Wesel. . Aus dem Preußen-Museum in Wesel wird das Niederrheinmuseum. Schwerpunkt ist die Kultur und Geschichte einer Region, der Niederrheinlande
Das fängt ja schon gut an. Ehe Sie sich versehen, sind Sie mittendrin in der Geschichte. Mitten auf dem Großen Markt der Hansestadt Wesel, 1570 etwa. Ein Großpanorama, zwölf mal vier Meter groß, ein lebendiges, farbenprächtiges Treiben – Weseler schlüpften dafür in historische Gewandungen – lebensgroß und so real auf der Leinwand, dass man versucht ist, ihnen fröhlich die Hand zu schütteln. Was für ein Einstieg!
„In diesem Haus steckt eine ungeheure, inhaltliche Potenz“
Das neue LVR-Niederrheinmuseum beeindruckt schon vor seiner offiziellen Eröffnung (Sonntag, 18. März). Und man ist spontan geneigt, die lange Zeit des Wartens umgehend abzuhaken.
2015 begannen die Sanierungsarbeiten des damaligen Preußen-Museums Wesel.
Das Haus, in der Trägerschaft des Landes NRW, sollte sich aber nicht nur baulich und technisch verändern – auch die thematische Ausrichtung sollte eine andere werden – im Fokus sollte (und wird nun auch) die regionale Landeskunde stehen, der Niederrhein als geschichtsträchtige Region, als historischer und grenzüberschreitender Kultur- und Wirtschaftsraum mit all seinen Verflechtungen und seinen deutsch-niederländischen Wurzeln.
Aktuell sind 350 Exponate zu sehen, viel Neues gibt es zu entdecken
Mit der Neuausrichtung kommt ein neuer Träger und ein neuer Name: Aus dem ehemaligen Preußen-Museum wird das LVR-Nieder-
rheinmuseum. Preußische Geschichte kommt immer noch drin vor, ist aber „nur“ ein Teil der Konzeption.
Und auch das Zeigen ist anders, das Präsentieren überrascht, die bald 350 Exponate sind regional – haben und erzählen Geschichte. „In diesem Haus steckt eine ungeheure Potenz“, sagt LVR-Dezernentin Milena Karabaic. Und Dr. Veit Veltzke, alter und neuer Museumsleiter, spricht fröhlich von einem „beglückenden Gefühl, wenn man sieht, wie eine Idee konkrete Gestalt annimmt und eine Ausstellung im Werden ist“.
Rund drei Millionen Euro hat allein das Land investiert – die Sanierung „an Haupt und Gliedern“ dauerte länger als gedacht – die Eröffnung verzögerte sich um ein Jahr – doch nun ist „Zeit der Begeisterung und des Enthusiasmus“, sagt Veit Veltzke. Zweieinhalb Jahre war das Museum geschlossen – am 18. März wird es eröffnet mit der Sonder-Ausstellung „Wesel und die Niederrheinlande. Schätze, die Geschichte(n) erzählen).“
350 Exponate (Mittelalter bis Frühe Neuzeit) sind dann zu sehen. Alle erzählen ihre Geschichte. Wie etwa dieser Chanukka-Leuchter aus dem Besitz von David und Sophie Weyl (Judaica-Sammlung Wolfgang Krebs).
Eine Preuße in Konstantinopel. Von Wesel aus wurde schon früher märchenhaft Karriere gemacht
Der Klever Textilhändler David Weyl floh 1938 in die Niederlande, übergab niederländischen Freunden diesen Leuchter. Dann wurde Weyl deportiert, überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt – nach dem Krieg gaben seine Freunde ihm den Leuchter zurück.
Oder dieses prächtige Portrait von Friedrich Johann de (von) Weiler (Öl auf Leinwand, um 1760) aus dem früheren Besitz der Familie de Wall/von Weiler. Das erzählt die Geschichte vom Holzgroßhandel, den niederländische Migranten in Wesel aufbauten. Friedrich Johann, Preuße und Niederländer, machte eine märchenhafte Karriere – und wurde Botschafter im Osmanischen Reich.