Am Niederrhein. . Der Brüller auf dem Fantastival. Im Sommer tigert der Weltstar auf die Bühne. Was in der Garderobe steht, verrät Festivalmacherin Lea Eickhoff.

Rees hat Haldern Pop. Weeze hat Parookaville. Und Dinslaken hat – das Fantastival. Ein Musikfestival, das den Namen dieser Stadt zu einem Begriff weit über die Grenzen der Region hinaus macht.

Seit mehr als 20 Jahren schon. Im Sommer wird das Burgtheater mit seinen 2000 Sitzplätzen wieder zur großen Showbühne. Der Kracher im Juli-Programm: Tom Jones.

Eine Weisheit aus Korea lautet: „Wenn man vom Tiger spricht, dann kommt er.“ Nachgefragt bei Lea Eickhoff, der Geschäftsführerin der Freilicht AG, Deutschlands erster Kultur-Aktiengesellschaft, dem Veranstalter.

Abgesehen vom Geld: Wie lockt man Tom Jones nach Dinslaken?

Durch gute Kontakte zu Bookern, eine einzigartige Location, unser ehrenamtliches Konzept und die Liste der Künstler, die schon hier waren. Und am Ende zählt dann aber leider doch das Geld.

Was müssen und werden Sie ihm in die Garderobe stellen?

Sofas, Sessel, Champagner gehört wohl ab einem bestimmten Superstar-Niveau zum guten Ton. Wir bekommen ja von den Künstlern immer Listen, was da sein muss. Diese wird von uns brav abgearbeitet, aber wir jubeln auch lokale und regionale Produkte unter. Da müssen die Künstler dann durch, wenn sie schon hier sind. Aber da wir haben ja auch was zu bieten!

Sind 90 Euro für ein Konzert in Dinslaken nicht übertrieben?

Könnte man meinen. Wenn man aber ein bisschen hinter die Kulissen blickt, wird schnell klar, dass es anders nicht geht. Wir haben im Burgtheater nur 2.000 Plätze, mit denen wir die hohen Gagen und Produktionskosten refinanzieren können. Man darf ja auch nicht vergessen, dass wir als ehrenamtlich organisiertes Festival ohne öffentliche Etats daran nicht verdienen, sondern es einfach nur möglich machen wollen. Wenn am Ende eine schwarze Null steht, ist es für uns und für Dinslaken ein Erfolg. Hinzu kommt, dass Ticketpreise für Konzerte heutzutage generell stetig ansteigen. Daher ist der Preis tatsächlich mittlerweile eher „normal“, blickt man zum Vergleich nur mal in die Arena nach Oberhausen.

Die Frau, die Tom Jones an den Niederrhein holt: Lea Eickhoff.
Die Frau, die Tom Jones an den Niederrhein holt: Lea Eickhoff. © Heiko Kempken

Anastacia und Amy Macdonald waren schon da, Joss Stone wird im Sommer kommen. Fehlt noch...?

Tja, die Liste ist lang...

Nach Bap und Nena: Sind Grönemeyer oder Westernhagen, die Ärzte oder Toten Hosen realistisch?

Fragen kostet nix! Und das mache ich. Jedes Jahr auf Neue! Aber natürlich ist uns bei bestimmten Gagen ein Ende gesetzt...

Wer war eigentlich der große Türöffner für die Provinz?

Das Fantastival gibt es nun seit 20 Jahren. Es ist immer ein Prozess und eine Markenbildung bis man als kleines Festival bestimmte Stars bekommt. Ich denke mal, dass Milow 2012 ein kleiner Meilenstein war und dann haben wir 2016 mit Anastacia überregionale Aufmerksamkeit für internationale Künstler erlangt.

Comedy und Kabarett, Musical und Theater, Pop und Rock – was geht beim Fantastival eigentlich nicht?

Generell erst mal alles – das macht ja einen Spartenmix aus. Die Schlagerpartys funktionieren an anderen Orten aber einfach besser.

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Dinslaken würde ohne das Fantastival...

... nicht zeigen können, was durch eine Bürgerinitiative so alles machbar ist.

Bleibt es auch zukünftig bei etwas mehr als einer Woche Programm im Juli?

Unser Zeitraum sind die acht bis zehn Tage. Wenn man bestimmte Künstler, die man schon immer haben wollte, nur vorher oder nachher bekommt, sind wir auch bereit zu verlängern. Es muss aber für unsere Ehrenamtlichen schaffbar sein und weiterhin Spaß machen.

Echt wahr: Bloß 70 Ehrenamtliche, die das Fantastival wuppen?

So ist es! Ich bin die einzig hauptamtlich Beschäftigte, da ich mich das ganze Jahr hinweg um das Fantastival kümmere. Alles andere funktioniert mit Ehrenamt.

Viele Vereine klagen über freiwilliges Engagement, bei Ihnen klappt’s. Warum?

Weil wir eine bunt gemischte Truppe und ein großer Freundeskreis sind. Bei uns wird es so schnell nicht langweilig und wir sind stolz, so etwas auf die Beine zu stellen. Das motiviert ungemein.

Was hat das Burgtheater, was die KöPi-Arena in Oberhausen nicht hat?

Der Besucher sitzt in einem Open Air Amphitheater unter Bäumen vor der Kulisse der alten Burg. Die letzte Reihe ist nur 20 Meter von der Bühne entfernt. Das Burgtheater ist mitten in der Innenstadt, anschließend kann man noch durch die Altstadt schlendern… Sollte an guten Argumenten reichen, oder?

Auch sie kütt im Sommer 2019 nach Dinslaken: Joss Stone.
Auch sie kütt im Sommer 2019 nach Dinslaken: Joss Stone. © David Venni / Chilli Media

Manchmal dennoch traurig, dass nur höchstens 2000 Menschen hier reinpassen?

Ja, aber das macht ja auch den Reiz aus! So nah und exklusiv kann man die Künstler sonst nicht erleben.

Wenn‘s regnet, werden alle nass. Blöd, oder?

Ja, blöd! Aber so ist das bei Open Air Festivals!

In einem Satz: Wie beschreiben Sie, wo Dinslaken liegt?

An der Schnittstelle von Niederrhein und Ruhrgebiet und fast immer näher als man glaubt.

Drei Attribute: Was oder wie ist Dinslaken?

Niederrheinisch-schön, ruhrgebietsvielfältig und lebenswert.

Und welches Dinslaken-Vorurteil stimmt?

Ja, der Wendler hat hier gewohnt!

Was denkt die diplomierte Event-Managerin über die alte Zechenwerkstatt im Kreativ.Quartier in Lohberg?

Ich denke: Hui ist das eine Perle! Da müssen wir doch was draus machen! Es ist ein Ort mit großer Tradition und einem sehr hohen Potenzial für neue Nutzungen. Und das könnte mit der Freilicht AG-Philosophie „von Bürgern für Bürger“ klappen. Wir sind dran!

Ruhrtriennale, Street-Food-Festival, „Randale und Triebe“-Party – was geht da noch?

Grundsätzlich alles! Die Halle bietet eine ganz besondere Atmosphäre für jegliche Events, aber auch als Arbeits- und Begegnungsstätte. Wir stellen uns auch Coworking, Büros und eine Gastronomie vor.

Zum Schluss, Ihr Wunsch, an wen auch immer, um diesen Veranstaltungsort für Dinslaken zu sichern.

Ich würde mir wünschen, dass wir mit der Zechenwerkstatt viele Dinslakener begeistern und motivieren können, sich an dem Projekt zu beteiligen. In welcher Form auch immer: durch Mithilfe beim Bauen, durch finanzielle Unterstützung oder durch ehrenamtliches Engagement. Nur so können wir einen Ort schaffen, der von Bürgern für Bürger gemacht ist und das nachhaltig.

>> INFO: Fantastival 2019, das volle Programm im Juli

Kelly & Family (4.), Aris Quartet (5.), Sasha (6.), Joss Stone (8.), Pumuckl (9.), Jochen Malmsheimer (9.), Die Prinzen (10.), Herbert Knebel (11.)., Tom Jones (16.). Karten und Infos im Internet: www.fantastival.de