Freiburg. Christian Streich tritt im Sommer ab. Der Freiburger Trainer war stets authentisch und vor allem ein großer Fachmann. Eine Würdigung
Christian Streich hat es weit gebracht, der Trainer des SC Freiburg hat sich über die Jahre sogar als eine Maßeinheit in der Bundesliga etabliert. Gerade Fans und Verantwortliche des FC Schalke und des Hamburger SV werden das kennen: Immer wieder wurde ihnen vorgerechnet, wie viele Trainer ihre Klubs verschlissen hatten, während Streich mit der Freiburger Trainerbank regelrecht zu verwachsen schien. Wobei, das Bild stimmt so natürlich nicht: Während der Spiele war Streich ein brodelnder Vulkan, den es selten auf seinem Platz hielt. Aber er brodelte eben erfolgreich, weshalb er sich über zwölf Jahre in seinem Amt hielt, während Schalke wie der HSV in dieser Zeit inklusive aller Interimstrainer 17 verschiedene Übungsleiter beschäftigte – und vielleicht kommen ja noch welche hinzu, bevor Streich im Sommer aus eigenem Antrieb aufhört.
Dabei wollte man doch auch auf Schalke immer einen wie Streich. Einen, der zum Klub passt, der authentisch ist und dabei auch noch erfolgreich, der schönen Fußball spielen lässt und eine Mannschaft nachhaltig entwickelt. Vor vielen Jahren wollte man sogar den echten Streich, führte sogar Gespräche, doch der Ur-Freiburger mochte seinen Klub dann doch nicht verlassen. Es gehört zu Streichs Stärken, dass ihm seine Grenzen immer bewusst waren. Und man kann sich sicher sein, dass Schalke mit seinem hochkomplexen Umfeld den sensiblen Streich mindestens sehr nah an diese Grenzen geführt hätte.
Christian Streich blieb stets authentisch
So aber blieb er in seinem Umfeld, in seinem Klub, für den er insgesamt 29 Jahre erst als Jugend-, dann als Co- und schließlich als Cheftrainer arbeitete. Und vor allem: Er blieb bei sich. Der Trainer Streich ist ja auch deswegen weit über die Grenzen Freiburgs beliebt, weil er stets authentisch war. Wenn er in seinem sympathischen Dialekt ein Fallrückziehertor des großen Zlatan Ibrahimovic erklärte, hatte er die Lacher auf seiner Seite, wenn er sich entschieden gegen Rassismus stellte, bewies er Haltung.
Aber Streich war nicht nur ein sympathischer Gute-Laune-Onkel, er war vor allem ein hervorragender Fachmann. In der Jugend bildete er viele Bundesligaspieler und so manchen Nationalspieler aus. Als Cheftrainer machte er gemeinsam mit den klugen Vorständen Oliver Leki und Jochen Saier aus einer Fahrstuhl- eine etablierte Bundesligamannschaft mit wiederkehrenden Europapokalteilnahmen. Im Sommer wird eine herausragende Persönlichkeit die Bundesliga-Bühne verlassen. Und man kann sicher sein: Einen wie Christian Streich wird es nicht noch einmal geben.