Die Fernseh-Umstellung auf den neuen, wundervollen DVB-T2-Empfang soll ja weitgehend reibungslos gelungen sein. Allerdings: nicht überall...
Haben Sie es geschafft, Ihren Fernseher problemfrei auf das neue Wunderprogramm namens DVB-T2 HD umzurüsten? Sie haben jetzt ein gestochen scharfes Bild? Ein brillante Empfangsqualität? Massenhaft Sender, deren Existenz Sie vorher nicht einmal ahnten?
Das alles haben Sie? Doll! Vielleicht kann ich dann mal bei Ihnen vorbeikommen. Und Ihnen dabei meine Bewunderung ausdrücken - für Ihre Fähigkeit, in neue TV-Dimensionen vorzudringen, ohne dabei komplett durchzudrehen. Sie bieten mir dann ein Eckchen auf Ihrem Sofa an und lassen mich ein bisschen mitgucken. Haustiere stören mich übrigens nicht. Nur über das Programm müssten wir uns einig werden. Ich könnte allerdings auch keine Gegeneinladung aussprechen. Jedenfalls nicht zum gemeinsamen Fernsehen, ich hab da nämlich ein Problem: Mein Fernseher versteht mich nicht mehr so gut. Wir haben quasi keine Antennen mehr füreinander.
Dabei hörte man ja allerorten, dass die Umstellung vom alten Antennenempfang auf dieses brandneue System recht reibungslos verlaufen sei. Nicht bei mir!
Schon der Kauf dieses neuen Empfangsgeräts ließ Beängstigendes erahnen. Fachverkäufer? Waren im Elektromarkt massenhaft vorhanden - allerdings alle in Diskussionen oder tiefenpsychologische Beratungen mit Kunden vertieft, die so wirkten als hätten sie die jüngsten Ereignisse der Fernsehtechnik-Umstellung in einen Zustand vollständiger nervlicher Zerrüttung gebracht. Inzwischen weiß ich, warum.
„Bei diesen neuen Technologien heutzutage sollte es ja so laufen, dass man so ein Gerät anschließt und dann ist alles sofort gut“, sagte mein Mann am Beginn des ersten Nachmittags mit grundlosem Optimismus.
Drei Stunden und rund 450 Sendersuchläufe später gab er nur noch knurrende Töne von sich, aus denen ich den Satz herausinterpretierte: „Vor 20 Jahren hätte ich den Fernseher, dieses verfluchte Empfangsding und den ganzen Rest einfach aus dem Fenster geschmissen.“ Ich versuchte dieser Stimmungslage deeskalierend zu begegnen und tröstete: „Immerhin kann man ja schon vier dritte Programme sehen.“ Sonst allerdings nichts. Und auch die waren beim nächsten Versuch wieder weg. Nach drei Tagen hatte der Apparat endlich eine nennenswerte Zahl von Sendern in den Weiten des unergründlichen TV-Programm-Kosmos geortet: 50 - immerhin. Allerdings sind die ersten 30 Sendeplätze mit mir gänzlich unbekannten Anbietern belegt, zu denen ich mich „connecten“ müsste, ansonsten bleibt das Bild nämlich schwarz. Ich beschloss, den Fernseher vorerst auszulassen und griff zum Buch.
Zu welchem ? Dazu in der nächsten Woche mehr. Ich sage nur: Es geht um einen großen Geist.