Am Niederrhein. . In der Anholter Schweiz sagen sich Bär und Wolf gute Nacht. Wer nun kommt, sieht den Nachwuchs von Dachs und Otter. Ein lehrreicher Spaziergang.
Wer hat hier den größeren Dickschädel: die urigen Rindviecher auf der Wiese oder der morgenmuffelnde Hornochse am Zaun? Fünf starre Minuten später wird klar: Die beiden Wisente haben mehr Geduld, sie verharren solange in sicherer Entfernung, bis der neugierige Spaziergänger endlich weitergeht. Erst dann schieben sie sich zu den Futtertrögen, um endlich fressen zu können. Es gibt Maissilage und Rübenschnitzel. Vegetarier also, und ein wenig schüchtern.
Guten Morgen im Biotopwildpark Anholt. Eine 56 Hektar große Grünanlage neben dem Wasserschloss Anholt bei Isselburg. Mit sechs Kilometer langen Spazierwegen, sieben Landschaften und mehr als 40 in Europa heimischen Tierarten.
Deutscher Tierschutzbund: „tolles Gegenbeispiel“
Eine Einrichtung, die der Deutsche Tierschutzbund als „positives Gegenbeispiel“ in die ewige Diskussion über die Haltung von Tieren in zoologischen Einrichtungen einbringt. Auch, weil die Tiere dort „auf weiträumigen Flächen leben können“. Bei Besuchern ist der Wildpark beliebt, wie die Bewertungen in einschlägigen Internetforen zeigen. Da wird vom „tollen Wildpark in herrlicher Natur” geschwärmt. Die Hälfte der Besucher kommt übrigens aus dem nahen Nachbarland.

Anholt – ist das noch Niederrhein? Nee, nicht ganz. „Wir liegen ziemlich genau auf der Grenze“, sagt Parkchefin Monika Westerhoff-Boland. Sozusagen in einem Sechs-Länder-Eck: Deutschland-Niederlande, Westfalen-Rheinland, Münsterland-Niederrhein.
Das sind die schönsten Zoos und Tierparks am NiederrheinDas sind die schönsten Zoos und Tierparks am NiederrheinDie größte Attraktion? Geschmacksache. Wer die Bären sehen möchte, sollte sich beeilen, bis Ende des Jahres sollen sie umgesiedelt werden. Spannend sind natürlich die sechs Wölfe. Seitdem die Tiere am Niederrhein grundsätzlich in die Schlagzeilen geraten sind, ist es umso interessanter, sie hier zu beobachten; im naturnahen Gehege hinterm Elektrozaun. Zum Beispiel bei der öffentlichen Fütterung dienstags, donnerstags und sonntags um 11.15 Uhr. Heute stehen Nutrias auf dem Speiseplan.
Hier lebt er: der Wolf
Eine Viertelstunde vorher kann sich der Luchs ein frisch aufgetautes Karnickel vom Haken holen, gleich nebenan.
Fressen und gefressen werden, das Gesetz der Natur. Für zartbesaitete Kinderaugen ist das kein schöner Anblick, doch es wird auch niemand gezwungen, genau hinzugucken; wird es aber schon, mit der Kamera in der Hand.
Ein generationenübergreifender Hingucker ist jedes Jahr der Nachwuchs. Beim Dachs und Otter brauchen Besucher gerade noch etwas Geduld, um die versteckten Jungen zu entdecken. Leichter geht es bei den Wildschweinen, am einfachsten bei den Kamerunschafen, die geschützt von der Herde auf der großen Wiese stehen.

Apropos Kamerunschafe: Die Tiere mit dem länglichen Kopf, kurzen Ohren und dichtem Fell fressen einem aus der Hand. Eine Ladung kostet 50 Cent und kann aus den Automaten auf dem Gelände gezogen werden. Ein feucht-fröhlicher Spaß.
Füttern ja, aber bitte richtig!
Das Füttern der Tiere ist jedoch so eine Sache. Traurig das Schicksal der beiden Rentiere Finja und Samu. Trotz unübersehbarer Verbotsschilder wurden sie von Gästen mit Erdnüssen und Süßigkeiten sowie Brot und Keksen versorgt – und starben daran qualvoll. An ihrem Gehege ist auf einer Tafel zu lesen, dass sie Spezialfutter aus Finnland erhalten.
Der Spaziergang über die kinderwagentauglichen Schotterwege ist eben auch lehrreich. Wer weiß schon, dass ein drei Millimeter kleiner Floh 200 Mal soweit springen kann wie er groß ist – sprich: 60 Zentimeter.
Nicht schlecht, Herr Specht – und der klopft an diesem herrlich blauen Morgen mehr als dreimal aufs Holz.
Das sind die wichtigsten Infos zum Anholter Wildpark
Im Biotopwildpark Anholt ist ganzjährig etwas los. Ein Tipp im Herbst ist die offene Wildparknacht am 16. November, und eine schöne Tradition ist die Aktion „Kinder bescheren Tiere“ an Heiligabend.
Regelmäßig wird eine Greifvogelshow angeboten. Je nach Witterung auf dem Spielplatz oder unter dem Dach vorm Schweizer Häuschen, jeweils um 13.30 und 15.30 Uhr. Der nächster Termin ist am 13. Oktober. Einen Tag später können Kinder von 10 bis 14 Jahren für einen Tag mit den Tierpflegern mitgehen und bei der täglichen Arbeit bei den Huftieren helfen.
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Anreise und Öffnungszeiten
Zum Biotopwildpark Anholter Schweiz geht es mit dem Auto über die A3 in Richtung Emmerich, Ausfahrt Isselburg, sofort links ab in Richtung Anholt (Am Fenn), am besten bis Anholt durchfahren und dort den Schildern folgen. Adresse fürs Navi: Pferdehorster Straße 1, 46419 Isselburg.
In der Hauptsaion bis zum 1. November ist die Anlage täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Bitte beachten: In der Gaststätte Schweizer Häuschen ist am Montag immer Ruhetag (außer an Feiertagen).
Eintritt: Für die Tageskarte bezahlen Erwachsene (ab 14 Jahre) sieben Euro, Kinder ab drei Jahre 4,50 Euro.
Hinweis: Hunde haben keinen Einlass in den Park, während des Besuchs können sie kostenlos im Zwinger abgegeben werden.
Weitere Informationen im Internet: www.anholter-schweiz.de.