Die Welt ist voller Wunder, Wagnisse und Wortschöpfungen – „X ist das neue Y“, beispielsweise ist so eins. Seine Verwendung ist grenzenlos.

In letzter Zeit geht mir eine Floskel gehörig auf den Zeiger: „X ist das neue Y“. Das bedeutet in etwa soviel – wenn die halbe Welt schwarze Abendkleider trägt, ein angesagter Promi aber plötzlich in Lila erscheint, jubelt die Modewelt: „Lila ist das neue Schwarz“.

Die Floskel findet vielfältige Anwendung. Als Heidi Klum vor vier Jahren 40 wurde, wähnte sie sich fit wie nie: „40 ist das neue 30“. Kollegin Cameron Diaz packte noch eins drauf – „40 ist das neue 30? Ach was, das neue 25!!“. Wobei sich die Begeisterung über die eigene Befindlichkeit ja nicht unendlich nach unten ausdehnen lässt – 30 ist das neue 12 macht irgendwie keinen Sinn.

Abgesehen davon lässt sich mit „X ist das neue Y“ ordentlich mies machen. „Sitzen ist das neue Rauchen“ schimpft ein Kölner Sportprofessor (in seinem Bestseller) und prophezeit uns Büro-Hengsten und -Stuten Organverkümmerung und Muskelschwund. Leider weiß der Professor, der dank seines Berufs rank und schlank durchs Leben flitzt, nicht, dass unsereiner die Zeitung nicht im Laufschritt erstellen kann.

Wahlweise zu „Sitzen“ heißt es von den Lifestyle-Besserwissern: „Zucker ist der neue Tabak“. Und jetzt haben sie noch was Neues entdeckt: „Einsamkeit ist das neue Sitzen“, schädlicher als Rauchen und Zucker zusammen.

Dagegen hilft: sich mit Freunden oder Kollegen treffen, Käffchen mit Milch und Zucker trinken – gerne auch im Stehen – und über Gott und die Welt plaudern...