Am Niederrhein. Die Landesgartenschau in Ingolstadt steht vor dem Aus. Überlingen überlegt noch. Kamp-Lintfort dagegen hofft auf einen Start am 5. Mai.

9.259 Dauerkarten wurden im Vorfeld für die Landesgartenschau 2020 in Kamp-Lintfort verkauft. Das Ticket sollte nicht nur der Türöffner sein für den Eintritt an 178 Veranstaltungstagen auf das offizielle Laga-Gelände, das sich quer durch das Stadtgebiet zieht – auch ein einmaliger Eintritt zu den Landesgartenschauen in Ingolstadt und Überlingen ist inklusive.

Seit dem Ausbruch der Corona-Krise kämpfen alle drei Veranstaltungsorte mit den gleichen Problemen. Aus niederrheinischer Sicht interessant: Wie gehen die Macher der Gartenschauen in Oberbayern und am Bodensee mit der Ausnahmesituation um?

Kamp-Lintfort: Die Laga soll am 5. Mai eröffnen

Zunächst der Blick nach Kamp-Lintfort. Der offizielle Beginn der Laga wurde vom 17. April auf Freitag, 15. Mai, verschoben – Stand heute. Abgesehen von drei kostenfreien Schnupper-Spaziergängen für interessierte Bürger durch den Laga-Park, das ehemalige Zechengelände; jeweils auf einem festgelegten Rundweg, mit einer begrenzten Personenzahl (übrigens, letzter geplanter Rundgang am Freitag, 24. April, von 11 bis 19 Uhr):

Laga 2020 in Kamp-Lintfort: Bei Schnupper-Spaziergänge wurde sozusagen der Besucherbetrieb geprobt.
Laga 2020 in Kamp-Lintfort: Bei Schnupper-Spaziergänge wurde sozusagen der Besucherbetrieb geprobt. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Am 5. Mai soll das Areal an der Friedrich-Heinrich-Allee sowie der Terrassengarten am Kloster Kamp dann für alle Besucher geöffnet werden: wie geplant gegen Eintritt (Tageskarte kostet für Erwachsene 18,50 Euro) sowie gemäß der dann geltenden Corona-Regeln. Wie diese konkret ausgestaltet sein werden, kann im Moment niemand sicher sagen. Es gilt abzuwarten, welche Maßnahmen bis dahin noch beschlossen oder aufgehoben werden, insbesondere durch die Landesregierung.

Ingolstadt: Vorschlag, die Landesgartenschau abzusagen

Im bayerischen Ingolstadt sollte die Landesgartenschau ursprünglich vom 24. April bis zum 4. Oktober dauern. Motto der 164 Tage: „Inspiration Natur“. Corona-bedingt wurde der Start auf den 29. Mai hinausgezögert. Mit „schweren Herzen“, so Oberbürgermeister Christian Lösel, der „voller Hoffnung in Richtung Mai blickt“.

(Zweck-)Optimismus, ähnlich wie in Kamp-Lintfort – den Thomas Hehl, Geschäftsführer der Landesgartenschau in Ingolstadt, jetzt nicht bloß ein wenig kleiner machte – sondern wohl zunichte. Laut Medienberichten möchte er dem dem Aufsichtsrat die Verschiebung auf das Jahr 2021 vorschlagen. Eine Landesgartenschau mache in diesem Jahr keinen Sinn, wird er zitiert. Pressesprecherin Katrin Guth bestätigte seinen Vorschlag, der am 7. Mai offiziell beschlossen werden soll.

Überlingen: Über die LGS wird weiter verhandelt. Es geht – ums Geld

Im baden-württembergischen Überlingen sollte die Landesgartenschau – neben dem Stadtjubiläum: 1250 Jahre – an 179 Tagen gefeiert werden. Der offizielle Beginn am 23. April wurde abgesagt. Wann die LGS losgehen soll, darüber werde „noch im April“ entschieden, teilte Oberbürgermeister Jan Zeitler mit. Seitdem warten nicht nur die knapp 17.000 Dauerkarten-Inhaber auf eine Entscheidung.

Aus dem benachbarten Bayern strahlt die Absage des Oktoberfestes vom gestrigen Dienstag eine Signalwirkung für sämtliche Großveranstaltungen aus, bundesweit. Dazu kam nun der Verschiebe-Vorschlag aus Ingolstadt. Am heutigen Mittwochnachmittag tagte der Gemeinderat über die neuen Entwicklungen. Am Abend fiel dann eine Entscheidung, die eine sozusagen Nicht-Entscheidung ist. Man wolle sich einen Eröffnungstermin „weiter offen halten“, heißt es. Also: Alles ist möglich – ein späterer Beginn in diesem Jahr, ein Aufschub ins nächste Jahr. Konkret sicherte Landwirtschaftsminister Peter Hauk telefonisch zu, dass die Landesregierung zwei Drittel des prognostizierten Defizites übernehmen werde, dass bei einer Verschiebung nach 2021 anfallen werde.

Aber die Frage: Ist eine Landesgartenschau in der Corona-Zeit sinnvoll?
Aber die Frage: Ist eine Landesgartenschau in der Corona-Zeit sinnvoll? © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Kamp-Lintfort: Doch ein später Beginn, vielleicht sogar erst in 2021?

Die Nachrichten aus dem Süden Deutschlands werden am Niederrhein zum Teil mit Sorge zur Kenntnis genommen. Denn noch immer ist auch das bitterste Szenario möglich: Sollte sich bis Anfang Mai abzeichnen, dass die Laga 2020 in Kamp-Lintfort auch dann nicht eröffnet werden darf, müssen weitere Varianten in Betracht gezogen werden. Bereits bei der Bekanntgabe der Verschiebung der April-Eröffnung wurden zwei Möglichkeiten laut: Der Laga-Beginn zu einem noch späteren Zeitpunkt in diesem Jahr – oder gar eine Verschiebung der Veranstaltung ins Jahr 2021.

Laga-Sprecherin: „Wir bleiben bei unserer Eröffnung am 5. Mai“

So weit ist es aber noch nicht. „Wir bleiben bei unserer geplanten Eröffnung am 5. Mai“, kommentierte Laga-Sprecherin Nina Meise gestern auf Anfrage die Entwicklungen in Bayern und Baden-Württemberg. Sie verwies auf die Corona-Erlasse der nordrhein-westfälischen Landesregierung, an denen man sich in Kamp-Lintfort orientiere. Jetzt ist also Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Zug, der übrigens Schirmherr der Laga 2020 in Kamp-Lintfort ist.