Paris. PSG will mit einer neuen Transferstrategie die Champions League gewinnen. Der nächste Anlauf beginnt am Dienstag gegen den BVB.

Der 14. Februar 2023 sollte bei Paris Saint-Germain noch nachhallen. Kylian Mbappé trat vor die Mikrofone und Kameras im Prinzenparkstadion. Der französische Ausnahmestürmer war nach der 0:1-Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Bayern München mitteilungsbedürftig. „Wir werden dorthin fahren“, kündigte der 24-Jährige mit Blick auf das Duell in München an, „um zu gewinnen und uns zu qualifizieren.“ Dann aber ließ er einige Spitzen folgen: „Es ist wichtig, dass alle unsere Spieler gesund sind. Jeder muss gut essen, gut schlafen und sich optimal vorbereiten.“

Es waren Anspielungen, die auf Profis abzielten, deren Lebensweisen diese Berufsbezeichnung seiner Meinung nach nicht verdienten. Doch Mbappés Botschaft war offenbar nicht angekommen. 0:2 verlor PSG im zweiten Duell und verpasste den Einzug ins Viertelfinale. Wieder mal war der Klub gescheitert.

Mbappé wollte daraufhin die Option, seinen 2024 auslaufenden Vertrag zu verlängern, nicht wahrnehmen. Ein Affront für Vereins-Chef Nasser Al-Khelaifi, der androhte, den Stürmer auf die Tribüne zu setzen. Dies war der Beginn eines unsäglichen Kräftemessens, das Mbappé schließlich gewann. Nach nur einem Spiel begnadigten ihn die Verantwortlichen und nahmen den Spieler aus dem Pariser Vorort Bondy wieder in den Kader auf. Eine Wiederannäherung, die auch auf eine neue Transferstrategie zurückzuführen ist, die Mbappés Forderungen nachkommt.

Erneut große Investitionen bei PSG

Mit dieser wollen die katarischen Eigentümer, die seit der Übernahme 2011 Dutzende Pokal nach Paris geholt haben, nun endlich auch die Champions League gewinnen. Der nächste Anlauf beginnt am Dienstagabend mit dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund (21 Uhr/Prime). 350 Millionen Euro hat Doha wieder in den Kader gepumpt. Dabei hatte es rund um die Weltmeisterschaft, dem größtmöglichen Imagegewinn für Katar, Spekulationen gegeben, dass die Zeit der großen Investitionen in den französischen -Klub, der im Europapokal regelmäßig enttäuscht hat, nun vorbei sein könnte.

Jetzt für Inter Miami am Ball: Superstar Lionel Messi, der zwei Jahre für Paris Saint-Germain spielte.
Jetzt für Inter Miami am Ball: Superstar Lionel Messi, der zwei Jahre für Paris Saint-Germain spielte. © AFP | AFP

Einige Spieler, die Ziel von Mbappés Kritik waren, mussten Paris verlassen. Während der Abgang von Lionel Messi (36, Inter Miami) erwartet worden war, kamen die Abschiede von Neymar (31, Al-Hilal), Paredes (29, AS Rom), Renato Sanches (26, AS Rom) oder von Ex-BVB-Profi Abdou Diallo (27, Al-Arabi) überraschend. Der Wechsel von Marco Verratti, der kurz vor Transferschluss nach Katar verkauft wurde, machte den Umbruch perfekt. Die „kleine Eule”, die 2012 nach Paris gewechselt ist, galt als Publikumsliebling. 30 Titel gewann er mit PSG, für das er über 400 Spiele absolvierte. Doch der 30-jährige Italiener galt auch als Symbol für die zahlreichen Misserfolge des Vereins in der Champions League. Auch ihm wurde eine unprofessionelle Lebensweise vorgeworfen.

Ex-BVB-Profi Dembélé im Kader

PSG sollte französischer werden. Fünf Nationalspieler sind neu im Kader: Weltmeister Lucas Hernandez (27, von Bayern München), der frühere Dortmunder Ousmane Dembélé (26, FC Barcelona), der im Ruhrgebiet allerdings ebenfalls einen wenig professionellen Lebensstil gepflegt hatte, sowie Randal Kolo Muani (24, Eintracht Frankfurt) und Bradley Barcola (21, Olympique Lyon). Die Entdeckung der Saison ist der uruguayische Mittelfeldspieler Manuel Ugarte (22), der von Sporting Lissabon nach Frankreich wechselte.

Seit diesem Sommer PSG-Trainer: Luis Enrique.
Seit diesem Sommer PSG-Trainer: Luis Enrique. © firo | firo

In Person von Luis Enrique (53), der zuvor Spaniens Nationalmannschaft betreut hatte und 2015 mit dem FC Barcelona die Champions League gewann, hat der Verein zudem einen Trainer verpflichtet, der dem Team eine echte Spielidentität verleihen kann. Ein System, das auf Ballbesitz und hohem Pressing basiert, um den Gegner mit und ohne Ball die Luft zum Atmen zu nehmen. Unai Emery (51), Thomas Tuchel (50), Mauricio Pochettino (51) und Christophe Galtier (57) waren zuvor alle daran gescheitert, eine funktionierende Einheit zu formen.

PSG-Trainer Enrique ist zuversichtlich

Der Saisonstart – der schlechteste seit dem Einstieg Katars – war mit acht Punkten aus fünf Spielen holprig. Gegen OGC Nizza am vergangenen Freitag wurden die Pariser trotz starker Dominanz dreimal ausgekontert und mussten ihre erste Heimniederlage (2:3) der Saison hinnehmen. Luis Enrique gab sich dennoch zuversichtlich. „Wir werden am Dienstag besser spielen, ich bin optimistisch“, sagte er. Erst die K.o-Phase der Champions League aber wird zeigen, ob es nun endlich für den großen Triumph reicht. Das Duell mit dem BVB könnte bereits erste Hinweise geben.