Dortmund. Bei der Mitgliederversammlung kritisiert BVB-Boss Watzke die Medien. Das ist sein gutes Recht - aber bitte nicht so. Ein Kommentar

Hans-Joachim Watzke ist ein Mann pointierter Worte. Wer den Geschäftsführer von Borussia Dortmund reden hört, wird sich höchst selten langweilen. Aber wie das so ist, wenn man oft in freier Rede klare Meinungen vertritt: Manchmal vertritt man sich dabei. So wie Watzke, der den 4:2-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach nutzte, um bei der Mitgliederversammlung des Klubs seine Mannschaft in Schutz zu nehmen gegen Kritik von außen. Das ist sein gutes Recht, ehrlich gesagt sogar seine Pflicht als Klubboss. Und selbstverständlich darf Watzke wie jeder andere Mensch in diesem Land die Medien und die Journalisten kritisieren, Anlass gibt es ja oft genug – das müssen wir für unsere Branche selbstkritisch einräumen.

Am Sonntag aber fielen dann Sätze, mit denen der BVB-Boss ein gutes Stück übers Ziel hinausschoss, etwa dieser: „Wir lassen es nicht zu, dass man uns zerstören will, nur weil man dadurch mehr Klicks generiert.“ Das unterstellt jedem Journalisten, der den BVB kritisiert, dass er das ja nur in finsterer Absicht machen kann und sich dafür im Zweifel auch die Realität zurechtbiegt.

Der BVB hat immer wieder Anlass zu Kritik geboten

Dabei ist die Wahrheit meist viel simpler: Die Medien zeichnen dann ein schlechtes Bild des Klubs, wenn dieser schlechten Fußball spielt. Und damit sind wir wieder beim BVB. Der hat in der laufenden Saison immer wieder Anlass zu Kritik geboten. Oft traf es den dargebotenen Fußball. Denn Dortmund hat ordentlich gepunktet in der Liga, in der Champions League sowieso, aber die spielerischen Auftritte blieben oft deutlich unter den Möglichkeiten, die diese Mannschaft haben müsste.

Gegen Spitzenklubs wird es so eng, diese Kritik war oft zu lesen. Man mag diese Kritik als überzogen einstufen, aber sie bewahrheitete sich in den Spielen gegen den FC Bayern und den VfB Stuttgart. Und sie ist noch lange nicht ausgeräumt nach einem 4:2 gegen Borussia Mönchengladbach, erst recht nicht nach der desaströsen Anfangsphase. In den kommenden Wochen hat der BVB nun genügend Gelegenheiten, die Kritiker zu widerlegen – er sollte es aber besser auf dem Platz als am Rednerpult tun.