Kreis Kleve. . Seltsames, Kurioses haben wir schon entdeckt auf unserer Roller-Tour durch den Kreis Kleve. Kreiswirtschaftsförderer Kuypers überrascht das nicht
Die Kreis Klever sind – nun, sagen wir ‘mal, anders kreativ als der Rest des Niederrheins. Das haben wir im Verlauf unsere aktuellen Serie „Kreis Kleve, ganz schön abgefahren“ ja nun doch mehrfach unter Beweis gestellt.
Wir haben einem Hostienbäcker bei der Arbeit zugeguckt, sind über seltsame Schmugglerwege gerollt, sind in einem Blumenmeer von Zigtausenden Gerbera versunken, haben uns vom „Wahnsinnigen Puppenspieler“ Heinz Bömler auf den Mond schießen lassen – und und und.
Dabei haben wir uns lautlos fortbewegt, auf diesen knuffigen Elektrorollern im Retrolook – einmal, weil wir es gemütlich haben wollten; einmal, weil wir lautlos unterwegs sein wollen – um die Stille dieser wunderbaren Natur zu genießen.
Übrigens: Wussten Sie, dass im Kreis Kleve mehr Schweine als Menschen leben? Die Statistiker der Landesdatenbank NRW (www.landesdatenbank.nrw.de) haben gezählt, und siehe da: Im Kreis Kleve leben etwa 310.000 Menschen – und so viele Rinder und Schweine wie im gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf nicht.
Statistisch gesehen hat jeder Klever ein Schwein im Stall
Rinder: 128.086, Schweine: 365.448 (die beiden letzten Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2016, dürften aktuell aber nicht deutlich geringer sein). Somit hat rein statistische jeder Kreis Klever mindestens ein Schwein im Stall...
Im Mittelteil unserer Serie heute nun ein Interview mit einem, der sich in diesem Kreis pudelwohl fühlt – obwohl er einen niederländischen Pass hat. Und für den der Kreis Kleve das Niederrhein- Highlight überhaupt ist: Hans-Josef Kuypers, Kreiswirtschaftsförderer. Wir sehen ihm seine Euphorie nach. Ein nicht nur trockenes Gespräch über diesen Kreis, in dem wir seit geraumer Zeit unsere Runden drehen.
Herr Kuypers, ich darf annehmen, dass Sie – wie so viele in diesem Kreis – auch schon auf Schienen geradelt sind?!
Ja, selbstverständlich. Wer denn eine Draisinenstrecke von Kleve über Kranenburg ins niederländische Groesbeek in seiner Nachbarschaft weiß, für den gehört das Radfahren auf der Schiene zu den 50 Dingen im Leben, die man im wahrsten Sinne des Wortes einmal erfahren haben muss.
Klar. Und dann haben Sie sicher auch schon ‘mal auf einer Wiese gestanden, zwischen Kühen und Hühnern, und haben Bauerngolf gespielt.
Selbstverständlich habe ich als gestandener Niederrheiner – So gut. So weit. – schon einmal auf einer Wiese zwischen Kühen und Hühnern gestanden. Allerdings habe ich noch nie Bauerngolf gespielt. Ich sollte meinen Kollegen Dr. Joachim Rasch von Wirtschaft, Tourismus und Marketing Stadt Kleve einmal bitten, in diese hohe Kunst einzuführen. Hier in Kleve gehört dies zum touristischen Angebot dazu.
Was macht einen Kreis-Wirtschaftsförderer im Kreis Kleve glücklich?
Die Zufriedenheit beim Kreis-Wirtschaftsförderer stellt sich stets dann ein, wenn die Übernachtungszahlen steigen und sich die Verweildauer der Gäste positiv entwickelt. Somit haben wir im Kreisgebiet „glückliche Jahre“, um es bei Ihrer Formulierung zu belassen.
Ein Mehr an Reisemobilen, ein Mehr an Ferienwohnungen und hier und da ein weiteres, attraktives Hotel – das macht Menschen wie mich zutiefst zufrieden. Somit bin ich den Investoren Bernd Zevens für sein weiteres Rilano-Hotel in Wallfahrtsstadt Kevelaer und der Familie Janssen vom Hotel See Park Janssen in Geldern für die Entscheidung zu einem weiteren Haus in der LandLebenStadt auch persönlich dankbar.
Was muss ein Tourist sehen?
Das sollte natürlich Geschmacksfrage eines jeden Einzelnen bleiben. Für mich gehören das Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau, das Museum Kurhaus in Kleve, die Promenaden von Emmerich am Rhein und Rees sowie der Kapellenplatz in Wallfahrtsstadt Kevelaer und der Historische Ortskern von Wachtendonk auf jeden Fall dazu. Es ist vielleicht so etwas wie eine Pflicht.
Als Kür würde ich ihn allerdings gerne auch als Gast beim Wahnsinnigen Puppenspieler Heinz Bömler in Goch sehen, in der Käserei Straetmanshof in Kerken, im Wunderland Kalkar und in einem der vielen Bauernhofcafés der Region. Auch das Schloss Wissen und die Schlossruine Hertefeld gehören besucht. Und die Agrotouren in der Blumenstadt Straelen versprechen ein bleibendes, ja blühendes Erlebnis.
Es gibt viele junge Unternehmer, die ganz pfiffige Ideen haben...
Ja, durchaus. Eva de Schrevel gehört mit ihrer jungen Gastronomie in Kleve dazu, wo sie mit „Bar & Brot“ einlädt. Aber auch in Wallfahrtsstadt Kevelaer lockt „Herr Lehmann“ mit einem jugendlich frischen Angebot, in Kerken freut man sich seit geraumer Zeit über die Anziehungskraft der Whisky-Botschaft. Die Niederrhein-Destille in Emmerich am Rhein verspricht „Hochprozentiges“ aus der eigenen Brennerei – und dies mit Blick auf Vater Rhein.
Die Hostienbäckerei in Wallfahrtsstadt Kevelaer sucht nach den vielen Gästen, die der Marienstadt ihren „neuen“ Namen gaben.
Und wenn wir denn schon in der Marienstadt sind: Mit Irrland in Twisteden ist der Familie Winkels-Tebartz van Elst ein Familienpark gelungen, der mittlerweile mehr als eine Million Gäste anzieht. Eine Idee, die jungen Leuten nur ein einziges Mal im Leben gelingen dürfte. So auch Parookaville – ein Unternehmen mit drei Dutzend festen Arbeitsplätzen und ein Mega-Event mit 80.000 Besuchern.
Jeder sechste Arbeitsplatz im Kreis Kleve findet sich im Bereich Lebensmittel/Food. Leben und Arbeiten auf dem Land hat Zukunft?
Das sowieso. Die Großstädter dürften uns längst um unsere Attraktivität hinsichtlich des Wohnens und Arbeitens im von Arbeitsplätzen umgebenen Umfeld beneiden. Der Airport Weeze, der Hafen Emmerich, die Hochschule Rhein-Waal, die Nähe zu den Ballungsräumen – alle diese Faktoren spielen da mit rein.
Die überzeugenden Arbeitgeber wie Bofrost in Straelen, Diebels in Issum, Katjes in Emmerich am Rhein, Nähr-Engel in Goch, Mera Tiernahrung in Wallfahrtsstadt Kevelaer oder Bonduelle und Kühne in Straelen – sie alle dürften ihre Standorte auch aufgrund der Nähe zur landwirtschaftlichen Produktion gesucht haben. Bis hin zu Pfeifer & Langen in Kalkar-Appeldorn, wo aus Rüben Zucker für den Weltmarkt entsteht.
140 Kilometer lang ist die Grenze zu den Niederlanden – Sie sind auch Niederländer, nicht wahr?
Ja, das trifft zu. Zumindest auf dem Papier, mein Pass ist niederländisch, alles Weitere deutsch. Über Großvater und Vater habe ich meinen Pass „geerbt“. Aber wenn die deutsche Nationalmannschaft im Fußball gegen die „Landgenoten“ in letzter Minute mit 3:2 Toren gewinnt, dann ist die Freude eindeutig auf meiner alleinig deutschen Seite.
>>>Die Touristen mögen das weite, flache Land
Es lässt sich also fein wohnen im Kreis Kleve – und auch wunderbar Ferien machen. 921.575 Übernachtungen wurden in 2018 verbucht. 36 Reisemobil-Stellplätze sind eingerichtet, 1500 Kilometer Radwegenetz locken – 1000 Kilometer davon sind nun dem praktischen Knotenpunktsystem angeschlossen.
Wir werden weiter unsere Runde drehen – immer, wenn Sie so einen schicken Retro-E-Roller auftauchen sehen, wird es wieder „ganz schön abgefahren“.