Essen/München. Wie der FC Bayern die Liga beendet, kann Thomas Tuchel egal sein. Den letzten möglichen Titel zu holen, würde den Bossen schaden. Ein Kommentar.
Mit ein bisschen Zynismus gesagt: Man muss Thomas Tuchel und dem FC Bayern dankbar sein für den Lastminute-Sieg über RB Leipzig. Somit bleibt es elf Spieltage vor Ende der Spielzeit bei einem Vorsprung von lediglich acht Punkte für den Spitzenreiter Bayer Leverkusen. Nicht auszumalen, welch‘ Langeweile zu beklagen wäre, würde die Dominanz dieser feinfüßigen Werkself bereits Mitte April in die erste Deutsche Meisterschaft münden. Schlimm, einen Titelträger sechs Runden vor Saisonschluss will doch wahrlich niemand sehen.
Wird Bayern München nicht Meister, wird der Rekordmeister sauer
Aktuell also acht Zähler vor dem Rekordchampion und gar 17 vor Borussia Dortmund, sollte der BVB am Sonntag gegen die TSG Hoffenheim gewinnen – dieses schier unbesiegbare Bayer Leverkusen wird den deutschen Fußball von der längsten Meister-Serie seiner Geschichte erlösen, sofern nichts Unerklärliches oder Unerwartbares mehr eintritt.
+++ Aus beim FC Bayern: Thomas Tuchel ist krachend gescheitert +++
Wobei: So eine stibitzte Schale löst beim FC Bayern immer Wut und Lust nach Wiedergutmachung aus; Schwarz-Gelb kann seit 2012 ein Liedchen davon singen. An der Säbener Straße wird schon jetzt alles dafür getan, die kaum zu verhindernde Meisterschaft von Bayer Leverkusen als Betriebsunfall aussehen zu lassen, begleitet von personellen Änderungen an der Isar wie am Rhein.
Der FC Bayern hat nach zuletzt drei Pleiten in Serie die Trennung von Thomas Tuchel zum Saisonende kommuniziert – und den Spielern damit ein Alibi für die restlichen Partien genommen. Das Tuchel-Aus bedeutet für die Kimmichs und Goretzkas dieser Mannschaft: Ihr werdet zum Saisonende von eurem Trainer erlöst, also zeigt uns, dass ihr die Richtigen seid, mit denen wir unsere Zukunft bauen wollen. Immerhin ist auf die Treffsicherheit von Torjäger Kane noch Verlass.
Thomas Tuchel zieht weiter, der FC Bayern wird weiter Fußball spielen
Thomas Tuchel, der ja die Klarheit so schätzt und auf die daraus resultierende Freiheit baut, kann es herzlich egal sein, wie die Münchener die Liga abschließen werden. Ob als Zweiter oder Dritter – schlimmer wird’s schon nicht werden angesichts der hinter ihnen klaffenden Lücke zum VfB Stuttgart und BVB –, der 50-Jährige wird weiterziehen, und der FC Bayern wird auch weiter Fußball spielen. Dennoch haben der Trainer und seine Spieler noch etwas zu verlieren. Auch wenn es gerade schwer vorstellbar ist, können noch bis zu sechs Spiele in der Champions League folgen.
+++ Tuchel muss gehen: Kimmich und Goretzka sollten folgen +++
Dem Mann den Laufpass gegeben zu haben, der dem Klub den siebten Triumph in der Königsklasse beschert, wäre zu köstlich, würde die Münchener Bosse blamieren und würde auch zu dieser verrückten Bayern-Saison passen.