Essen. Gemeinsam mit Lesern und Redakteuren entwickelt NRZ-Verleger Oppenberg die neuen NRZ Leit- und Grundsätze für die redaktionelle Arbeit.
Das Jahr 1968 spielt nicht nur in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine besondere Rolle, auch für die Geschichte der NRZ ist jenes Jahr 1968 ein ganz besonderes. Einen großen Anteil daran haben zwei Ereignisse: die Verkündung der neuen „Redaktionellen Leitsätze der NRZ“ am 15. Mai und die feierliche Einweihung des neuen NRZ-Pressehauses am 14. September.
Es sind vier Leitsätze und elf Punkte der „Grundlagen der redaktionellen Arbeit“, die NRZ-Gründer und Verleger Dietrich Oppenberg am 15. Mai als neues „Grundgesetz“ der NRZ verkündet. Im Mittelpunkt der Leitsätze steht die Freiheit. Die Freiheit der Redakteure bei der Ausübung ihres Berufs. Ebenso bekennen sich Oppenberg und die gesamte NRZ zu der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik und verpflichten sich, an der Entwicklung einer beständigen demokratischen Ordnung beizutragen. Außerdem bieten die „Grundlagen der redaktionellen Arbeit“ einen Leitfaden, an dem sich die NRZ-Redakteure orientieren sollen und der den Qualitätsanspruch des Verlags unterstreicht. Die Leitsätze formuliert Oppenberg aber nicht alleine. Zuvor hatte er einen Verlagsbeirat berufen, der ihm beratend zur Seite stand, und auch die Meinung der Leser eingeholt. Bei Veranstaltungen in Wesel, Duisburg, Velbert, Oberhausen und Mülheim tauschen sich Oppenberg und leitende Redakteure der NRZ mit insgesamt 5000 Menschen über das publizistische Profil der NRZ aus.
Debatte um Pressenfreiheit im Jahr 1968
Vorausgegangen waren monatelange öffentliche Diskussionen in der BRD über die Probleme der Pressefreiheit und der Unabhängigkeit der Zeitungsredaktionen. Im April ist es auch in der Sachsenstraße in Essen zu Demonstrationen gekommen, die sich gegen das Verlagshaus der Zeitung „Die Welt“ richteten, das direkt neben den Gebäuden der NRZ liegt. Dabei ist die Auslieferung der Zeitung des Springer-Verlags teilweise blockiert worden.
Eben jene Sachsenstraße ist am 14. September dann auch Schauplatz der feierlichen Eröffnung des neuen NRZ-Pressehauses. Prominente Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur sind zu diesem besonderen Ereignis eingeladen, die Festrede hält Außenminister und Vize-Kanzler Willy Brandt. In dem neuen Pressehaus sind Verlag und Redaktion untergebracht, dahinter sind eine neue Rotationshalle mit Packerei, eine Werkstatt und ein Papierlager gebaut worden. Außerdem wird ein neues Parkhaus errichtet, um der nun entstehenden Parkplatznot entgegenzuwirken.
Reger Austausch: Viele Leserbriefe erreichen die Redaktion
Im gesamten Jahr 1968 erreichen die Redaktion 42.355 Leserbriefe. Das sind 5000 Leserbriefe mehr als noch ein Jahr zuvor und ein Zeichen für die besondere Verbindung zwischen Leser und Redaktion und unterstreicht den Slogan „meinungsfreudig“ der NRZ deutlich.