Eslohe. In unserer Sommer-Serie besuchen wir besondere Gärten: Zu Besuch bei Magdalene Fiebig in Eslohe, die ihre historischen Rosen mit Hingabe pflegt.
Der Satz klingt nach Ehrfurcht. „Sie ist eine Diva“, sagt Magdalene Fiebig und macht eine Geste in Richtung ihres Gartens, als hätte sich da gerade Audrey Hepburn oder Grace Kelly auf einem der charmant verwitterten Holzbänkchen niedergelassen. Völlig unvorstellbar ist das nicht, könnte die Kulisse doch zu einem romantischen Hollywoodfilm passen, in dem Liebe erwächst. Eine manchmal schwierige Liebe mit Rückschlägen, Herzklopfen – und dann wieder Schmetterlingen im Bauch.
Einblicke in den Rosengarten von Magdalene Fiebig
Eigentlich ist das exakt die Geschichte von Magdalene Fiebig und ihrem Liebling. „Die Rose“, sagt sie nochmal, „die Rose ist eine Diva. Die kannst du nicht einfach unbeachtet dastehen lassen.“ Dann kann sie pikiert sein, widerspenstig, unnahbar.
100 verschiedene Sorten historischer Rosen
Eslohe, 9000 Einwohner, Hochsauerlandkreis. „Das ist der Ort, der bei der Wettervorhersage als der kälteste in NRW genannt wird“, sagt Magdalene Fiebig und lacht. Dort hat sie am Fuße von Wald und Wiesen ihre Oase geschaffen: einen Cottage-Garten, in dem sich alles perfekt unperfekt zu einem verwunschenen und charmanten Ort zusammenfügt, der von mehr als 100 verschiedenen Sorten historischer Rosen geschmückt wird.
Wobei: Da sind wir ja schon mittendrin in der elendigen Problematik im Leben von Magdalene Fiebig. Jetzt gerade ist ihre Zeit, ihre Lieblingszeit, denn jetzt blühen die Rosen in voller Pracht. „Drei Wochen im Jahr, davor und danach is‘ nix“, sagt die Lene. Und nur sie – und vielleicht noch ihr Mann Klaus, der das Spektakel Tag für Tag mit anschaut – wissen, was sie alles durchgestanden und getan hat, um ihre blühenden Schätzchen durch den Winter und den Frost des Frühjahrs zu bringen, damit sie nun endlich diesen ohnehin schon zauberhaften Garten noch etwas schöner machen.
Rosenliebhaberei: die Farbe, die Form, der Duft
Seit 40 Jahren wohnen die Fiebigs in dem Haus in Eslohe, früher war der Garten einer für die drei Söhne: Sandkasten, Rutsche, Schaukel, sowas. Dann entdeckte Magdalene Fiebig ihn als potenzielles Reich für sich – und beschloss etwas anzubauen, von dem man eher denken würde, dass es nicht funktioniert. „Ich wollte beweisen, dass im Sauerland auch Dinge wachsen können, die sonst nur im Rheinland wachsen“, sagt sie. Magnolien zunächst, dann Rosen. Ergebnis: funktionierte nicht so gut. Erst dann kam sie auf historische Rosen (Züchtung vor 1867), weil die frosthärter und widerstandsfähiger sind. Aber die haben es ihr nun angetan.
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„Rosen sind formvollendet schön: die Farbe, die Form, die dichte und dicke Blüte – und die duften wie verrückt“, schwärmt Magdalene Fiebig und schließt beim Einatmen die Augen. Dafür lohnt sich das alles, soll das wohl heißen. Denn die Rosen brauchen Aufmerksamkeit – siehe auch: Diva.
Oft von 6 bis 20 Uhr draußen im Garten
Mit heiliger Hingabe kümmert sie sich um ihren Garten und vor allem um die Rosen, die sie vor jeder heraufziehenden Gefahr beschützt. „Hausarbeit mache ich nur bei Regen“, sagt Magdalene Fiebig. „Ansonsten bin ich von 6 bis 20 Uhr draußen im Garten.“ Ihr Mann sorgt dann für das Mittagessen.
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Aber wehe, die Wetteraussichten verschlechtern sich im Frühjahr wieder. „Was in mir vorgeht, wenn Frost angekündigt ist, das kann sich keiner vorstellen. Ich trage dann alle Decken und Tücher, die ich finden kann, nach draußen, um die Blumen einzupacken – und manchmal auch ein Oberhemd von meinem Mann“, lacht sie. Das betrifft vor allem die Sommerblumen wie Dahlien, aber auch manche Rosen. Diven im Männerhemd. „Und trotzdem hänge ich dann nachts am Thermometer und mache mir Sorgen.“
Magdalene Fiebig ist die Hüterin der Rosen
Aber damit nicht genug, auch so mancher unliebsame Geselle treibt sich im Garten herum: Der gemeine Triebbohrer zum Beispiel, der sich auf- oder abwärts an der Rose zu schaffen macht und sie verletzt. Mehltau gibt’s auch, Rußtau auch. Bevor größerer Schaden entsteht, muss die Hüterin der Rosen schon zur Stelle sein, weswegen sie ihre Pflanzen jeden Tag einzeln kontrolliert und betroffene Triebe und Blüten absammelt oder abschneidet. Das dauert allein eine Stunde. „Ich kenne jedes Knöspchen persönlich“, lacht Magdalene Fiebig. Problem nur: Sie sitzt selten mal einfach nur dort, weil sie immer was sieht, was sie tun könnte.
950 Quadratmeter ist der Garten groß, es gibt Stauden, normalerweise auch Tulpen (alle kaputt gegangen dieses Jahr) und einen klassischen Bauerngarten mit Rondell in der Mitte und Bohnen und Salat und Kohl. Eingefasst ist alles von einem Holzzaun und einer Hecke. Es gibt ein Kaffeestübchen, an dem Himmelsauge emporklettert, eine Puppenstube mit viel Glas, eine Philosophenbank mit einem Schild auf dem „Lenes Landlust“ steht. Alle Häuschen sind selbst angefertigt. Notting Hill in Eslohe.
Missionarischer Eifer zum Thema Garten
Magdalene Fiebig war schon im WDR-Fernsehen zu sehen, sie betreibt einen Instagram-Kanal (leneslandlust) mit 70.000 Followern, eine Webseite und öffnet immer wieder ihren Garten für Besucher – wie an diesem Sonntag (25.6.) zwischen 11 und 18 Uhr (Sieperting 39, 59889 Eslohe). „Es ist unglaublich, dass ich hier in diesem wunderbaren Garten sein darf“, sagt sie und wünscht sich, dass sie mit ihrem missionarischen Eifer auch andere erreicht. „Ich würde mir wünschen, dass auch andere Menschen sehen, wie schön Gartenarbeit ist.“
Wobei ihr Einfluss manchmal sogar schon in der Familie endet – beim 13-jährigen Enkel zum Beispiel. „Wenn der mich ärgern will“, sagt sie und lacht, „dann sagt er, dass er das alles später mal betonieren will.“