Wolfsburg. Der Sympathieträger will in der DFB-Elf vorangehen - und sich bei Deutschland hinten links festspielen. Schafft Robin Gosens das?

Robin Gosens hat in diesen Tagen viel zu erklären. Zunächst das, was offensichtlich ist. Zum Nationalmannschafts-Lehrgang erschien er mit einem blauen, rechten Auge. „Ich glaube, der Benni Henrichs kann da mehr zu erzählen“, sagt Gosens, Linksverteidiger von Union Berlin. „Er hat im Spiel gegen Leipzig so gegen mich geackert. Er sagt, er sei unschuldig, aber das sehe ich nicht so.“

Dann muss der 28-Jährige allerdings auch die Themen analysieren, auf die es keine so einfache Antwort gibt. Wie die deutsche Nationalmannschaft bei den Länderspielen in Wolfsburg gegen Japan am Samstag (20.45 Uhr/RTL) und drei Tage später in Dortmund gegen Frankreich (21 Uhr/ARD) endlich wieder Begeisterung entfachen möchte. In neun Monaten wird die Heim-Europameisterschaft in Deutschland angepfiffen. Statt Vorfreude auszustrahlen, befindet sich die DFB-Elf und ihr schwer angeschlagener Cheftrainer Hansi Flick (58) in einer tiefen Krise.

Robin Gosens: "Wir wissen, was auf dem Spiel steht"

„Wir sind mit einem richtigen scheiß Gefühl in die Sommerpause gegangen, weil es davor überhaupt nicht so gelaufen ist, wie wir uns das vorgenommen haben“, sagte Gosens am Dienstag in Wolfsburg. „Wir wissen, was auf dem Spiel steht und stehen auch beim Trainer so ein bisschen in der Schuld. Jeder ist sich dem Ernst der Lage bewusst.“

Gosens soll dabei entscheidend mitwirken. Das liegt einerseits daran, dass der Emmericher von Anfang an einer der Sympathieträger in der DFB-Elf war. Dem Außenverteidiger gelang spät der Durchbruch bei Atalanta Bergamo in der italienischen Serie A. Gosens, der gerade sein Psychologie-Studium abgeschlossen hat, gibt sich bodenständig, auf dem Platz überzeugt der neue Profi von Union Berlin mit Grundtugenden, die man auch beim DFB herbeisehnt.

Robin Gosens: "Im Bestfall kann ich mich nun festspielen"

„Union zeichnet das Familiäre aus. Dieses gemeinsame, Ackern, Malochen, um erfolgreich zu sein“, sagt Gosens. „Ich glaube, das ist auch die Basis für diesen Lehrgang und eine erfolgreiche Zeit, um langfristig gesehen eine erfolgreiche EM zu spielen. Ich versuche dementsprechend schon, das vorzuleben.“ Gosens selbst will sich nach der Nichtnominierung für die WM wieder empfehlen. Im Juni war er einer der wenigen Lichtblicke. Bei den Außenverteidigern, einer Position, auf der sich niemand so recht empfehlen konnte, ist Gosens ein Hoffnungsträger. „Im Bestfall“, sagt Gosens, „kann ich mich nun festspielen.“