Düsseldorf. Dauer-Krisen-Modus beim FC Schalke 04: Nach der 3:5-Niederlage bestraften die Königsblauen Thomas Ouwejan. Nun kommt es zu einem Keller-Knaller.

Am späten Sonntagabend gab es noch einmal einen Knall beim FC Schalke 04, einen von gefühlt unzähligen an einem Wochenende, an dem der so stolze, aber abgestürzte Traditionsklub zum wiederholten Mal in dieser Saison, sogar in den vergangenen vier Jahren, ein miserables, unwürdiges Bild abgab. Auf allen Ebenen. Am Tag nach der 3:5 (0:3)-Pleite bei Fortuna Düsseldorf, und das Ergebnis klingt knapper, angenehmer als das Spiel war, bestraften die Schalker Linksverteidiger Thomas Ouwejan. Ein Sündenbock für ein missratenes Spiel?

Schalke trifft am Freitag auf den VfL Osnabrück

33 Minuten waren um in Düsseldorf, als Trainer Karel Geraerts dreimal auswechselte – und Ouwejan war auch dabei. Der wütete lautstark und mit unmissverständlichen Gesten, verweigerte Geraerts den Handschlag, schubste Lizenz-Leiter Gerald Asamoah weg. „Der Respekt vor dem Verein, den Fans, den Kameraden und dem Staff ist mir sehr wichtig. Deshalb ist diese Sanktion unvermeidlich“, sagte Geraerts am Sonntag. Ouwejan erhielt eine Geldstrafe, trainiert eine Woche mit der U23 und verpasst das Heimspiel gegen den VfL Osnabrück (Freitag, 18.30 Uhr/Sky).

Dies ist, und allein das klingt schon unglaublich, ein wegweisendes Spiel im Tabellenkeller, beide Vereine fürchten aktuell den Fall in die Dritte Liga, und bei beiden Vereinen gibt es aktuell wenig Hoffnungen, dass sich die Situation langfristig drehen könnte.

Ich habe mich geschämt.
Schalke-Sportdirektor André Hechelmann

Woran das bei den Schalkern liegt? 35 Minuten lang, wie schon bei der 1:2-Blamage gegen No-Name-Aufsteiger Elversberg vor zwei Wochen, ließen sie alles vermissen, was eine Fußballmannschaft auszeichnet. Schalke führte keinen vernünftigen Zweikampf, die Körpersprache war katastrophal, das Offensivspiel kaum vorhanden und vier Fortuna-Tore durch Vincent Vermeij (13./26.), Felix Klaus (19.) und Christos Tzolis (65.) entstanden nach Slapstick-Fehlern der Schalker. Gute 20 Minuten nach der Pause genügten S04, um durch Marcin Kaminski (57.), Tomas Kalas (74.) und Bryan Lasme (75.) auf 3:4 heranzukommen, aber Jona Niemiec (90.+4) entschied das wilde Spektakel. Doch kein Schalker redete später über diese drei Tore.

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Sportdirektor André Hechelmann beispielsweise nicht. In der Halbzeitpause hatte er in der Kabine das Wort ergriffen, lautstark gepoltert – auch wenn es seinem freundlichen Naturell eigentlich nicht entspricht. „Ich habe mich geschämt“, sagte Hechelmann. „Es geht um Haltung, um Ehre. Es tut mir im Herzen weh für alle, die angereist sind.“ Auch Abwehrchef Kaminski, der bei aller Erfahrung aktuell zu vergessen scheint, wie Defensivarbeit funktioniert, war fassungslos: „Das ist unerklärlich. So geht es nicht.“ Torwart Ralf Fährmann, der die meisten der unwürdigen Spiele miterlebt hatte, sagte: „Es war einfach ein Tiefschlag, einfach schlecht von uns. Mit so einer ersten halben Stunde hast du es nicht verdient, egal wie knapp das am Ende noch war.“ Selbstkritik können die Profis, das zeigten sie auch schon nach den nicht weniger miserablen Leistungen in Braunschweig (0:1), Karlsruhe (0:3) und Paderborn (1:3) sowie gegen Elversberg. Doch was folgte bisher daraus? Nichts.

Schalke-Fans verlassen das Stadion in der Halbzeitpause

Geraerts und Hechelmann riefen nach dem Spiel offiziell aus, was die Spieler nun erwartet. „Abstiegskampf. Punkt“, sagte Hechelmann. „Das ist Abstiegskampf. Da musst du bereit sein, kämpfen.“ Auch Fährmann sieht das so: „Wer etwas anderes behauptet, der verschließt die Augen.“ Drei Punkte fehlen den Schalkern bis zum rettenden 15. Platz, die Tordifferenz ist schlecht. Kein Verein von der Ersten bis zur Dritten Liga musste mehr Gegentore hinnehmen als die Schalker: 33 nach 14 Spielen bedeuten 2,3 Gegentore im Schnitt pro Spiel. „Ich hoffe, jeder hat den Ernst der Lage verstanden. Wenn nicht, werde ich es den Spielern sagen. Es ist nicht fünf vor zwölf, es ist zwölf Uhr“, sagte Geraerts.

Die Fans, rund 15.000 waren mit nach Düsseldorf gefahren, wissen das. Viele verließen das Stadion bereits in der Halbzeitpause. Auch das war eine Randepisode dieses miserablen Wochenendes.