Essen. Die Besinnung auf die Heimat stand in 1980er-Jahren verstärkt im öffentlichen Fokus. Wie es der NRZ gelang, zur Stimme der Region zu werden.

"Wir in NRW"- das war der Wahlslogan, mit dem Johannes Rau in den 1980er Jahren seine großen Wahlerfolge erzielte. Der Spruch spiegelte auch ein Lebensgefühl wider. Nach den Gründungsanstrengungen in den 1950er und 1960er Jahren und dem großen Reformjahrzehnt der 1970er folgte eine neue Dekade.

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In der Öffentlichkeit stand nun weniger die große Weltpolitik im Fokus, die Menschen besannen sich wieder mehr auf ihre Heimat, die Region, in der sie lebten. Freilich war dies keine unpolitische Haltung, auch kein Ausdruck von Desinteresse am Weltgeschehen, dahinter stand kein Rückzug in die Nische. Vielmehr erkannte die Öffentlichkeit immer mehr: In einem zusammenwachsenden Europa verlor der Nationalstaat alten Typs seine Bedeutung, aber die Regionen bekamen einen neuen Stellenwert.

Die NRZ verstand sich als öffentliche Bühne

Die Rhein-Ruhr-Region war der Ort, an dem die Menschen, die hier lebten, heimisch wurden. Die Region war aber auch ein Wirtschaftsstandort, der sich gegenüber der weltweiten Konkurrenz zu behaupten hatte. „Globalisierung" hieß das neue Wort, das in dieser Zeit aufkam und die neue Entwicklung beschrieb.

Heimat und Wirtschaftsstandort: der Einsicht, dass diese beiden Begriffe nicht als Gegensätze zu verstehen, sondern vielmehr eng miteinander verbunden sind, ja sogar beide Bereiche voneinander abhängig sind und sich gegenseitig befruchten, trug auch die NRZ in ihrer Berichterstattung Rechnung. Die NRZ verstand sich als eine öffentliche Bühne, auf der die Protagonisten der Region aus allen wichtigen gesellschaftlichen Bereichen - von der Wirtschaft über die Politik bis zur Kultur - miteinander ins Gespräch kommen und über die Zukunft ihrer Heimat nachdenken. Aber es war natürlich nicht die Debatte allein - am Ende sollten auch Ergebnisse stehen.

Das NRZ-Niederrhein-Forum entsteht

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Solche Ergebnisse wurden dann über die Zeitung auch einer breiten Öffentlichkeit bekanntgemacht, sie wurden deutschlandweit und auch darüber hinaus zur Kenntnis genommen. So wurde die NRZ zur Stimme der Region.

Regelmäßig findet seither ein großes NRZ-Niederrhein-Forum statt. Immer in einer anderen niederrheinischen Stadt ausgerichtet, treffen dort alle wichtigen Vertreter des politischen und gesellschaftlichen Lebens zusammen, um gemeinsam überein aktuelles Thema zu diskutieren, das die Menschen in der Region besonders interessiert. Meistens war damals ein Landesminister zu Gast.