Düsseldorf. Die Düsseldorfer Altstadt ist bald rund um die Uhr geöffnet. Die Sperrstunde von fünf bis sechs Uhr früh wird aufgehoben.
Die Kneipen müssen nicht mehr schließen. Die Weichen dafür werden FDP und CDU stellen und gemeinsam mit den Grünen die Verwaltung beauftragen, mit einer neuen Verordnung die Voraussetzungen für die Abschaffung der Sperrstunde zu schaffen. Mit dem Vorstoß will die Politik die Polizei entlasten und verhindern, dass zu viele Altstadt-Besucher um fünf Uhr früh die Lokale verlassen. Gerade in der Sperrstunde würde es sich in den Gassen knubbeln - mit den bekannten negativen Folgen: Rangeleien und Schlägereien zwischen angetrunkenen und rivalisierenden Gruppen.
„Wir wollen das alles entzerren”, betont der Ordnungsexperte der CDU-Fraktion, Andreas Hartnigk. Die Liberalen sehen darin eine Chance, dass es zu weniger Gewalt kommt. „Es wird friedlicher in der Altstadt”, versichert FDP-Fraktionsgeschäftsführer Manfred Neuenhaus. Die Grünen sind schon seit längerem gegen die Sperrstunde. „Um fünf Uhr früh stürzten alle aus den Kneipen auf die Bolkerstraße und dann gab es plötzlich ein großes Konfliktpotenzial”, beobachtete Günter Karen-Jungen bei einem morgendlichen Gang durch die Altstadt.
Freiwillige Selbstbeschränkung gewünscht
Die SPD-Fraktion hat sich noch nicht festgelegt. Martin Volkenrath von der SPD-Fraktion bleibt skeptisch. Er glaubt nicht, dass sich Gewaltprobleme dadurch lösen, „24 Stunden am Tag in der Altstadt saufen zu können.” Er plädiert für eine freiwillige Selbstbeschränkung der Wirte, die sich auf modifizierte Öffnungszeiten verständigen. Heisst: Die eine Kneipe schließt früher, die andere später .
Doch die Wirte sprechen bereits mit einer Stimme. Sie wollen die Sperrstunde nicht - basta! Sprecherin Isa Fiedler begrüßt die Initiative aus dem Rathaus: „Auf den Straßen wird es weniger Stress geben.” Das hofft auch die Polizei, will aber erstmal Erfahrungen mit der neuen Regelung sammeln.
Völlig vom Tisch ist die frühere Forderung des Polizeipräsidenten Herbert Schenkelberg für ein Alkoholverbot auf den Altstadt-Straßen in den Wochenend-Nächten. „Das wird nicht kommen”, erklärt CDU-Ratsherr Andreas Hartnigk. „Wir machen nichts, was wir später vom OVG Münster um die Ohren gehauen bekommen”, sagt er mit Hinweis auf die Stadt Freiburg, die mit dem Alkoholverbot eine juristische Schlappe erlitt.
Verbot von Glasflaschen?
Ob Düsseldorf nun dem Beispiel Hamburgs folgen wird, ist unklar. Dort darf im Vergnügungsviertel keine Glasflasche mitgeführt werden - egal, was drinnen ist. Damit soll verhindert werden, dass Flaschen als Wurfgeschosse gegen andere Gäste oder gegen Polizeibeamte missbraucht werden.
Die Düsseldorfer Polizei würde eine solche Regelung grundsätzlich befürworten. Die Initiative müsste aber von der Politik kommen - und dort scheint man von dieser Idee noch nicht überzeugt zu sein. „Wir werden mit den Hamburgern sprechen und uns über das Projekt dort informieren”, kündigt Hartnigk an. Er sieht hier (wie SPD-Mann Volkenrath) mögliche rechtliche Probleme. So dürfe laut Hartnigk einem Anwohner nicht verboten werden, Getränke in Glasflaschen zu seiner Wohnung zu tragen, der er gerade im Supermarkt gekauft habe. Wirtin Fiedler dagegen ist für ein Glasverbot: „Wenn jeman eine Flasche über den Kopf kriegt, ist es doch egal, ob da Bier oder Cola drinnen war.”