Frankfurt. Die deutschen Profiklubs stimmen knapp für einen Investoreneinstieg. Ob daraus eine Erfolgsgeschichte wird? Fraglich. Ein Kommentar
Natürlich fielen die Reaktionen unterschiedlich aus, das war ja genauso zu erwarten. Vertreter der Fanszenen schäumten, in der Deutschen Fußball-Liga und bei den meisten Profiklubs herrschte nach dem Votum für einen Investoren vor allem: Erleichterung. Denn eine erneut gescheiterte Abstimmung wäre schon ein fatales Zeichen der Uneinigkeit im deutschen Fußball gewesen – und eine gewaltige Belastungsprobe für die Solidarität unter den so unterschiedlichen Profiklubs. Nach der ersten gescheiterten Abstimmung im Frühjahr hatten unter anderem die Vertreter der Bundesliga-Schwergewichte Bayern München und Borussia Dortmund im ersten Schock sehr laut über das Ende der Zentralvermarktung nachgedacht.
Dazu wird es nun nicht kommen, aber Friede, Freude Eierkuchen herrscht dennoch nicht im Profilager: Zwölf Klubs immerhin, also ein Drittel aller Klubs, verweigerten auch diesmal die Zustimmung, nachdem die Ligaspitze weitreichende Zugeständnisse gemacht hatte. Das zeigt: Die DFL tut sich schwer mit langfristigen strategischen Entscheidungen, zu unterschiedlich sind die Klubs in ihrer Struktur, ihren Gremien und vor allem ihrer finanziellen Situation.
Der DFL-Abstimmung droht ein juristisches Nachspiel
Wenn es ganz dick kommt, droht auch noch ein juristisches Nachspiel: Bei Hannover 96 liegt Geschäftsführer Martin Kind im Dauer-Clinch mit der Klubführung, die gemäß 50+1-Regel das Sagen haben müsste und Kind angewiesen hatte, mit Nein zu stimmen, obwohl der als Befürworter gilt. Und, hat er? „Es war doch eine geheime Wahl“, sagte Kind grinsend. Eine geheime Wahl, bei der eine Ja-Stimme weniger den Unterschied gemacht hätte.
So oder so: Für die Zukunft des deutschen Fußballs ist die Zerstrittenheit auf vielen Ebenen keine sonderlich beruhigende Nachricht – und ob der Investor eine Erfolgsgeschichte werden wird, ist ja noch gar nicht klar. Das Zinsumfeld hat sich gegenüber dem Frühjahr merklich verschlechtert, was für die DFL bedeutet: Sie erhofft sich nun bis zu einer Milliarde Euro für maximal acht Prozent der Medienrechte-Einnahmen der kommenden 20 Jahre. Im Frühjahr waren es noch rund zwei Milliarden für 12,5 Prozent. Und wer nachrechnet, wird feststellen: Für die Liga lohnt sich das Geschäft erst dann, wenn die Medienrechte in Zukunft für deutlich mehr Geld vergeben werden. Genau das soll mit dem Deal und den daraus resultierenden Investitionen ja auch erreicht werden. Ob es gelingt? Offen.