Essen. Auch wenn die DFB-Frauen im letzten Spiel gegen Südkorea nicht stolpern sollten: Es gibt Parallelen zwischen beiden Auswahlteams. Ein Kommentar.

Auch wenn es die Ausgangslage suggeriert, darf und wird die Weltmeisterschaft für die DFB-Fußballerinnen nicht schon nach der Vorrunde beendet sein. Ja, es gibt die Pferde vor Apotheken – aber selbst Deutschlands prominentester WM-Ausfall ist sich ja auch sicher: „Ich tippe auf ein 3:0“, sagt Giulia Gwinn für das Gruppenfinale gegen Südkorea am Donnerstag vorher. Was soll also schief gehen?

Das werden sich Martina Voss-Tecklenburg und die Spielerinnen nach dem Rückschlag gegen Kolumbien nicht mehr so selbstverständlich fragen. Am Grundverständnis, ein Titelanwärter zu sein, wird der Fauxpas allerdings nichts ändern. Und die Bundestrainerin ist auch so gut in ihrem Beruf, dass sie nicht nur im System variieren kann, sondern auch mental auf ihr Team eingeht. Ihre Botschaft zum Ecken-Gegentreffer in der Nachspielzeit gegen die Südamerikanerinnen: Wir haben von außen nicht entscheidend Einfluss genommen, ihr seid nicht alleine schuld am 1:2.

Lina Magull ist völlig von der Rolle

Aber selbst wenn den DFB-Frauen jenes Missgeschick der männlichen Kompagnons von 2018 (Gruppen-Aus gegen Südkorea bei der WM in Russland) erspart bleibt: Es gibt beim Vergleich beider Nationalmannschaften bedenkliche Parallelen in der Entwicklung, bei der Ausrichtung des Personals. Sowohl bei Martina Voss-Tecklenburg als auch bei Hansi Flick fällt es den Protagonisten schwer, körperlicher Kompaktheit spielerische Lösungen entgegenzusetzen. Man merkt, dass Dzsenifer Marozsan ihren Rücktritt erklärt hat und Lina Magull down under völlig von der Rolle ist.

Weil im Achtelfinale – ein Sieg über Südkorea vorausgesetzt – voraussichtlich gegen Frankreich bloße Physis nicht das Weiterkommen garantiert, ruhen die Hoffnungen wohl wieder auf den Dosenöffner-Qualitäten von Alexandra Popp. Schon bei der EM im vergangenen Sommer entschied die 32-Jährige mit zwei Toren das Halbfinale gegen die Equipe Tricolore. Ob man nur mit einer Unterschiedsspielerin aber auch nach dem WM-Titel greift, ist doch sehr fragwürdig.