Winnekendonk. . Mit 58 Jahren neu anfangen – warum nicht? „Wünsche soll man sich erfüllen!“ sagt Karola Limbach, Chefin nun in einem Bauerncafé auf dem Land
Karola Limbach mag gerne mit Menschen zu tun haben. Sie liebt die Natur und die Nachhaltigkeit, backt gerne Kuchen und ist immer offen für Ideen. Warum also mit 58 Jahren nicht noch einmal etwas ganz Neues anfangen? Warum das dann aber mitten auf dem platten Land sein musste, und warum es auch noch „einfach wunderschön“ ist, für fremde Menschen Kaffee zu kochen, das hat Karola Limbach uns verraten.
Frau Limbach, mit dem ersten Tag des Jahres hat sich für Sie vieles verändert. Ein Blick zurück im Zweifel?
Oh nein. Ich genieße jeden Tag und freue mich, dass alles so kommen durfte.
In einem, das darf man so sagen, Alter, in dem sich so manch einer Gedanken über seinen Renteneintritt macht, haben Sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt – und haben ein beliebtes Bauerncafé übernommen, den Büllhorsthof in Kevelaer-Winnekendonk.
JA!
Das hört sich nach einem Ja mit drei Ausrufezeichen an.
JA!!! Ich habe immer davon geträumt, immer schon. Es macht mir viel Freude, Gäste zu haben. Wenn wir zu Hause feiern, dann immer mit vielen Leuten. Dazu kommt, ich backe gerne, ich habe Spaß daran, nachhaltig zu arbeiten, mit Lebensmitteln, mit der Natur. Dann waren die Kinder aus dem Haus, mit dem Hausfrauendasein allein war ich nie zufrieden. Und dann bin ich auf die Suche gegangen. Ich wollte nicht ohne Aufgabe sein.
Und sind in Winnekendonk gelandet – mehr Land drumrum geht kaum.
Ich wohne ja in Rees. Bis Kevelaer fahre ich 30 Minuten mit dem Auto. Alles gut. Und mich hat dieser Ort irgendwie sofort angesprochen. Der zauberhafte Garten, die alten Walnussbäume, der alte, umgebaute Hof. Elisabeth Schmitz-Spitzner hat hier viele Jahre lang etwas sehr, sehr Schönes aufgebaut. Ich habe Respekt davor und ich freue mich, dass ich ihre Arbeit hier fortführen darf und nun mit meinen Ideen erweitern kann.
Mutig ist das schon, so von Null auf Hundert.
Ich habe ja immer neben meinem Hausfrauen- und Familienleben gearbeitet. Ich kann nicht gut nichts tun. Außerdem: Ich habe Erfahrung in der Gastronomie, war viele Jahre im Service und im Organisationsteam, im Hotel und Restaurant Wanders in Elten etwa oder auf Burg Boetzelaer in Appeldorn. Und ich bin ja vom ersten Beruf her Bürokauffrau. Und ich wollte nicht mehr so gern im Abendbereich arbeiten. Passt also irgendwie alles jetzt.
110 Sitzplätze draußen, 50 drinnen – alle wollen gleichzeitig Erdbeerkuchen oder frischgebackene Waffeln… kein Stress für Sie?
Oh doch, natürlich. Und in der ersten Zeit hat auch längst nicht alles geklappt. Ich musste für den Service ja komplett neues Personal finden – und das musste sich ja auch erst in den Job hineintasten. Jetzt sind die Mädels eingearbeitet, zum Glück. Aber auch bis bei mir alle Abläufe reibungslos funktionierten, dauerte das. Wieviel Kuchen muss ich vorrätig haben? Was mögen die Gäste, was eher nicht? Bei uns wird alles frisch gebacken – und auch nachgebacken. Dann muss ich schon mal sagen: Erdbeerkuchen ist alle auf, ich mache jetzt neuen.
Und wie finden die Gäste das?
Also, die meisten haben Verständnis. Und einige sagen sogar: Prima, dann warten wir, bis der aus dem Ofen kommt. Ich haben jetzt eine Backfrau und eine Köchin zur Verstärkung.
Das ist toll, damit werden wir das Angebot etwas erweitern können. Mir schwebt so ein bisschen eine kleine Karte im Stil der 50-er Jahre vor. Mit Omas Kartoffelsalat, Schaschlik und so. Und ich freue mich schon auf unseren Walnusslikör – wenn wir unsere erste Ernte hier eingefahren haben (schmunzeltschmunzelt).
Was ist denn Ihr Favorit?
Meine Marzipantorte.
Dann stehen Sie selbst in der Backstube?
Natürlich. Und die ist offen, also man kann hineinschauen.
Selbstständig sein heißt ja auch, ein gewisses finanzielles Risiko eingehen.
(Moment Pause). Ja. Aber ich bin eher der impulsive, der Gefühlsmensch. Ich habe Vertrauen in die Dinge, die ich mache. Das mag manchmal naiv sein, hat mich aber mein ganzes Leben eigentlich immer gut geleitet.
Und wo holen Sie sich Ihren Schwung her?
(lachtlacht) Aus der Freude am Dasein natürlich. Und, ehrlich, wenn es eng wird, dann suche ich eine stille Ecke und atme ein paarmal tief durch. Morgens meditiere ich, das hilft mir sehr. Und wenn der Stress mal ganz groß wird, mein Tipp: Morgens eine Biozitrone auspressen, das Glas mit lauwarmem Wasser auffüllen und auf nüchternen Magen langsam trinken. Das entgiftet und reinigt.
Klingt sehr gesund.
Ist es auch. – Ich bin ja auch geprüfte Gesundheitsberaterin – und „Gesunde Ernährung und Entspannung“ sind Dinge, die ich verstärkt zu den Gästen tragen möchte. Außerdem: Ich kann keine Sachen anbieten, hinter denen ich selbst nicht stehe.
Auf der Tafel am Eingang steht: Heute Holunderblüten-Rhabarber-Erdbeer-Schorle.
Lecker. Alles aus meinem Garten zu Hause, der ist 1000 Quadratmeter groß und voll mit leckeren Sachen. Es gibt bei mir nix, was nicht gut ist für den Körper.
Aber bitte mit Sahne... – das geht auch, oder?
Klar. Nuss-Schoko-Streusel mit Eierlikör, zum Beispiel. Ich liebe es, am Ende Streusel oder Krokant oder Zimt-Zucker über die Torten zu streuen. Das ist die Prise Liebe, die dazu kommt. Und außerdem hat es irgendwie etwas Hexisches.
>>>Bauerncafé Büllhorsthof
Ein kleines Kulturprogramm entwickelt sich langsam im Bauerncafé Büllhorsthof. Am 31. Oktober etwa, zu Halloween, gibt es irische Geschichten und irische Musik mit dem Duisburger Songpoeten Harald Jüngst. Dazu irisches Essen und Trinken. Karten für den Abend gibt es schon jetzt im Café: 27,50 Euro pro Person (Getränke gehen extra). Fest terminiert ist auch schon das Lichterfest am 1. November.
Bauerncafé Büllhorsthof, Hestert 6, 47626 Kevelaer. Geöffnet: mi-fr 13-18 Uhr, sa+so 9-18 Uhr, November bis März nur an den Wochenenden, Tel. 0 28 32-85 43. www.bauerncafe.com