Verzichten ist angesagt. Das macht oft schlechte Laune. Fasten für Fortgeschrittene ist folglich: Auf schlechte Laune verzichten. Verdammt hart!
Die Kollegin Jacqueline hat ja gestern wie üblich beredt und wohlformuliert ausgeführt, dass Verzicht nicht eben gute Laune macht. Was noch ein wenig schlimmer ist als zu verzichten, ist offenkundig, Partnerin oder Partner eines Journalisten zu sein. Denn Journalisten, sogar die ohne jede Sehhilfe, sehen die Welt mit anderen Augen als der Normalbürger. Wo sich der Hungrige ein leckeres Süppchen schmecken lässt, finden wir das Haar – und spalten es in Nachricht und Kommentar.
Statt Pflästerchen, Salbe und tröstende Worte zu spendieren, bohren wir mit dem Finger tief in jede Wunde, und streuen Salz drauf. Dies in der Hoffnung, dass dadurch die Welt und die Gesellschaft heilen mögen.
Wo aber bleibt das Positive? Zumal wir ja zudem, wie alle Menschen, mit schlechtem Wetter, Schwiegermüttern, verspäteten Zügen und übereifrigen Politessen konfrontiert sind.
Das Fastenkonzept meiner Freundin war überzeugend: Sie plädiert, ich solle „Jammerfasten“. Sechs Wochen nicht nörgeln. Nix mies machen. Positiv denken. Dem Nachbarn den WLAN-Schlüssel geben, Münzen für Parkautomaten wechseln. Lächeln, notfalls grundlos. Komplimente machen.
Verdammter Mist, das geht einem echt auf die Eier, kann ich Ihnen sagen. Nee. Kann ich nicht. Ich kann sagen: Ich freue mich auf diese spannende Herausforderung für Geist und Seele!