Am Niederrhein. . „Deutscher Frühling“ heißt der neue Roman von Sebastian Thiel aus Tönisvorst. Der Autor ist spezialisiert auf historische Ereignisse.
Lesen Sie auch gerade ein Buch und möchten wissen, was das für ein Mensch ist, der es geschrieben hat? Der Roman, den ich gerade aus habe, heißt: „Deutscher Frühling“. Sebastian Thiel selbst fasst ihn auf Nachfrage in einem Satz wie folgt zusammen: „Ein Thriller um das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland.“
Ein erster Besuch in Tönisvorst. Ein Einfamilienhaus in einer Neubausiedlung. Hier wohnt der Buchschreiber, der 1983 in Viersen geboren wurde, ist auf der Internetseite des Gmeiner Verlages zu lesen.
Ein Blindtreffen, wie man heutzutage so sagt. Zum Warmwerden fünf Entweder-Oder-Fragen bei einer Tasse Kaffee und frisch gekauften Keksen.
Lesen: im Bett oder auf dem Sofa?
Im Bett.
Roman oder Sachbuch?
Roman.
Buch oder E-Book?
Beides. Zum Recherchieren ein Buch, weil ich da rein schreiben kann.
Schreiben: morgens oder abends?
Nachts! (lacht) Erst von drei bis fünf am Nachmittag. Dann kommt meine Frau nach Hause und wir machen etwas gemeinsam. Meine zweite Schicht ist von elf bis um vier in der Nacht. Danach frühstücken wir noch zusammen – und sie geht zur Arbeit, ich ins Bett.
Autor oder Schriftsteller?
Gerne: Autor. Schriftsteller klingt so hochgestochen. Und ich denke bei dem Wort zuerst immer an Gedichte.
Wer hätte das gedacht? Nach seiner Ausbildung zum IT-Systemkaufmann musste Sebastian Thiel zum Bund. Er ging freiwillig in die Kaserne im niederländischen Budel, „praktisch ein Auslandseinsatz, doppelter Wehrsold“. Andere saufen dort nachts, er schob Wache mit scharfer Waffe – und schrieb Horrorgeschichten. Die Kameraden verlangten nach mehr...
Geschrieben habe er eigentlich schon immer, erzählt er. Hinzu kommt sein Faible für die Historie. 2008 entstand sein erster Roman: „Die Hexe vom Niederrhein“. Eine Geschichte aus dem tiefsten Mittelalter in Kempen. Etliche Absagen später landete sein lokalkoloriter Geschichtsstoff beim Gmeiner Verlag in Meßkirch. Der Beginn einer erfolgreichen Zusammenarbeit.
Ganz ehrlich, der Anfang des neuen Buches gefällt mir gar nicht. Ich wollte schon vorzeitig aussteigen...
Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher. Ich gebe aber zu: Ja, das Buch ist anfangs schwierig, weil ich die Personen etwas sperriger als bisher angelegt habe.
Mich stört ein wenig die Sprache. Etwa: „Geh weiter, Bulle.“ Wurde so in den 1940er Jahren geredet?
Oh ja, sogar schon sehr viel früher. Bulle kommt aus dem Niederländischen, der Begriff wurde schon im Mittelalter verwendet. Bulle bedeutete früher: kluger gerechter Mann. In jedem Dorf gab es einen Bullen. Das Wort war eine Ehrbezeichnung. Später wurde es auf den Dorfpolizisten übertragen. Und noch viel später bekam es eine negative Bedeutung, bis heute.
(kleinlaut) Man lernt nie aus! Ab Seite 93 war ich aber auch drin, dann nimmt die Geschichte Fahrt auf – mit überraschenden Wendungen bis zum Schluss.
(grinst) Schön, dass Sie durchgehalten haben!
Konstruktive Kritik, so Sebastian Thiel, finde er gut, „weil sie mich besser macht“. Vor acht Jahren wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit, drückte als Computerfachmann die persönliche Enter-Taste. Nach dem dritten Roman waren die Einnahmen höher als sein Gehalt. „Ich habe all meinen Mut zusammen genommen.“ Übrigens, für das Finanzamt ist der freiberufliche Autor ein Schriftsteller.
Vorne im Buch steht die Widmung: „Für alle, die an die Hexe geglaubt haben.“ Klingt nicht wenigen.
Zuerst habe ich die Absagen noch gesammelt... Aber meine Familie, meine Freunde und der Verlag haben immer an mich geglaubt. Dafür dieses Dankeschön.
Nach dem Buch ist vor dem Buch. 2020 jährt sich der Geburtstag von Friedrich Engels zum 200. Mal. Den passenden Roman dazu schreibt gerade – Sebastian Thiel.
>> INFO: Über den Autor und sein Buch
Das Buch: Sebastian Thiel, Deutscher Frühling, Roman, 246 Seiten, Gmeiner Verlag, Meßkirch, 2019, 14 Euro (E-Book 10,99 Euro), ISBN 978-3-8392-2426-7, erhältlich im örtlichen Buchhandel oder: www.gmeiner-verlag.de.
Der Autor: Sebastian Thiel, geboren in Viersen, veröffentlichte im Gmeiner Verlag bisher neun historische Romane. 2020 soll ein Roman über Friedrich Engels erscheinen. Mehr über den Autor im Internet: www.sebastianthiel.net.