Witten. Daheim fehlt Platz, um Gemüse anzubauen. Da kamen Nachbarn in Witten auf die Idee, gemeinsam einen Garten anzulegen. Ortstermin auf dem Acker.
Ob Kartoffeln, Salat, Tomaten oder Zwiebeln: Das alles und noch viel mehr soll bei Nachbarn in Buchholz aus eigenem Anbau auf den Tisch kommen. Der Clou: Sie haben gemeinsam einen Garten angelegt und kümmern sich zusammen um das Stück Acker draußen am Stadtrand von Witten. Weitere Mitstreiter sind herzlich willkommen.
Das Fleckchen Erde liegt inmitten einer grünen Idylle. Das Land, das die Anwohner liebevoll hegen und pflegen wollen, war über Jahre als Erweiterung für den Friedhof gedacht. Doch von den Plänen habe die Stadt wohl Abstand genommen, erzählen Nils Panniger (38) und Justin Schieven (34). Sie gehören zu den Initiatoren des Gemeinschaftsgartens und sind noch immer erstaunt, wie „schnell das alles ging“.
Idee entstand beim gemütlichen Beisammensein
Bei einem gemütlichen Beisammensein vor wenigen Monaten kam ihnen in den Sinn, es doch einmal selbst mit dem Gemüseanbau zu versuchen. Auf den eigenen Grundstücken mangelt es an Platz. Ihr Freund Yannic Cocu war es schließlich, der die Idee anschob. Er selbst ist auf einem Hof in Wuppertal aufgewachsen, sein Vater seit Jahrzehnten Gärtner aus Leidenschaft. Der 39-Jährige hat Biologie und Ernährungsökonomie studiert und findet, dass es an der Zeit ist, Wissen in die Praxis umzusetzen.
„Als wir beim Grünflächenamt angefragt haben, ob hier im Stadtteil eine Fläche für unser Vorhaben in Betracht komme, konnten wir den Grund und Boden auch gleich haben“. Auf drei Terrassen verteilen sich die 1000 Quadratmeter, die die Nachbarn zugesprochen bekamen. Da das für den Anfang doch etwas viel war, „beschränken wir uns nach Absprache mit der Stadt zunächst auf gut ein Achtel des Areals“, sagt Justin Schieven. „Wenn es noch mehr Hobbygärtner werden, haben wir also einiges an Reserve.“
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Landwirt rückte mit seinem Traktor an
Als die Gruppe die Zusage in der Tasche hatte, tauchte noch eine ganz andere Frage auf: Überall war Wiese, wie aber wird daraus eine Ackerfläche? Landwirt Florian Wolffrollte kurzerhand mit Trecker samt Fräse an. Kurz darauf fanden kleine Salatsetzlinge ihren Platz im Boden. Auch für Kartoffeln, Radieschen, Mangold und Zwiebeln ist inzwischen gesorgt. Die Kürbisse jedoch waren eines Morgens verschwunden, „die hat jemand gestohlen“.
Rund ein Dutzend Familien beteiligen sich
Rund ein Dutzend Familien beteiligt sich bislang an dem Projekt. Der überwiegende Teil stammt aus der direkten Nachbarschaft, aber es können auch Hobbygärtner aus anderen Stadtteilen mitmachen. Kontakt: Justin Schieven (0175/5230888) und Yannic Cocu (0163/5859438).
Meistens treffen sich die Familien nach Feierabend auf ihrem Acker, um zu gießen oder auch Unkraut zu jäten. Wer Zeit hat, ist vor Ort. Es kommen aber immer genug Helfer zusammen, um die Arbeiten zu erledigen.
Derweil sprießt aber manch anderes Gemüse aus dem Boden. Paul (6) und Emilia (5) wissen, was jetzt am wichtigsten ist. „Die Pflanzen haben Durst“, sagen die beiden und schleppen eine gut gefüllte Gießkanne nach der anderen zum Feld.
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Dass die Kinder dabei ins Schwitzen geraten, stört sie weniger. Wenn sie selbst Durst haben, stehen Wasserflaschen bereit. Die haben die Eltern mitgebracht. Auch sie sind jeden Tag im Einsatz.
Kita und Grundschule wollen Gartenprojekt unterstützen
Um die Pflanzen ausreichend tränken zu können, hat Yannic Cocu vom Haus seines Vaters drei Wassertanks bereitgestellt. Da passt mit 1000 Litern Fassungsvermögenordentlich was rein. „Wenn wir hier gießen, dann sind das mal locker 250 Liter“, sagt Nils Panniger. Ums Auffüllen kümmert sich die Stadt. Auch müssen die Nachbarn keinen Cent als Pacht, Miete oder Gebühr zahlen. „Wir haben den Eindruck, dass die Stadt ganz froh ist, dass wir uns der Grünfläche annehmen“, ergänzt Justin Schieven.
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Dass Emilia, Paul, Thilo, Romy und all die anderen Steppkes sichtlich Gefallen an dem Garten finden, „freut uns sehr“, betonen die beiden Väter. Denn viele Kinder kämen doch heute mit dem Anbau von Gemüse und Obst nicht mehr in Berührung. Der Kita und der Grundschule in Buchholz hat die Initiative das Projekt auch schon vorgestellt.Der Kindergarten wolle wohl demnächst regelmäßig vorbeikommen und der Offene Ganztageine Garten-AG ins Leben rufen.
Bleibt noch die Frage, wie die Nachbarn demnächst das geerntete Gemüse untereinander aufteilen. Panniger: „Das müssen wir noch besprechen, möglicherweise treffen wir uns zum Grillen, dann kommt alles für alle auf den Tisch.“