Geisenheim/Mainz. Attraktive Stellplätze für die wachsende Zahl von Wohnmobilen sind mitunter knapp - und Winzer suchen eigentlich immer neue Kunden. Eine Win-win-Situation.
Winzer setzen nach Einschätzung von Fachleuten stärker auf Weintourismus und richten dafür mehr Stellplätze für Wohnmobile ein. „Seit der Corona-19-Pandemie steigt die Anzahl der Weingüter rasant, die neben ihrem alltäglichen Geschäft auch diese Unterkunftsmöglichkeit anbieten“, heißt es an der Hochschule Geisenheim im Rheingau. Insbesondere größere Betriebe mit einer Fläche von mehr als 20 Hektar setzten auch auf diese Einnahmequelle.
Das Deutsche Weininstitut (DWI) sieht im Wohnmobiltourismus auch ein großes Potenzial für die Förderung des Weintourismus, der ein zunehmend wichtiges Standbein für die deutsche Branche geworden sei. „Der direkte Austausch mit den Weinerzeugern ermöglicht den Touristen einen Blick hinter die Kulissen der Arbeiten in Weinberg und Keller, was sowohl die Kundenbindung als auch die Wertschätzung für die heimischen Weine insgesamt verstärkt“, sagt DWI-Sprecher Ernst Büscher.
Fast jedes vierte Gut mit Stellplätzen
„Die Stellplätze reichen oft nicht“, sagt der Professor für Marktforschung an der Hochschule, Gergely Szolnoki, und verweist auf mehr als eine Millionen zugelassener Wohnmobile allein in Deutschland. Und die Wein-Produzenten, die oft in landschaftlich besonders reizvollen Gegenden zu Hause sind, hätten schon immer Probleme, neue Kunden zu bekommen. Er sieht daher eine „Win-win-Situation“.
Die Hochschule hat den Reisemobil-Tourismus in den 13 Weinanbaugebieten zusammen mit dem Caravaning Industrie Verband in zwei Studien untersucht. Von rund 600 befragten Weingütern habe fast jeder vierte (23 Prozent) Stellplätze für Wohnmobile eingerichtet, meist einen bis drei. Fast die Hälfte dieser Betriebe biete die Plätze erst seit 2020 an. Und mehr als 40 Prozent der Weingüter, die noch keine Stellplätze haben, planen dies oder können es sich zumindest vorstellen, sagt Szolnoki. Die Investitionen lägen - je nach Ausstattung - bei 500 bis 5000 Euro. Pro Nacht verlangten die Weingüter dann zwischen 4 und 35 Euro für einen Stellplatz.
Nicht repräsentativ, aber realistisch
Was sagen die Reisemobil-Touristen? In der zweiten Studie wurden 800 von ihnen in allen 13 Anbaugebieten befragt. Die allermeisten kamen aus Deutschland, etwa 17 Prozent waren aus dem Ausland angereist, das Gros davon (fast 70 Prozent) aus den Niederlanden. Für etwa 40 Prozent aller Befragten war der Wein ein Entscheidungskriterium für ihr Reiseziel. Drei Viertel von ihnen kauften während des Aufenthalts auch Wein, jeder zweite nahm auch mindestens eine Flasche mit nach Hause.
Die beiden Studien seien zwar nicht repräsentativ, „weil wir die Grundgesamtheit nicht kennen“, sagt Szolnoki. Die Zahl der Befragten und die Ergebnisse spiegeln aus seiner Sicht aber die Situation gut wieder. Bei der ersten Online-Befragung waren im Februar und März 600 Weingüter gefragt worden. Für die zweite wurden im Mai und Juni 800 Reisemobil-Touristen direkt gefragt. (dpa)