Leverkusen. Bayer Leverkusen holt sich die erste Meisterschaft. Vergangene Bayern-Konkurrenten stellt die Werkself bloß, vor allem den BVB. Ein Kommentar.
An diesem Sonntag hat der frühere Fußballprofi Emerson nichts lieber getan, als seine eigenen Worte gefressen. Und zwar mit einem Sahnehäubchen drauf. Als Angestellter von Bayer Leverkusen echauffierte er sich vor 24 Jahren über das titelverbauende 0:2 in Unterhaching und prophezeite aus der Wut heraus: „Leverkusen wir nie etwas gewinnen. Nie, nie, nie!“ Der heute 48 Jahre alte Emerson sollte sich täuschen und hat am Sonntag im ausrangierten Bayer-Trikot mit der Zehn auf dem Rücken mit die erste Deutsche Fußball-Meisterschaft für den SV Bayer 04 Leverkusen gefeiert.
Der BVB jammert, Bayer Leverkusen holt den Titel
Aus dem einstigen Vizekusen ist nun also ein Meisterkusen geworden. Und wer sich nicht aus Vereinsverblendung und Ignoranz dem Anstand versperrt, kann dieser Mannschaft, diesem Trainer Xabi Alonso nur zu einer herausragenden Leistung gratulieren. Bayer Leverkusen hat der Bundesliga in der ja noch nicht einmal beendeten Spielzeit unzählige Stunden wunderbaren Fußballs geschenkt. Voller Raffinesse und Ästhetik, voller traumhafter Tore und betörender Siege. Und noch wichtiger: Der Verein hat den Fans den Glauben daran zurückgegeben, dass der Meister am Ende nicht ausschließlich Bayern München heißen muss. Wenn Planung eines mitreißendes Teams und Umsetzung einer Strategie mit höchster Professionalität durchgezogen werden, wenn auch aufs Glück Verlass ist.
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Dass ausgerechnet ein lange Jahre als Pillendreher verspotteter Klub nun die Regentschaft der Münchener unterbricht, muss deren Widersachern der vergangenen Jahre ein größerer Dorn im Auge sein als ein neuerlicher zwölfter Titel für den FC Bayern. Immer und immer wieder schlüpften die Verantwortlichen von Borussia Dortmund in jüngerer Vergangenheit ins Opfermäntelchen. Der Rekordmeister gebe ja so viele mehr Millionen Euro als man selbst aus, dass schwarz-gelbe Ziele mit den viel bescheideneren Mitteln ja gar nicht umsetzbar seien. Bayer Leverkusen hat diese Ausrede eindrucksvoll widerlegt. Nicht mit dem breitesten, aber dem besten Kader der Spielzeit; mit Perfektion, Vielseitigkeit, Effektivität und angenehmer Zurückhaltung. Der Debüt-Titel basiert auf eigener Leistung und nicht auf Schwäche der Münchener: Mit 79 Punkten fünf Spieltage vor dem Saisonausklang hätten die Rheinländer den Bayern fünf von deren elf vergangenen Meisterschaften stibitzt.
Bayer Leverkusen weckt die Rachegelüste beim FC Bayern München
Wer weiß, ob diese Mannschaft trotz blendender Aussichten nur eine Momentaufnahme der Bundesliga bleiben wird. Der Profifußball ist so ein schnelllebiges Geschäft, dass die Leverkusener die Meisterschaft nun mit jeder Faser genießen sollten. Selbst wenn vielleicht mit dem DFB-Pokalfinale und einem Siegeszug in der Europa League ja noch etwas obendrauf kommt. Die neue Saison mit gestiegenen Ansprüchen und Erwartungen wird nicht lange auf sich warten lassen, branchenbedingt danach auch vielleicht der Verkauf von mehreren Leistungsträgern. Worauf sich Meisterkusen aber jetzt schon mal einstellen kann: auf einen FC Bayern München, der erstmals nach elf Meisterjahren den dringenden Bedarf sieht, sich mal wieder verbessern zu müssen.