Seit 43 Jahren betreut Karl-Heinz Hartmann das Naturschutzgebiet Schwafheimer Meer in Moers. Zu sehen am Teichrohrsänger und Lappentaucher.

Das gut 28 Hektar große Naturschutzgebiet Schwafheimer Meer ist das bedeutendste im Stadtgebiet von Moers. Es liegt in einer ehemaligen Hochflutrinne des Rheins und ist ein vom Schwafheimer Bruchkendel durchflossenes Altwasser.

Anfang der 70er Jahre wurde dem eutrophen Stillgewässer der Garaus gemacht. Durch bergbauliche und wasserwirtschaftliche Maßnahmen fiel das ökologisch wertvolle Gewässer trocken. Statt Wasser- und Sumpfpflanzen machten sich alsbald vorrangig Brombeeren und Brennnesseln breit.

Ente, Gans, Taucher, Ralle, Teichrohrsänger, Amphibien, Großlibellen und Co. waren ebenfalls die Lebensgrundlage genommen.

Ein Bild von einem Meer – in Moers-Schwafheim.
Ein Bild von einem Meer – in Moers-Schwafheim. © Nabu Kreis Wesel | Peter Malzbender (Nabu)

Ein NABU-Mann der ersten Stunde

Die Rettung kam 1977; im Gründungsjahr der heutigen NABU-Kreisgruppe Wesel. Die sieben Gründungsmitglieder beschlossen damals in Moers, sich unter anderem intensiv um die Renaturierung des Schwafheimer Meeres zu kümmern.

Ein Mann der ersten Stunde ist Karl-Heinz Hartmann.

Seit 43 Jahren lenkt er dort für den NABU die notwendigen Biotopmanagementaufgaben. Wenigstens dreimal in der Woche ist der 79-Jährige seitdem bei schweißtreibender Landschaftspflege vor Ort.

Insgesamt zehn aktive, ehrenamtliche NABU-Aktive in verschiedenen Gruppen unterstützen ihn an verschiedenen Tagen tatkräftig dabei.

Der Besitzer des Schwafheimer Meeres und des naturnahen Umfeldes ist die Linksniederrheinische Entwässerungsgenossenschaft. Ohne Empathie der LINEG für Natur, hätte sich im Ortsteil Schwafheim nicht diese Naturoase entwickeln können.

In Absprache mit der LINEG

Beispielsweise wurden im Jahr 2000 unter Federführung der LINEG in Fortsetzung des Schwafheimer Meeres zwei große Vertiefungen im Bereich der Hochflutrinne angelegt, die der Wasserversickerung dienen. Damit wird eine Anreichung des Grundwassers erreicht. Das ist nämlich auch notwendig, um die rechtlich zugesicherte Fördermenge für das Wasserwerk Moers/Vinn aufrecht zu erhalten.

Zudem wurde auch die Pumpanlage Aubruchkanal-Vinnbusch stillgelegt; zur Förderung der Wiedervernässung in diesem Bereich der Alluvialrinne.

Ja, auch der Eisvogel ist hier zu beobachten, mit viel Glück auch zu fotografieren.
Ja, auch der Eisvogel ist hier zu beobachten, mit viel Glück auch zu fotografieren. © Nabu Kreis Wesel | Peter Malzbender (Nabu)

Über die ökologisch wertvollen Vernässungen hinaus, sollen vor allem auch Vernetzungen zu bestehenden Biotopen geschaffen werden. Und viele weitere Einzelmaßnahmen sind bereits erfolgreich umgesetzt.

Natürlich haben dabei bisher viele Experten von Behörden, Instituten, Verbänden und dem NABU ihren Expertisensenf einfließen lassen, eng zusammen gearbeitet und Genehmigungen erteilt.

Mit Gefühl für die Artenvielfalt

NABU-Mann Karl-Heinz Hartmann ist ein sachkundiger Artenkenner. Täglich vor Ort hat er die Tier- und Pflanzengemeinschaften im Auge. In über 40 Jahren hat er auch die Biotopentwicklung am Schwafheimer Meer und die Veränderung bei den Lebensgemeinschaften registriert.

Äußerst erschreckend findet er vor allem den signifikanten Rückgang von Insekten. Dies sei vorrangig der Landwirtschaft mit dem überbordenden Einsatz von Pestiziden zuzuschreiben.

Die fehlende Insekten-Biomasse macht insbesondere auch den dort brütenden Vogelarten zu schaffen. Diese lebenswichtige Futterquelle ist aber für die Aufzucht der Jungvögel unabdingbar. Zwangsläufig ist dadurch lange nicht mehr jede Brut erfolgreich.

Die Ausweitung des Schilfgebietes, eines der förderungswürdigsten Biotoptypen in NRW, liegt Hartmann besonders am Herzen. So hat er in den vergangenen Jahren, nach Abstimmung mit der LINEG und der Unteren Naturschutzbehörde, dort den vorhandenen Uferschilfsaum erfolgreich vergrößern können.

Hohe Brutdichte des Lappentauchers

Dieses Jahr haben erfreulicherweise im Schilf gut zehn Paare vom seltenen Teichrohrsänger dort ihr kunstvolles Napfnest gebaut und Junge großgezogen. Acht bis zehn Paare Zwergtaucher brüten ebenfalls im Gebiet. Diese hohe Brutdichte des kleinen Lappentauchers ist selten in unserer Region.

Graureiher, Kormoran, Wasser-, Teich- und Blässralle, Stock-, Schnatter- und Reiherente, Höckerschwan, Eisvogel, Ammern, Finken, Meisen, Star, Grasmücken, Laubsänger, Spechte, Rabenvögel, Greifvögel, Eulen und Co. sind Brutvögel oder Nahrungsgäste am Schwafheimer Meer. Fuchs, Feldhase, Reh, Baummarder und Nutria sagen sich hier ebenfalls gute Nacht.