Berlin. Skifahren und Snowboarden auf präparierten Pisten reicht vielen Wintersportlern nicht mehr. Sie zieht es tiefer in die Natur. In den Bergen boomt deshalb das Tourengehen. Zehn Vorschläge in Europa.
Grandiose Natur, sportliche Herausforderung und vor allem wohltuende Stille: Skitourengeher wissen schon lange um die Vorzüge ihrer großen Leidenschaft.
Als die Lifte während der Coronapandemie stillstanden, entdeckten auch viele Skifahrer und Snowboarder, die bis dato nur in Skigebieten unterwegs waren, den puristischen Outdoorsport für sich. Und der Boom hält an. Skitourengehen kann man fast überall in den Bergen - besonders beliebt aber sind diese Ziele.
1. Allgäuer Alpen/Deutschland
In Sachen Skitouren präsentieren sich die Allgäuer Alpen rund um Balderschwang, Bad Hindelang und Sonthofen vielseitig. Erfahrene Tourengeher zieht es vor allem zum Alpenhauptkamm mit der Jochspitze oder dem Liechelkopf. Einsteiger können an den sanften Hängen der Vorberge erste Erfahrungen sammeln, etwa am Sonnenkopf oder am Eineguntkopf - auch ideal für den Einstieg in die Tourensaison.
2. Arlberg/Österreich
Die „Wiege des Skifahrens“ soll am Arlberg stehen. Zwar reklamieren auch andere Destinationen diese Bezeichnung für sich, völlig unstrittig ist jedoch: Heute bilden St. Anton, Lech, Zürs und Warth-Schröcken gemeinsam eine der europäischen Freeride-Hochburgen. Skitouren-Könner finden zum Beispiel an der steilen Nordabfahrt der Valluga oder am Arlberger Winterklettersteig echte Herausforderungen.
3. Chamonix/Frankreich
Skitouren in Chamonix sind einzigartig - allein schon wegen der Kulisse. Mit 4806 Metern ragt der Mont Blanc über dem alpinen Zentrum Frankreichs empor. Entlang des höchsten Bergs der Alpen sind Touren bis in die Nachbarländer möglich, zum Beispiel nach Courmayeur in Italien. Der Tourenklassiker schlechthin aber führt in die Schweiz. Über mehrere Tage hinweg verbindet die Haute Route die Orte Chamonix und Zermatt.
4. Dolomiten/Italien
Die Drei Zinnen sind der wohl berühmteste Anblick in den Dolomiten. Fast bis auf 3000 Meter Höhe reicht die legendäre Gipfelformation im Unesco-Welterbe, der man auf landschaftlich reizvollen Skitouren im Hochpustertal einen Besuch abstatten kann. Eine Art Geheimtipp unter Tourengehern ist dagegen das Ahrntal. Hier geht es nicht hinauf zur Großen, Westlichen und Kleinen Zinne, sondern zu Gornerberg (auch „Henne“ genannt), Faden und Achsel.
5. Engadin/Schweiz
Eine Reihe Dreitausender, darunter der bekannte Piz Palü, und mit dem Piz Bernina der einzige Viertausender der Ostalpen: Im Engadin geht es hoch hinaus. Hier finden Tourengeher etwa am Malojapass beste Bedingungen vor. Eine gesicherte Route zum Training gibt es zwischen der Tal- und der Bergstation des Skigebietes Diavolezza. Und wer etwas Außergewöhnliches sucht, fährt nachts bei Vollmond den Morteratschgletscher hinunter.
6. Hohe Tauern/Österreich
Anspruchsvoller als am Großvenediger können Touren im Salzburger Land nicht sein. Möchte man den fünfthöchsten Berg Österreichs mit seinen Gletschern besteigen, erfordert das einiges an Kondition und Können. Wie kräftezehrend Skitouren wiederum am nahen Großglockner sind, hängt von der Jahreszeit ab. Bei offener Passstraße im Frühjahr können die Aufstiege recht kurz sein - während der Wintersperre sind sie mühsam. Die Abfahrten aber sind immer wunderbar lang.
7. Livigno/Italien
Wer seine ersten Skitouren-Schritte wagen möchte, ist in Livigno an der richtigen Adresse. Dort haben die Verantwortlichen des „Freeride Project“ vier leichte Routen angelegt. Keine umfasst mehr als 600 Höhenmeter, und meist besteht die Möglichkeit, auf nahe gelegene Pisten auszuweichen, wenn man sich nicht mehr wohlfühlt. Nach jedem Schneefall werden die Pfade von den Tourenexperten neu ausgetreten.
8. Lyngen/Norwegen
Viele kommen mit dem Auto, dem Bus oder dem Zug zum Tourengehen. Aber mit dem Schiff? In Norwegen bieten die Lyngenalpen die Möglichkeit, „Ski & Sail“ miteinander zu verbinden. Auf dem Wasserweg geht es tief hinein in eine idyllische Welt aus Fjorden und weißen Hängen. Nach dem Aufstieg belohnt man sich mit unvergesslichen Abfahrten bis ans Ufer. Abends tanzen zuweilen Nordlichter über den Himmel.
9. Ötztaler Alpen/Österreich
Ob von Vent, Sölden, dem Pitztaler Gletscher oder von Südtiroler Seite aus: Im Schatten der Wildspitze, höchster Berg der Ötztaler Alpen, verteilt sich eine ganze Reihe hervorragender Optionen für Tourengeher. Dabei zählt die Venter Skirunde zu den Highlights unter den Routen in den Ostalpen. Und in Sölden eröffnen Tourenski die Möglichkeit, ruhigere Ecken abseits der etlichen Pistenkilometer kennenzulernen.
10. Spitzingsee/Deutschland
Aus der Metropole in den Tiefschnee: Das Skigebiet Spitzingsee-Tegernsee ist Münchens Haus-Tourenskiareal - nicht zuletzt, weil es gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Manche Aufstiege sind über die Pisten möglich, was sie eher
für die Zeiten außerhalb des Liftbetriebs interessant macht. Vor allem Einsteiger kommen am Roßkopf auf ihre Kosten. Ortskundige kennen aber auch anspruchsvollere Varianten.
Weitere Informationen:
Einen guten Überblick über das Thema Skitouren bietet der Deutsche Alpenverein auf seiner Website. Dort finden sich weitere Routen-Vorschläge.