An Rhein und Ruhr. Bericht des NRW-Innenministeriums listet 132 Sprengungen von Geldautomaten bislang in 2022, sieben Verletzte, 79 Beutefälle.
„Unbekannte haben in der Nacht zu Mittwoch in Mönchengladbach einen Geldautomaten in einer Sparkassen-Filiale gesprengt. Dabei wurde das Gebäude der Filiale erheblich beschädigt...“, „Unbekannte brachen Geldautomaten in Freudenberg auf...“, „Polizei sucht Zeugen nach Sprengung eines Geldautomaten am Samstagmorgen in Gießen – Täter flüchten offenbar ohne Beute...“ – dies sind nur drei Meldungen aus dem Polizeibericht der vergangenen drei Tage. Und drei Fälle von 132 die bislang in diesem Jahr polizeilich erfasst wurden. In 53 Fällen ist es beim Versuch geblieben, 79 mal wurde Beute gemacht. Bekannter finanzieller Schaden bislang: 5,475 Millionen Euro.
16 der 132 Geldautomatensprengungen wurden bereits aufgeklärt, 19 Tatverdächtige verhaftet, sieben Personen im Kontext der Taten verletzt. Bei fünf der Betroffenen handelte es sich um Anwohner, die einen Schock, ein Knalltrauma oder eine Rauchgasintoxikation erlitten und leicht verletzt wurden. Im Mai wurden in Castrop-Rauxel ein Tatverdächtiger durch einen Schuss ins Bein aus einer Dienstpistole schwer und bei einer Tat in Jüchen Anfang Oktober ein Polizeibeamter durch einen Zusammenstoß mit einem Fluchtauto leicht verletzt.
Täter kommen oft aus den Niederlanden
Die Gewerkschaft der Polizei fürchtet, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Unbeteiligte schwer verletzt werden oder gar zu Tode kommen. „Die Täter agieren komplett rücksichtslos, denen geht es nur ums Geld“, warnt der stellvertretende GdP-Landesvorsitzende Michael Maatz. Er drängt darauf, die internationale polizeiliche Zusammenarbeit weiter zu intensivieren. Ein Großteil der Täter reist aus den Niederlanden ein, um in NRW Geldautomaten zu sprengen. Das geht auch aus einem weiteren Bericht des Innenministeriums auf eine FDP-Anfrage „Geldautomatensprengungen – ist NRW das EI Dorado der Automatensprenger?“ hervor. Verantwortlich seien „für einen Großteil der Taten professionelle niederländisch-marokkanische Tatverdächtige aus den Ballungszentren Utrecht, Amsterdam und Rotterdam.“ Die Täter, überwiegend Männer im Alter zwischen 18 und 40 Jahren, agierten meist innerhalb eines Netzwerkes, das auf ca. 400 bis 500 Personen geschätzt wird.
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GdP-Landesvize Maatz sieht die Geldinstitute in der Pflicht. Sie müssten Geldautomaten besser sichern, vor allem aber Vorrichtungen einbauen, die Geldscheine im Falle einer Sprengung unbrauchbar machen – durch Farbe oder Verkleben. In Frankreich und den Niederlanden sei Kriminellen auf diese Art und Weise das Sprengen von Automaten madig gemacht worden. Davon gelte es zu lernen. „Banken und Sparkassen müssen alles dafür tun, dass diese Form von Kriminalität nicht mehr attraktiv ist“, fordert Maatz. Der Bericht an den Innenausschuss zeige, dass genau das in NRW bisher nicht der Fall ist.
Das Innenministerium kündigt derweil an, die im April eingesetzte „Sonderkommission Bekämpfung von Geldautomatensprengungen“ (Soko BEGAS) um weitere sechs Monate bis zum 31. März 2023 zu verlängern.