen es geschafft. „Als Svenja den Ball losgelassen hat, wusste ich schon, dass er reingeht. Der sah so gut aus. Ich habe so oft im Training gesehen, wie sie diesen Ball genommen hat. Ich wusste es einfach“, sagt Sonja Greinacher (31) – und sie sollte Recht behalten. Mit der Schlusssirene verstummen die meisten Zuschauer, die zuvor noch den Gastgeberinnen zugejubelt hatten, während das deutsche Team, zu welchem neben Greinacher und Brunckhorst noch Marie Reichert und Luana Rodefeld gehören, in Jubel ausbricht. „Wahnsinn. Wir haben es geschafft“, fasst die gebürtige Essenerin Sonja Greinacher ihre Gedanken in diesem Moment zusammen. Das Ticket für Paris (26. Juli bis 11. August) ist gelöst, auf das Finalspiel gegen die Polinnen wird verzichtet.
Eine Sportlerin, zwei Olympia-Qualifikationen: Sonja Greinacher muss sich entscheiden
Die Teilnahme bei den Olympischen Spielen – es ist der Traum eines jeden Sportlers, einer jeden Sportlerin. Für Sonja Greinacher steht er auf der Zielgeraden ihrer Karriere kurz bevor. Doch wird die 1,88 Meter große Basketballerin in Lille beim Fünf gegen Fünf auflaufen oder auf dem Pariser Place de la Concorde bei Streetbasketball dabei sein, das erst zum zweiten Mal zum olympischen Programm gehören wird? Beides wäre möglich.
Mit den Hallen-Basketballerinnen ist sie ebenfalls schon qualifiziert. Welche Qualifikation emotionaler für sie war, vermag die 31-Jährige nicht zu sagen: „Beim Fünf gegen Fünf war es schon überraschend, dass wir uns überhaupt in die Qualifikation spielen konnten. In Brasilien waren es dann drei einzelne Spiele, wobei wir vor dem letzten schon einen kleinen Puffer hatten. Beim 3x3 hingegen war es wirklich ein Sieg mit der letzten Sekunde.“ Anders als beim herkömmlichen Basketball wird beim 3x3 mit je drei Spielerinnen auf einem kleineren Feld auf nur einen Korb gespielt. Auch die Spielzeit ist mit zehn Minuten deutlich kürzer. „Generell ist dort alles etwas schneller und dadurch ein bisschen intensiver“, sagt Sonja Greinacher.
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Schwierigste Entscheidung der Karriere für Basketballerin Greinacher
Vor wenigen Wochen hieß es noch „Was wäre, wenn“. Nun muss eine Entscheidung, vielleicht sogar die schwierigste der Karriere, folgen. „Jetzt ist es wirklich so weit“, sagt Sonja Greinacher, die bereits aus der eigentlichen Nationalmannschaft zurückgetreten war und sich aufs 3x3 konzentriert hatte, dann aber doch von Bundestrainerin Lisa Thomaidis wieder fürs DBB-Team nominiert wurde. Aus ihrer Stimme klingen Erstaunen und zugleich Stolz durch: „Für den deutschen Frauen-Basketball ist das so krass. Mit zwei Mannschaften bei Olympia dabei zu sein, ist einfach Wahnsinn.“
In den kommenden Tagen wollen Svenja Brunckhorst und sie sich beraten, die Entscheidung treffen wird dann jede für sich. Möglich also, dass die langjährigen Mannschaftskolleginnen und Freundinnen nicht gemeinsam in Paris auf dem Court stehen. „Ich glaube, für uns ist es das Wichtigste, dass jeder sich dafür entscheidet, wo sein Herz ist. Aber natürlich habe ich es mir immer vorgestellt, dass wir unsere Karriere zusammen beenden und so ein Highlight zusammen erleben“, sagt Sonja Greinacher. Sie ist sich noch nicht sicher, welche Antwort sie auf die Frage geben kann, die ihr aktuell nicht nur Familie und Freunde stellen. „Es kam schon sehr viel Resonanz“, sagt sie.
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Deutscher NBA-Star Dirk Nowitzki gehört zu den ersten Gratulanten
Zu den ersten Gratulanten gehörte auch der deutsche Basketball-Star schlechthin: Dirk Nowitzki (45) verfolgte die Spiele im Stream, gratulierte Sonja Greinacher via Instagram zur zweiten erfolgreichen Qualifikation „und sagte, dass ich die Mädels drücken soll“. Sonja Greinacher lernte den NBA-Champion von 2011 mit den Dallas Mavericks im April des vergangenen Jahres kennen, als sie in Manila gemeinsam die Frauen-Weltmeisterschaft 2026 in Deutschland bewarben. „Er hat schon die Europameisterschaft verfolgt und jetzt nochmal geschrieben.“ Die nächste Gratulation vom German Wunderkind, wie Nowitzki in den USA genannt wurde, könnte dann zum guten Abschneiden bei den Olympischen Spielen folgen.