Am Niederrhein. Die Artenvielfalt in der offenen Landschaft ist bundesweit stark bedroht. In der Dingdener Heide bei Hamminkeln arbeiten Bürger dagegen.

Die Stiftung Büngerner / Dingdener Heide verfolgt zunehmend erfolgreich ihre Aufgabe, das Projekt die „Geschichte einer Kulturlandschaft“ zu managen und auch weiterzuentwickeln. Auf einem etwa sechs Kilometer langen Rundweg machen sich jährlich viele Menschen aus der Region und auch weit darüber hinaus auf die Socken, um hier vor allem die beschauliche Natur mit allen Sinnen aufzusaugen.

Zwischen Wesel und Bocholt, an der Peripherie Niederrhein / westliches Münsterland nahe dem Hammikelner Ortsteil Dingden, liegt das gut 1700 Hektar große Projektgebiet. Entlang der Wanderroute ist sichtbar dargestellt, wie oft sich das Gesicht dieser bäuerlichen Kulturlandschaft im Laufe der letzten 650 Jahre immer wieder gewandelt hat.

Mal wurde Wald zu Heide, Heide wieder zu Wald oder Wiesen zu Ackerland in den Jahrhunderten umfunktioniert.

Die Schafstelze brütet erfolgreich im Gebiet.
Die Schafstelze brütet erfolgreich im Gebiet. © Peter Malzbender (Nabu)

Eine Stiftung, ein Gebiet

Alles bequem unterwegs auf Schildern vor dem jeweilig nachempfundenen historischen Landschaftsausschnitt deutlich erkennbar. Wer Zeit mitgebracht hat und sich darauf einlässt, wird mit Naturimpressionen gesegnet. Insbesondere die Weite der Landschaft, unterschiedliche Gerüche und die vielfältigen Tierstimmen können zum Innehalten verleiten. Diese Naturerlebnisse pur sind besonders ausgeprägt natürlich in den frühen Morgenstunden und am Abend.

Dann tobt in der Regel der Bär; insbesondere natürlich zur Brutzeit der Vögel. Fünf Naturschutzgebiete mit einer Fläche von 450 Hektar tragen in dem großen Gebiet maßgeblich dazu bei. Dass das Erleben der Biodiversität auch so bleibt, dafür macht sich die Stiftung unermüdlich stark. Im Jahre 2000 wurde sie vom Landesverband des Naturschutzbund Deutschland (NABU) ins Leben gerufen.

Ein Land, ein Brutplatz

Starke Partner aus der Region sitzen mit im Boot. Ehrenamtlicher Vorsitzender der Stiftung Büngerner / Dingdener Heide ist Matthias Bussen, hauptamtlicher Geschäftsführer ist Joachim Fuchs.

Die beiden Naturschützer wachen mit Argusaugen über das riesige Naturareal. Die Dynamik der Natur in der naturnahen Grünland-Kulturlandschaft dort, verlangt auch ein ausgetüfteltes Biotopmanagement. Wann und wo ist es beispielsweise ratsam, mit Schafen Teilbereiche beweiden zu lassen.

In enger Zusammenarbeit mit zwei Wissenschaftlern der Biologischen Station im Kreis Wesel und dem Schäfer werden die einzelnen Schritte zeitnah festgelegt und auch realisiert. Die Grünland-Schutzgebietskulisse allein ist beachtliche 350 Hektar groß. Bussen und Fuchs, die beiden Motoren der Stiftung, haben immer im Fokus, dass der Stiftungsauftrag möglichst optimal erfüllt wird. Sie sind häufig vor Ort und pflegen auch engen Kontakt u.a. mit den vielen Freizeit-Ornithologen, die ihre Vogelbeobachtungen gerne für die wissenschaftliche Verarbeitung zur Verfügung stellen.

Ein Naherholungsgebiet, ein Problem

Im Gebiet gibt es Wiesenvögel, die sonst auf industriell bewirtschaftetem Bauernland kaum noch eine Überlebenschance haben. Feldlerche, Wiesenpieper, Schafstelze, Kiebitz, Großer Brachvogel und Co. ziehen in der Büngerner / Dingdener Heide in unterschiedlicher Anzahl, aber leider nicht alle gleich erfolgreich, ihre Jungen groß.

Der Bestand des Kiebitz ist überall in NRW rapide zurückgegangen. In der Heide brütet er noch erfolgreich.
Der Bestand des Kiebitz ist überall in NRW rapide zurückgegangen. In der Heide brütet er noch erfolgreich. © Peter Malzbender (Nabu)

Friede, Freude, Pfannkuchen – ist nicht immer gegeben. Gerade zur Brutzeit sind uneinsichtige Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner nicht angeleint im Gebiet austoben lassen, eine gravierende Störquelle gerade für die Wiesenvögel. Dies führt nicht selten zur Aufgabe von Vogelbruten. Gerade bei Sonnenschein am Wochenende seien viele Spaziergänger, Jogger, Radfahrer und Gassigeher unterwegs in der Heide. Die meisten würden sich an die Regel halten.

Der Große Brachvogel als Leitart hat hier eines seiner letzten Brutplätze in NRW. Trotz Management mit Elektrozäunen um Brachvogel-Gelege gegen nächtliche Fressfeinde wie dem Fuchs, geht der eh schon spärliche Bruterfolg wohl weiter zurück. Letztes Jahr sind immerhin fünf Jungvögel großgeworden.

Seit 2016 brütet leider die seltene Uferschnepfe nicht mehr im Gebiet; der Rotschenkel aktuell auch nicht mehr.

Ein Klima, ein Wandel

Die extreme Trockenheit in 2018 / 2019 hat Blänken und Feuchtareale trockenfallen lassen. Gerade auch zur Reproduktionszeit vieler Arten ihr Lebenselixier entzogen. Für einige Tier- und Pflanzenarten ein Totalausfall. Der Klimawandel ist weiter im Vormarsch.

Dennoch kann die Büngerner / Dingdener Heide eine Artenvielfalt aufweisen, die es unbedingt weiter zu unterstützen gilt. Bei den Greifvögeln hat der seltene Rotmilan jetzt das zweite Jahr hintereinander für Nachwuchs gesorgt. Auch der pfeilschnelle Großinsekten-Luftjäger Baumfalke brütet hier erfolgreich. Er verweilt momentan wieder in seinem Überwinterungsgebiet in Afrika.

>> INFO: Besuch und Unterstützung

Besuch: Parkplätze gibt es an der Akademie Klausenhof, dem Waldfriedhof „Am Bokern“, der Sportanlagen am Höingsweg und am Campingplatz „Erholungsgebiet Dingdener Heide“. Kleinere Parkplätze gibt es noch am Ende der Klausenhofstraße und an der Krechtinger Straße kurz vor der Einmündung „Zum Venn“. Das Parken am Wegesrand ist in der Heide nicht zulässig.


Unterstützung: Die Stiftung Büngener / Dingdener Heide besitzt 220 Hektar Fläche in dem Naturareal. Diese werden von 6 Biobetrieben landwirtschaftlich nachhaltig bewirtschaftet. Jede Spende hilft, um weitere Flächen anzukaufen und den Naturraum weiterzuentwickeln: Niederrheinische Sparkasse Rhein-Lippe IBAN: DE40 3565 0000 0000 3329 40 BIC: WELADED1WES.