Am Niederrhein. Wie ist es eigentlich, mit so einem schönen Namen durchs Leben zu gehen? nachgefragt bei Helmut Sommer, dem Nachtwächter aus Xanten.
Soso. „Sommer ist ein Familienname. Der Name wurde wahrscheinlich von der Jahreszeit Sommer abgeleitet.“ So sachlich und nüchtern ist im Internetlexikon Wikipedia über einen der wohl angenehmsten Nachnamen zu lesen.
Sagen Sie mal bitte, lieber Herr Sommer, sind Sie froh, ausgerechnet so zu heißen?
(schmunzelt) Na ja, ich konnte mir meinen Namen nicht aussuchen. Mein Vater Willibrord trug schon diesen Namen, mein Großvater Heinrich auch. Nun also ich. Aber ich ärgere mich nicht darüber, es gibt sicherlich weniger schön klingende Nachnamen.
Stimmt. Weiter anzumerken ist jedoch: Der Nachname Sommer könnte sich auch von „sumber“, „sumar“ oder „sumer“ ableiten, einer mittelhochdeutschen Bezeichnung für Korb oder Geflecht. Demnach wäre Sommer eine Berufsbezeichnung, wie Müller oder Schuster, demnach für den Korbflechter. Genealogen weisen auch auf das niederdeutsche Wort „somer“ hin, ein früherer Begriff für einen langen, schlanken, geraden Pfahl oder Baum. Sowie auf das mittelniederdeutsche „somer(e)“, damit waren so genannte Saum- oder Tragetiere gemeint, etwa ein Esel oder Muli.
Haben Sie schon mal Ahnen- und Namensforschung betrieben?
Ach, wie das so ist im Leben: Ich habe es mir immer vorgenommen, aber nie die Zeit dafür gefunden. Das ist doch sehr aufwändig.
Sie sind nun 84 Jahre alt. Sozusagen ein ewiger (Herr) Sommer.
Jahreszeitlich betrachtet befinde ich mich jetzt schon im Herbst meines Lebens – und der Winter ist in Sicht. Da brauche ich mir nichts vorzumachen. Aber auch im Herbst und Winter gibt es schöne Tage.
Wie blicken Sie denn auf Ihren Lebensfrühling zurück?
Ich bin 1935 geboren, in eine schlimme Zeit hinein. Mein Bruder, der vierzehn Jahre älter war, ist im Zweiten Weltkrieg gefallen. Als die Bomben auf Xanten fielen, mussten wir oft in den Bunker. Später wurde unser Haus zerstört. Meine Eltern, meine Schwester und ich kamen auf einem Bauernhof unter, dort gab es auch wieder etwas zu essen und wir Kinder wurden aufgepäppelt.
Kein schöner Frühling.
So gesehen: sicher nicht. Dennoch habe ich gute Erinnerungen an meine Eltern, an meine Kindheit und Jugend, an meine Schulzeit. Als Kind nimmt man die Zeit natürlich anders wahr als später als Erwachsener, der mit all seiner Lebenserfahrung darauf zurückblickt.
Stimmt auch. Dazu passt dann ein Zitat von Heinrich Heine, der einst schrieb: „Unser deutscher Sommer ist nur ein grün angestrichener Winter.“ Alles eine Frage des Standpunktes.
Als Stadtführer sind Sie ja nie um einen Spruch verlegen, Herr Sommer. Wie stellen Sie sich mit Ihrem Namen vor?
Der Klassiker lautet natürlich: Guten Tag, meine Name ist Sommer, so wie der Winter.
Kennen Sie übrigens einen Herrn Winter?
Es gibt in Xanten die Familie Winters, genauso wie Familie Herbst. Und den Frühling gibt es hier auch, wenn man so will, in der Form Fröhling.
Frühling, Sommer, Herbst und Winter: Im Jahreskreislauf sind die Jahreszeiten gleich verteilt. Etwas anders sieht es auf der Deutschlandkarte der Nachnamen aus: Hier gibt es vor allem Winter, etwas weniger Sommer, häufig Herbst, selten Frühling. Sprachforscher betonen: Die Herkunft der Namen hat selten etwas mit einer Jahreszeit zu tun.
Und es gibt ja einige berühmte Nachnamensvetter.
Jaja, die Schauspielerin Elke Sommer, zum Beispiel, Aber wir sind weder verwandt noch uns irgendwie bekannt.
Zu Dr. Sommer, der Doktor-Legende aus der „Bravo“, hatten Sie auch nie Kontakt?
(lacht) Nein, dem habe ich nie geschrieben.
Sommer also. Ein Name, der bestimmt verpflichtet, oder? Deshalb zum Schluss die Frage aller Fragen an Helmut Sommer: Wie wird er denn nun, wettermäßig, dieser Sommer? Da grinst der Herr Sommer – und sagt: „Mal so, mal so. Man muss den Sommer nehmen, wie er ist.“