Am Niederrhein. . Barbara Klein hat das Buch „Glücksorte am Niederrhein“ geschrieben. Sie weiß, wie mitten im Vorbereitungsstress das Wesentliche sichtbar wird.

Über Glück plaudern lässt es sich am besten an einem echten Glücksort. Also findet das Treffen mit der Glücksexpertin und Autorin Barbara Klein nahe des Moerser Denkmals von Hanns Dieter Hüsch statt. Denn der steinerne „Poet fürs Glück“ hat es in ihr Buch „Glücksorte am Niederrhein“ geschafft. Die Kamp-Lintforterin kennt sich also mit dem Thema Glück aus, das viele vor allem in der eigentlich doch so besinnlichen Weihnachtszeit aus den Augen zu verlieren scheinen. Wenn sie nicht gerade auf der Suche nach Glück ist, arbeitet sie als Diplom-Pädagogin oder schreibt in ihrer Freizeit Krimis. Denn auch das gehört für sie zum glücklichen Leben dazu.

Frau Klein, treffe ich Sie gerade mitten im Weihnachtsstress an?

Nein, glücklicherweise lasse ich mich davon nicht stressen. Ich finde, dass die Weihnachtszeit seit Jahrzehnten viel zu aufgebauscht wird. Dieser Konsumgedanke gefällt mir nicht. Ich persönlich gucke mir gerne alles an, empfinde aber keinen Kaufimpuls. In unserer Familie sind Geschenke auch einfach nicht so wichtig.

Was macht Sie denn in der Weihnachtszeit besonders glücklich?

Für mich ist die Vorfreude ganz wichtig. Und wenn man lange genug vorher ans Weihnachtfest denkt, gibt das auch Glücksgedanken. Ich freue mich schon jetzt auf die freie Zeit, die Familie und leckeres Essen.

Schokolade kann also auch glücklich machen?

Unbedingt!

Haben Sie Tipps, wie man während der ganzen Hektik nicht den Blick fürs Wesentliche verliert?

Das ist sicher bei jedem ganz unterschiedlich und ich maße mir nicht an, anderen einen Rat zu geben. Manche sind vielleicht anders verpflichtet und müssen zu vielen Festlichkeiten. Für mich dagegen ist es unglaublich wichtig, dass meine Adventszeit nicht komplett verplant ist und ich mich auch mal am Wochenende spontan mit Freunden zusammen setzen, über Träume und Pläne reden und ein gutes Glas Wein trinken kann.

Es gibt also kein Patentrezept für Glück?

Ich habe mir gerade während meiner Recherche zu meinem Buch viele Gedanken über das Glück gemacht. DAS Glück gibt’s ja sowieso nicht, das ist für jeden etwas anderes. Aber um Glück überhaupt empfinden zu können, braucht es eine gewisse Grundgelassenheit.

Also am besten nicht schon einen Monat vorher das Weihnachtsessen planen?

Bei uns ist das ganz leger. Meine Kinder sind erwachsen und wohnen alle weit weg. Wenn sie dann zu Besuch kommen, gehen wir zusammen einkaufen und entscheiden spontan, worauf wir Lust haben.

Was machen Sie denn, wenn Ihnen die innere Gelassenheit doch mal abhanden kommt?

Ich versuche, meine Gedanken zu regulieren und mich zu fragen, was wirklich wichtig ist. Das geht gut bei Alltagssorgen. Auch ein Blick in den Sternenhimmel lohnt sich. Wenn man die Sterne dann sieht, relativiert sich so manches.

Dann gehören Sie wahrscheinlich nicht zu den Menschen, die sich für das neue Jahr vornehmen, glücklicher und zufriedener zu werden?

Ne, dem Stress setze ich mich nicht aus. Ich höre lieber auf meine Gefühle, egal ob Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter. Trotzdem will ich das gar nicht verurteilen, wenn man sich einen vom Kalender gegebenen Neustart gibt. Für viele mag das vielleicht hilfreich sein.

Obwohl Glück so schwer zu fassen ist, haben Sie sich für Ihr Buch auf die Suche nach dem Glück gemacht. Wie sind Sie dabei vorgegangen?

Ich habe ganz viele Leute gefragt, was für sie Glück bedeutet. Interessanterweise haben mir viele erst einmal irgendeinen Ort in der Natur genannt und gesagt, dass man das Glück zum Beispiel im Wald oder am Meer finden kann. Das fand ich schön, dass für viele die Natur eine so wichtige Rolle spielt. Sobald wir dann weiter ins Gespräch eingestiegen sind, wurde es aber auch konkreter. Für einige ist Glück ein bestimmtes Essen, für andere ein besonderer Platz im Museum.

Und dann haben Sie sich selbst auf den Weg gemacht?

Genau, ich bin jedes Wochenende losgefahren und habe auf gutes Wetter gehofft. Innerhalb eines halben Jahres ist so das Buch entstanden. Aber meine 80 Glücksorte sind natürlich nur Vorschläge. Die sollen dazu anregen, eigene Glücksorte zu finden. Wenn man das schafft und achtsamer wird, ist das Ziel erreicht.

Würden Sie sagen, dass der Niederrhein ein besonderer Glücksort ist?

Für mich ist der Niederrhein ein Stück Heimat geworden. Ich komme aus Köln, habe in Viersen gewohnt und bin über Umwege nach Kamp-Lintfort gekommen.

Über Umwege?

Ich bin nach Kanada ausgewandert, habe ein Jahr in der Nähe von Halifax gewohnt. Nach einem Jahr bin ich aber wieder zurückgekommen.

Weil Sie der Niederrhein nicht losgelassen hat?

Vielleicht. Hier gibt es eine wunderbare Landschaft, ich mag die knorrigen Kopfweiden und die renaturierten Flüsse. Die Leute sind direkt und ehrlich, darauf komme ich gut klar.

>>> INFO

Eine Insel ohne Berge, ein Garten voller Kunst oder Oasen der Ruhe – solche „Glücksorte am Niederrhein“ hat die Autorin Barbara Klein in ihrem Buch zusammengestellt, das 2016 im Droste Verlag erschienen ist.

Mit dem kleinen Wegbegleiter kann jeder die Region auf individuelle Weise erkunden, eigene Lieblingsorte entdecken und so ganz leicht Momente des Glücks erleben.

Für echte Glückskinder verlosen wir drei Exemplare des Buchs. Mitmachen geht online unter folgendem Link: www.nrz.de/gluecksorte.