Ein kleiner Häkel-Koala bekommt als Maskottchen der deutschen Nationalmannschaft viel Aufmerksamkeit - und einiges an Bedeutung. Ein Kommentar

Wenn es allein um die Maskottchen ginge, wäre Deutschland längst Weltmeister. Mindestens. Die Bilder von der verletzungsbedingt auf die Ersatzbank verbannten Lena Oberdorf mit Waru, dem Häkel-Koala, in der Trainingsjacke jedenfalls gehen in den Sozialen Medien steil.

Ertragreicher Zufallsfund

Die kleine Szene, aufgenommen beim WM-Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Marokko, funktioniert auch deshalb so gut, weil sie entgegen der Gepflogenheiten von Instagram, Tiktok und Co., nicht inszeniert war. Aber selbstverständlich nutzen die Nationalspielerinnen, die mit den Sozialen Medien aufgewachsen sind, den Zufallsfund, der die Mannschaft so wunderbar nahbar macht, professionell. Dass ihr Maskottchen öffentlich funktioniert, hatte das Team bereits unmittelbar nach der Ankunft in Australien erkannt. Danach wurde Waru dauerhaft zum gerne gezeigten Begleiter.

Vor allem aber werfen die Nationalspielerinnen spielerisch einen ganzen Stapel an Klischees über den Haufen. Eine Kulturtechnik aus dem 19. Jahrhundert, Stürmerin Klara Bühl hatte Waru gehäkelt, dominiert die Kommunikation des 21. Jahrhunderts. Und das ist cool ohne cool sein zu wollen.

Beiläufiges Spiel mit Vorurteilen

Auch auf die Gefahr hin, dass der Häkel-Koala überfrachtet wird: Er transportiert auch eine politische Botschaft. Noch immer fabuliert manches traditionellen Rollenbildern anhängende Männergehirn über Defizite von Fußball spielenden Frauen. Eine häkelnde Flügelstürmerin spielt ganz beiläufig mit allen Vorurteilen.

Nicht auszuschließen, dass Häkeln – sollten die deutschen Frauen tatsächlich in die Nähe des Titelgewinnes geraten – ein Trend wird.