Essen. Die vermeintlichen Führungsspieler der deutschen Nationalmannschaft kriseln vor sich hin. Kein gutes Zeichen vor der Heim-EM im Sommer.
Es brauchte schon den Schlusspfiff am Sonntag, damit Joshua Kimmich einmal Leidenschaft zeigt. Er geriet nach der 2:3-Niederlage seines FC Bayern beim VfL Bochum mit Co-Trainer Zsolt Löw aneinander. Auf dem Platz versprühte er dieses Feuer kaum, seine Kollegen allerdings auch nicht. Weder Leon Goretzka noch Leroy Sané spielten mit breiter Brust, technisch unterliefen ihnen Fehler. In Bochum, bei der dritten Niederlage des Rekordmeisters in Serie, wurde deutlich: Die Ursache der Bayern-Probleme liegt zu tief, als dass eine reine Trainer-Diskussion über Thomas Tuchel gerechtfertigt wäre.
Die deutschen Nationalspieler, die eigentlich beim FC Bayern Führungspersonen sein sollen, an denen sich die Teamkollegen hochziehen können, sind derzeit ein Schatten ihrer selbst. Weder Goretzka, Kimmich noch Leroy Sané kommen auch nur in die Nähe ihrer eigenen Ansprüche – sowohl auf als auch neben dem Feld. Statt den FC Bayern wachzurütteln, voranzugehen, versteckt sich die Generation, auf der so viele Stücke gehalten wurden. Das eint den aktuellen Tabellen-Zweiten immerhin mit Klubs wie Borussia Dortmund. Dort fallen etwa Emre Can und Niklas Süleauch nicht dadurch auf, dass sie auf dem Platz vorangehen.
Bedenken statt EM-Euphorie
Problematisch werden die Formkrisen der Spieler nicht nur für die Klubs – sondern auch für Bundestrainer Julian Nagelsmann. Gerade Kimmich, Goretzka und Co. sind auch im DFB-Team als Führungsspieler für die Heim-Europameisterschaft im kommenden Sommer eingeplant. Zudem fehlen Serge Gnabry und Antonio Rüdiger derzeit verletzt. Aufkommende EM-Euphorie, weil die Starspieler in ihren Mannschaften auftrumpfen? Mitnichten. Vielmehr machen sich vielerorts schon jetzt Bedenken breit.
Immerhin: In Leverkusen sticht ein Florian Wirtz heraus. Aber auch er wird im Sommer nicht der alleinige Heilbringer sein können. Wie immer gilt: Ist der FC Bayern gut, ist es auch die deutsche Nationalmannschaft. Derzeit sind aber alle Beteiligten weit davon entfernt.