Kleve. . Marco van Heys hat auf dem historischen Meyerhof bei Kleve ein Tonstudio eingerichtet. Musiker kommen aus aller Welt , manchmal gibt`s Konzerte
Berühmt war der Meyerhof des Öfteren in seiner Geschichte. Er liegt am äußersten Rand von Kleve, an einem Flüsschen, mit bestem Fernblick auf Schwanenburg und Stiftskirche. Hier haben schon im 12. Jahrhundert erste Siedler das Entstehen der Stadt betrachtet. Später waren Mönche hier, dann nahm der Statthalter des Großen Kürfürsten das Gelände in seinen Besitz, Johann Moritz von Nassau-Siegen. Gleich neben dem Meyerhof wollte er bestattet werden, das Grabmal steht noch, sehr eindrucksvoll, noch zu seinen Lebzeiten entstanden – aber die Nachfahren gönnten Kleve den Leichnam nicht.
Einst würden auf dem Meyerhof Fasane für den preußischen König gezüchtet
Dafür machte hier ab 1773 ein Fasanenmeister von sich reden. Van Heys hieß er, und die Fasane, die er auf dem Meyerhof züchtete, verschmauste der preußische König in Berlin mit seinem Gefolge. Sein Nachfahre Marco van Heys führt den Fasan zwar noch im Familienwappen, ansonsten hat er mit Tieren und Landwirtschaft aber nichts mehr zu tun.
Im Gegenteil. Er hat den herrschaftlichen Bauernhof zu einem Tonstudio umfunktioniert. Heute gehen hier Größen der Musikszene ein und aus.
Und manche nehmen hier nicht nur ihre Platten auf, sondern bleiben noch für ein Konzert. Dann kommen die Klever in den Genuss von Liveauftritten, für die sie sonst Gottweißwohin fahren müssten.
Dabei hatte Marco van Heys eigentlich nur ein paar eigene Songs aufnehmen wollen, damals, Ende der 90er Jahre. Ein Plan, der – gelinde gesagt – etwas aus den Fugen geriet.
Ein hochmodernes Tonstudio in einem historischen Bauernhof
Er hospitierte in größeren Studios, schaute Meistern ihres Fachs über die Schulter. Mit einem Regieraum und einem Aufnahmeraum in den altehrwürdigen Gemäuern fing er schließlich an. Er experimentierte, probierte immer mehr aus, baulich, akustisch und was die Aufnahmegeräte angeht. „Deshalb hat es zehn Jahre gedauert, bis ich das alles professionell auf diesem Niveau anbieten konnte“, sagt er.
Gegenüber Mitbewerbern in großen Städten hat er einen klaren Vorteil: Platz und Raum. Das Gelände ist weitläufig, das Studio kein kalter Betonklotz, sondern ein Raum zum Wohlfühlen. Gerade erst hat das Ehepaar van Heys einige bauliche Verschandlungen der 70er Jahre am Bauernhaus entfernt. „Jetzt blickt man wieder in ein historisches Antlitz, wenn man den Meyerhof betritt“, freut er sich.
Vor vier Jahren machte er erste Anläufe, das Klangerlebnis in seinem Studio mit Besuchern zu teilen. Vor drei Jahren dann kam er auf dem Haldern Pop Festival, bei dem er die Bands aufnimmt, mit einer Agentin ins Gespräch. Sie besuchte die van Heys und war ganz begeistert von dem Ort und den Räumlichkeiten.
Liam O’Maonlai, einer der bekanntesten Musiker Irlands, ist einer der Künstler, die sie vertritt. Er hat dann vor drei Jahren auf dem Meyerhof zwei Wochen auf dem Anwesen gelebt, einige Songs aufgenommen und live vor begeisterten Zuhörern gesungen und gespielt. Ihm scheint es zu gefallen, denn er ist morgen wieder da. Marco van Heys: „Bis zu dreimal pro Quartal bieten wir Konzerte an.“ Manche Live-Konzerte gibt es später wieder als CD. Hier schließt sich der Kreis.
Sowohl bei Studioaufnahmen als auch bei Live-Recordings beweist Marco van Heys sein feines Gehör und besonderes Gespür für musikalische Stimmungen. Wer irgendwo auf der Welt einen Bechstein-Flügel mit Silent-Funktion kauft, bekommt den Sound des Klever Studios gleich mitgeliefert. Den Flügel kann man stummschalten, um dann über Kopfhörer zu hören, was man gerade übt.
Der Klang des Bechstein-Flügels
Zu diesem Zweck war einer der besten Bechstein-Flügel in den Van-Heys-Studios, jeden Ton mussten die Techniker in jeder Lautstärke sampeln. Eine komplexe Sache, wobei der Klang des Originals letztlich nicht zu erreichen ist: „Das ist so, als wenn man eine Kuh erst zu Hackfleisch verarbeitet und nachher wieder die Kuh daraus zusammenkleben will“, schmunzelt van Heys.
Seit das Ehepaar van Heys den Meyerhof für das Konzertpublikum geöffnet hat, ist er als kultureller Ort in Kleve nicht mehr wegzudenken. Ideen für einen Ausbau gibt es auch schon. Bei alledem soll eines nicht leiden: der Zauber dieses Ortes, den der Klever Statthalter so schön fand, dass er hier seinen letzten Frieden finden wollte.
Live-Konzerte auf dem Meyerhof
Hothouse Flowers-Songs, Acoustics, Traditionals , Blues oder Soul – zwei Musiker, die mit Herzblut und irischer Seele dabei sind: Liam O´Maonlai & Peter O´Toole (Hothouse Flowers) spielen live in den Van Heys Studios auf dem Meyerhof am morgigen Samstag, 12. Januar, 20 Uhr. Tickets gibt es ab 16 Euro, Infos unter Telefon 0 28 21-89 11 78.
Samstag, 9. Februar, 20 Uhr: Son Of Town Hall live – „Einzigartig, wunderschön, unvergesslich!“ - Phil Collins. Son Of Town Hall sind David Berkeley USA & Ben Parker UK. Tickets ab 14 Euro. Meyerhof, Uedemer Straße 15, 47533 Kleve.