Am Niederrhein. Sabine Hauke ist eine Verführerin. Mit ihren Wanderbüchern lockt sie auf Wohlfühlwege am Niederrhein. Eines sollte unbedingt mit in den Rucksack.

Soviel sei dann doch verraten. „Meine Wurzeln liegen im Ruhrgebiet“, sagt Sabine Hauke. Deshalb wird sie ihr Leben lang, wie seit nunmehr 58 Jahren, mit dem Kohlenpott verbunden bleiben. Die kleine Indiskretion wird sie bestimmt verzeihen. Zumal sie bereits selbst erleben konnte, am Niederrhein als Zugezogene identifiziert zu werden. Auch diese kleine Anekdote kann sie mit einem herzhaften Lachen erzählen.

Trotzdem, über ihr „Zuhause“, wie sie die Landschaft längst nennt, in die sie vor rund 20 Jahren ihr Mann gelockt hat, ein Weselinski übrigens, kann Frau Hauke wunderbar schwärmen – so wie es vielleicht nur Nicht-Einheimische können. Ihre Glückseligkeit gibt sie der Gegend schriftlich, erschienen in der Buchreihe „Wanderungen für die Seele“, Untertitel: „Wohlfühlwege Niederrhein“.

Unterwegs mit einem ausgebildeten Niederrhein-Guide

Na bitte. Ein ausgebildeter Niederrhein-Guide ist sie, ausgestattet mit dem Zertifikat von der Nabu-Naturstation im Kreis Kleve, sowie dem Wissen um Fauna, Flora und noch viel mehr, was diese Gegend ausmacht. Nicht nur aus beruflichen Gründen macht die gelernte Reiseverkehrskauffrau gerne andere Menschen auf schöne Fleckchen dieser Erde aufmerksam.

Neuerdings ist es gar so, dass sie mit ihrem Hobby ihre Brötchen verdienen kann. Nee, damit ist jetzt nicht das Schreiben von Wanderbüchern gemeint; der Erlös reicht allenfalls für ein Zubrot. Sie vermarktet nun die Region im Sinne der Entwicklungsagentur Wirtschaft des Kreises Wesel.

Ihr Wanderfreund: Foxi, ein Terrier.
Ihr Wanderfreund: Foxi, ein Terrier. © Andre Hirtz

Doch wie bereits angedeutet, verschwimmen dabei Arbeit und Freizeit, dafür steckt Sabine Hauke viel zu tief drin in ihrem Auftragsgebiet. Vielleicht kennt sie noch nicht jedes Hölzchen und Stöckchen, aber doch so manchen Pfad und Steig.

Zwischen Rhein und Maas, Niers und Nette

Als Wanderführerin ist sie in den Naturparks Hohe Mark und Schwalm-Nette genauso gerne unterwegs wie im Reichswald bei Kleve oder Hochwald in Uedem, auch am Rhein nahe Götterswickerhamm, am Altrhein rund um Grietherort oder an der Niers auf Höhe von Asperden. Nicht zu vergessen: die Sonsbecker Schweiz, „der Blick auf den Xantener Dom ist traumhaft schön“, sagt sie; wohl wissend, dass dies jetzt „beinahe zu romantisch“ klingt.

Denn, auch das ist ein Teil der Wahrheit: Natürlich ist der Niederrhein hier und da „auch schon mal spröde“, findet sie – aber gar nicht schlimm. Ein paar Schritte weiter wechselt der Augenblick, und siehe da, dieses Land kann auch ganz anders. Besonders beeindruckt war sie von ihrer Tour durch das Elmpter Schwalmbruch, „dort liegt alles so nah beieinander: Wald, Heide, Obstbaumwiesen, Bachläufe...“

Von Mehrhoog aus ins Grüne und Weite

Wenn Sabine Hauke, die in Mehrhoog bei Hamminkeln lebt, unterwegs ist, dann „gerne auch allein, um die Natur mit allen Sinnen zu genießen“: das Rauschen von Blättern, das Singen von Vögeln, das Plätschern von Wasser. Dann weht Wind in ihren Haaren, duften Kräuter in ihrer Nase, knirscht der Boden unter ihren Schuhsohlen; auch barfuß läuft sie bei Gelegenheit.

Nö, ihr geht es nicht ums Kilometermachen. In ihren drei Büchern – neben dem Niederrhein verführt sie auch ins Ruhrgebiet und in die Wälder von Nordrhein-Westfalen – sind die Touren zwischen minimal 6,4 und maximal 14,4 Kilometern lang. „Genusswandern“, nennt sie das. Der Weg, ja, ja, ist das Ziel.

Es geht um die Entdeckung der Langsamkeit, die Entschleunigung im Alltag, das Krafttanken in der Natur. Wem das jetzt etwas zu esoterisch klingt, dem sei beruhigend mitgeteilt: Das Shinrinyoku, das neumodische Waldbaden, hält Sabine Hauke für „ein tolles Marketing“; was es ursprünglich auch war, von der staatlichen Forstbehörde in Japan nämlich, anno 1982.

Sabine Hauke ist auch für den Kreis Wesel unterwegs, um die Region zu vermarkten. 
Sabine Hauke ist auch für den Kreis Wesel unterwegs, um die Region zu vermarkten.  © NRZ | Johannes Kruck

Damit möchte sie aber die heilende Wirkung von der Bewegung im Blätterwald überhaupt nicht in Abrede stellen. Im Gegenteil, „das ist wissenschaftlich bewiesen“, weiß die ausgebildete Gesundheitswanderführerin. Echt, diesen Titel gibt es wirklich, vergeben vom Deutschen Wanderinstitut, bei dem sie im Sauerland geschult wurde.

Eine gute Runde: fünf Kilometer

„Der Niederrhein bietet ideale Voraussetzungen für einen guten Spaziergang“, meint Sabine Hauke. Eben, weil viele Strecken flach sind. Die Bislicher Insel und die Dingdener Heide fallen ihr spontan ein, um Einsteigern zwei konkrete Empfehlungen mit auf den Weg für den nächsten Ausflug zu geben.

Ihr Tipp: „Packen Sie ausreichend Zeit in den Rucksack.“ Klingt ziemlich banal, ist jedoch ernst gemeint und wird häufig unterschätzt. „Eine Gesundheitswanderung dauert ungefähr zweieinhalb Stunden, die Runde ist höchstens fünf Kilometer lang.“

INFO: Die Wanderbücher von Sabine Hauke

Sabine Hauke ist laufend unterwegs: am Niederrhein, „mein Zuhause, im Ruhrgebiet, „hier liegen meine Wurzeln“, ach, in ganz Nordrhein-Westfalen. Ihre Touren geht sie professionell an – und schreibt darüber. Bisher veröffentlicht wurden drei Bücher, alle sind im Droste-Verlag aus Düsseldorf herausgekommen, über dessen Online-Shop zu beziehen (www.droste-verlag.de) oder natürlich im örtlichen Buchhandel, der sich über Unterstützung freut, nicht nur in der Corona-Zeit. Die Titel erscheinen in der Reihe „Wanderungen für die Seele“, die detaillierten Beschreibungen mit Anfahrt- und Einkehrtipps sowie mit jeweils einer kleinen Streckenkarte führen über „Wohlfühlwege Niederrhein“ und „Wohlfühlwege Ruhrgebiet“ sowie durch „Wälder Nordrhein-Westfalen“. Die Bücher kosten jeweils 16,99 Euro.