Am Niederrhein. Stimmt ja, es ist Beuys-Jahr. 2021 runden sich sein Geburts- und Todestag. Wo der bekannte wie umstrittene Künstler wirkte - eine Tour.
Am Niederrhein. Am 23. Januar 1986 hörte sein Herz auf zu schlagen. Morgen auf den Tag genau ist es 35 Jahre her. Ein trauriger Grund, sich seiner zu erinnern. An: Joseph Heinrich Beuys.
Ist ja auch gerade sein Jahr: "Beuys 2021." Ausgerufen vom Kulturministerium des Landes NRW, das mal der unnachgiebige Arbeitgeber des Kunstprofessors war. Blöd bloß: Groß gefeiert werden darf er zur Zeit nicht. Corona.
Bis zum 12. Mai bleibt noch Zeit, vielleicht geht doch noch was. 100 Jahre alt wäre er dann geworden. Das Datum eint und entzweit, wie es der Künstler, dessen Ideen und Werke taten und tun.
Beuys, immer noch berühmt wie umstritten
Beuys – Aktionskünstler und Aktivist, Bildhauer und Zeichner, Akademielehrer und Kunsttheoretiker, Schamane oder doch nur ein Scharlatan? Immer noch der bekannteste und umstrittenste Künstler Deutschlands.
Kein Grab, zu dem Beuysianer pilgern können. Seine Leiche wurde verbrannt, die Asche in die Nordsee gegeben. Es soll die Position 54° 7‘ 5“ N, 8° 22‘ O gewesen sein, auf halben Weg zwischen Büsum und Helgoland.
Wer mal da war, der sieht dort – nichts, außer Wasser. Ein ewiges Rätsel, dieser Mann. Eine nach ihm benannte Bibliothek gibt es, mit mehr als 3.000 Büchern von ihm oder über ihn, trotzdem: Wer war dieser Jupp Beuys?
Beuys, ein Weltstar vom Niederrhein
Auch ein Niederrheiner. Selbst ein Weltstar hat seine Heimat, zumindest seinen Ursprung. Wer Beuys verstehen möchte, sollte also in die Tiefebene zwischen Rhein und Maas fahren. Hier hat er gewirkt, wirkt heute noch.
In Krefeld, der amtlichen Geburtsstadt, gibt es nix zu sehen. Lieber ins linksrheinische Düsseldorf, zum Friedhof in Heerdt an der Schiessstraße. Die Grabplatte von Walter Ophey, das Grabkreuz von Karl Wiedehage sind von ihm.
Dann über den Rhein. Nee, nicht im Einbaum, so wie er damals. Über die Kniebrücke, zur Haroldstraße 4, neben dem Familienministerium steht eine der 7.000 Eichen. Mittlerweile versteckt hinter einem Gebüsch, zu erkennen an einem Basaltstein.
Aber Vorsicht, wer durchs Grün streift, kann neugierige Blick und mehr des Wachdienstes auf sich ziehen. Tipp: Kreativ sein wie einst Beuys, große und viele Wort, und nicht vergessen: Lachen. Beuys lachte auch viel.
Beuys, auch ein klitzekleiner Dombauer von Köln
Von Düsseldorf nach Köln ist es nicht weit. Natürlich zum Dom. Südseite, bronzene Pfingsttür, das Mosaik hat Ewald Mataré entworfen und sein Schüler Beuys gemacht. Echte Handarbeit. Dafür gab es ein Lob vom Meister; danach nicht mehr.
Dann zur Herzkammer von Kölle, dem Gürzenich, am Quatermarkt. Nebenan steht noch immer Alt St. Alban. Und vor der Kirchenruine knieet und trauert ein Elternpaar. Wieder entworfen von Mataré, ausgeführt von Erwin Heerich und Beuys (Vater).
Zum Schluss, zurück auf Null – in Richtung Kleve. Geburtstort, laut Lebens- und Werklauf von Joseph Beuys. In Rindern wuchs er auf, auf der Keekener Straße gibt es noch eine Bushaltestelle, die seinen Nachnamen trägt. Wieso? Einheimische wissen das.
Noch mehr Beuys? Eine Empfehlung direkt aus dem Joseph-Beuys-Archiv im Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau: die Beuys-Biografie von Heiner Stachelhaus. Von 1987, aber immer noch „ein verständlich geschriebener Einstieg“.