Kerken-Winternam. . Auf dem Hilshof in Kerken-Winternam dreht sich ein Wochenende lang alles nur um das eine: die Woll-Lust. Sie können gerne mitspinnen...
So viel Woll-Lust! Sacha Sohn grinst, schiebt mit dem Knie einen vollgestopften Sack mit frischer Ware an die Seite – Vlies, direkt vom Schaf. Im Flur sind die ersten fertigen Garne im Knäuel-Verbund zusammengestellt, und hinterm Haus, da hört man die Lieferanten manchmal blöken.
Auf dem Hilshof in Winternam stehen wieder ‘mal die Schafe im Mittelpunkt – und das, was sie so auf der Haut tragen. Wollfest ist am nächsten Wochenende (30. Juni/1. Juli), und dann wird aus dem sehr beschaulichen Örtchen Winternam bei Kerken so etwas wie das Mekka der deutschen Wollfans. 1000 Besucher in zwei Tagen wollen nur das eine: ihrer Woll-Lust frönen.
Nachhaltig und naturnah leben – das geht, gut sogar!
Seit dem Jahr 2000 beschäftigen sich die Sohns intensiv in der Praxis mit Tierhaltung, versuchen so nachhaltig und naturnah zu leben wie eben möglich. Seit 2005 lebt die Familie auf dem Hilshof, einem alten und lange Zeit leer stehenden Bauernhof – und versorgt sich nahezu mit allem, was man so braucht, selbst.
Das funktioniert – sogar so gut, dass immer mehr Leute kommen und in Kursen lernen wollen, wie das denn so geht – mit dem selber Brot backen und selbst Kräuter für den Tee sammeln, mit eigenen Schafen hinterm und keinem Plastik im Haus leben.
Zum fünften Mal nun wird großes Wollfest gefeiert. „Die Erhaltung der alten Landschafrassen und ihre Wolle liegen uns am Herzen“, begründet Frau Sohn die Riesenaktion.
Und sieht dem Ansturm all der Wollverrückten gelassen entgegen. Wollkreative von nah und fern werden erwartet, HandspinnerInnen und SchafhalterInnen sowieso.
Spinnen, färben, stricken, plaudern...
Es wird gesponnen und gefärbt, gestrickt und geplaudert, es werden Schafe geschoren und Erfahrungen ausgetauscht. „Wir freuen uns auf ein inspirierendes Wochenende zum gegenseitigen Zeigen und Lernen, zum Austausch und neue Kontakte knüpfen“, sagt Sacha Sohn.
Seit neun Jahren treffen sich auf dem Hilshof regelmäßig Frauen zum Spinnen und Verarbeiten der gesponnenen Wolle. „Niederrheinisches Nachbarschaftsgarn“ wird dann verarbeitet.
Nadelbinden wie die Wikinger
„All diese wunderbaren alten heimischen Schafrassen, so unterschiedlich sie sind, liefern ganz einzigartige Wolle – jede perfekt für einen anderen Zweck.“ Aus der Wolle der Heidschnucken stellen die Damen Sitzkissen und Körbe her, aus der Wolle der Coburger Füchse werden Westen gestrickt.
Ein großes Ziel: Der Erhalt der alten Landschafrassen und deren Wolle
Sacha Sohn: „Wir färben die Wolle der Sussex mit Pflanzenfarben, wir versuchen uns an der schwierigen Wolle der Ouessantschafe, wir träumen von Teppichen aus Zackelschafwolle, bewundern die Weichheit von Finull, der Wolle finnischer Landschafe, und deutscher Merinos.“
>>>Das Wollfest auf dem Land! – Termin: Samstag, 30. Juni, und Sonntag, 1. JuliSamstag 30. Juni, und Sonntag 1. Juli, jeweils 11 - 18 Uhr. Eintritt: 2,50 Euro pro Person. Parken kostenfrei.
Am Samstag kann man bei einer Schafschur zuschauen. Tipp: Wer wissen will, wie die Wikinger Wolle verarbeiteten: Nalbinding (Nadelbinden) wird auch gezeigt – älter als Häkeln und Stricken. Ort: Hilshof, Winternam 132, 47647 Kerken. Infos: www.hilshof.de
Und Sonntag, 24. Juni, ist Naturgartentag auf dem Hilshof
Jede Blüte zählt! Wie wäre es denn, zum Beispiel, mit heimischen Nektarspendern wie Duftnessel (Agastache), Roter Sonnenhut (Echinacea), Mädchenauge (Verticillata) und Prachtscharte (Liatris) in einem sonnigen Beet? Sie werden staunen, wie schnell Bienen, Hummeln und Schwebfliegen das ‘raus bekommen... Und, nur Mut, lassen Sie einfach mal ein Stückchen Garten unaufgeräumt. Jeder kann etwas tun, um dem Insektensterben den Kampf anzusagen.
Pflanzenmarkt mit heimischen Pflanzen und Saaten
Sagen die Naturgartenfreunde vom „Naturgarten e.V., Regionalgruppe linker Niederrhein“ und laden ein zum 24. Naturgartentag: Morgen, Sonntag, 24. Juni, 11-18 Uhr, auf dem Hilshof in Winternam.
Der Naturgartenverein setzt sich seit Jahren dafür ein, in den Gärten den Insekten mehr einheimische Pflanzen zu bieten – weg von Fuchsien, Geranien und Co.
Zeigen, dass es auch anders geht. Darüber kann man sich morgen rundum informieren. Mit Wildblumen und Wildsträuchern, Blumenwiesen und Kräuterrasen, Totholzbeeten und lebenden Zäunen, Trockenmauern und Lesesteinhaufen, Teichen und Sumpfgräben lassen sich Gärten, aber auch Spielräume, öffentliche Grünanlagen und Straßenbegleitgrün in Er-Lebensräume verwandeln, in denen Mensch und Tier gleichermaßen zu Hause sind.
Auf dem Hilshof gibt es morgen dazu jede Menge Infos, Führungen, einen Pflanzenmarkt mit vorwiegend heimischen (Wild-) Pflanzen und Saatgut.
Zudem u.a. Wildkräuterführungen mit Niederrhein-Guide Gabi Willenberg (12.30 Uhr - 14 Uhr Wildkräuterführung; 15-17 Uhr Wildkräutersammeln mit Verarbeitung der gesammelten Köstlichkeiten). Hof-Führungen mit Sacha Sohn: um 11-12 Uhr und 14-15 Uhr. Mit dabei auch die Kräutergärtnerei von Schenkendorf aus Alpen; Gartenhof Backaus aus Heinsberg; NABU Gelderland (Thema Streuobstwiesen).
Infos: www.naturgarten.org