Lohrheide: Neue Tribüne, dahinter 150 Meter tiefe Löcher
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Wattenscheid. Man kann dem Lohrheidestadion beim Wachsen zusehen: Stand und Plan der Bauarbeiten, aktuelle Aufgaben und viele Fotos von der Baustelle.
Eine ganz neue Perspektive bei der SG Wattenscheid 09: Zum ersten Heimspiel des Jahres liefen die Wattenscheider Fußballer am Samstag nicht wie üblich von der Tribüne aus von links gesehenaus den Kabinen ins Stadion ein, sondern von rechts – während des Umbaus benutzt die SGW nun Kabinen im Olympiastützpunkt. Seit etwas mehr als einem halben Jahr wird jetzt gebaut und man kann dem neuen Lohrheidestadion quasi beim Wachsen zusehen.
Die neue Westtribüne etwa ist bereits zwei Stockwerke hoch, drei werden es am Ende – das weiße Bauwerk gibt eine besondere Kulisse ab. Blockzugänge sind ebenso zu erkennen wie der Bereich, in dem später die VIP-Lounge eingerichtet wird. In beiden Kurven wird gebaut. Auf der Südseite, also auf der Seite der alten Geschäftsstelle, steht das Gerüst für die Überdachung der Kurve. Für Besucherinnen und Besucher freigegeben ist aktuell nur die Osttribüne. Das geht vor allem deshalb so schnell, weil hier vor allem mit Fertigbauteilen gearbeiten wird, die vor Ort nur noch zusammengesetzt werden.
Bochum: Lohrheidestadion wird für mehr als 50 Millionen Euro umgebaut
SG Wattenscheid 09 gegen Türkspor Dortmund / Umbau Lohrheidestadion
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Aus dem Lohrheidestadion wird für mehr als 50 Millionen Euro ein Leichtathletik-Schmuckkästchen, in dem natürlich auch weiter Fußball gespielt wird. Neben der SGW könnten auch die VfL-Frauen hier Heimspiele austragen. Es ist ein Prestige-Projekt des Landes NRW und der Stadt Bochum. 2025 finden hier die Leichtathletik-Wettkämpfe der FISU World University Games statt, der Hochschul-Olympiade. Auch Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften sollen hier stattfinden. Zum fertigen Sportpark Lohrheide sollen am Ende noch eine Freilufthalle und ein Aufwärmstadion mit Kunstrasen gehören, wo dann auch die Fußballer von Rot-Weiß Leithe zu Hause sind.
Auf den ersten Blick nicht so gut sichtbar, aber genauso wichtig ist das, was hinter der neuen Tribüne passiert, auf dem Nebenplatz Espenloh und dem Werferplatz: Seit einigen Tagen wird hier gebohrt – 38 Löcher, jeweils 150 Meter tief. Hier entsteht die Erdwärme-Anlage, mit der die VIP- und Medienbereiche der neuen Tribüne beheizt und im Sommer auch gekühlt werden sollen. Stadtwerke und Stadt werden dabei unterstützt von der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie.
Neue Tribüne in Wattenscheid wird mit Erdwärme versorgt
Das Erdwärme-Prinzip (Geothermie) funktioniert vereinfacht erklärt so: Sole (Salzwasser) fließt in einem Kreislauf zwischen den 38 unterirdischen Erdwärmesonden und zwei Wärmepumpen. Unter der Erde nimmt das Wasser die Wärme der Umgebung auf – damit heizt die Wärmepumpe dann die Tribüne. Das ist besonders effizient, soll die CO2-Bilanz des Stadions im Vergleich mit einer herkömmlichen Wärmeversorgung deutlich verbessern.
Davon zu sehen sein wird am Ende wenig bis nichts – nur die beiden Wärmepumpen sind oberirdisch. Das Geothermie-Rohrsystem verläuft etwa 80 Zentimeter unter der Erde. Der Boden darüber wird wieder versiegelt. Wichtig, denn betroffen ist vor allem der Bereich, den die Werferinnen und Werfer des Olympiastützpunkts für ihr Training nutzen. Innerhalb von acht Wochen sollen die Arbeiten daher abgeschlossen sein: Das Wattenscheider Diskus-Ass Daniel Jasinski und seine Mitstreiter wollen dann schließlich in die Olympia-Vorbereitung einsteigen. Oberhalb der Bohrlöcher können dann wieder Kugeln und Diskus fliegen – das geht aus Sicherheitsgründen aktuell nur im Stadion.
„Eine moderne Sportanlage, die höchsten Anforderungen gerecht wird“
Das Lohrheidestadion werde so nicht nur eine moderne Sportanlage, die höchsten Anforderungen gerecht wird, sagt Sportdezernent Dietmar Dieckmann: „Mit der nachhaltigen Versorgung mit Erdwärme wird es auch zu einem guten Beispiel nachhaltiger Energienutzung.“ Stadtwerke-Bochum-Geschäftsführerin Elke Temme ist froh und stolz, dass die Stadt hier bei der Energie- und Wärmewende vorangeht. Eine neue Photovoltaik-Anlage auf dem Stadiondach soll dazu zur Stromversorgung beitragen, daran angeschlossen werden auch Ladesäulen für E-Autos auf Besucherparkplätzen.
„Die Wärme- und Kälteanlagen des Lohrheidestadions zeigen auf, welch wertvollen Beitrag die oberflächennahe Geothermie gerade im Ruhrgebiet leisten kann“, sagt Timm Eicker, Leiter oberflächennahe Geothermie beim Fraunhofer-Institut. Wärme- und Kälteversorgung würden so beispielhaft an prominenter Stelle umgesetzt.
Lohrheidestadion: Umbau im Zeitplan
Insgesamt liegen die Arbeiten gut im Zeitplan – noch ist der anhaltende Regen kein Problem. In etwa einem Jahr sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein, es bleibt ein halbes Jahr Puffer bis zu den World University Games. Davor soll als Testlauf aber auch noch ein größeres Leichtathletik-Event im neuen Stadion stattfinden.
Der Fußball-Spielbetrieb läuft während der Umbauarbeiten weiter – wenn auch angepasst. Nicht nur die Kabinen der Spieler, auch die VIP-Räume der SGW sind aktuell im Olympia-Stützpunkt zu Hause. „Wir sind der Stadt und dem TV 01 sehr dankbar für das Entgegenkommen“, sagt SG-09-Vorstand Stefan Beermann.
Aktuell dürfen Fans bei 09-Heimspielen nur auf die Osttribüne – wenn diese beim Umbau an der Reihe ist, soll dann eine andere Tribüne bereits freigegeben worden sein. Es wird mal wieder ein neuer Anblick für die Fans.
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