Monheim. . Verkehrsminister Wüst und Wirtschaftsminister Pinkwart kamen zur Vorstellung der autonomen Busse nach Monheim. Projekt ist in Europa einmalig.

Klein und unscheinbar steht er auf dem Betriebshof: Ein Bus. Ein erstaunlich kleiner Bus, der mit dem grauen Himmel fast verschwimmt. Aber alle hier sind nur wegen ihm gekommen: Zwei Minister, Andreas Pinkwart und Hendrik Wüst, der eine zuständig für die Wirtschaft, der andere für den Verkehr im Land, dazu Offizielle von Stadt und Land, jede Menge Journalisten und Neugierige. Sie alle stehen jetzt im Halbkreis um das seltsame Gefährt. Warum?

Eine Begleitperson fährt immer mit

In den Bussen ist immer eine Begleitperson, ein sogenannter Operator, mit an Bord. Er hat ein gelbes Kästchen dabei, mit dem er notfalls manuell steuern kann.

Auch in anderen deutschen Städten wie Drolshagen (Kreis Olpe), im bayerischen Bad Birnbach oder am Weezer Flughafen gab es schon Testfahrten von autonomen Bussen. In Monheim sollen die Busse aber im Flottenbetrieb fahren – das ist neu.

In Monheim sind die Busse als Zubringer zu den klassischen Hauptbuslinien gedacht.

Weil die Hauptattraktion, die auf den Namen EZ10 hört, so viel mehr ist als ein normaler E-Bus. Der EZ10 soll der erste autonom fahrende Bus sein, der schon bald auch im Linienbetrieb eingesetzt wird. Und das im ganz normalen Straßenverkehr. „Das gibt es so kein zweites Mal in NRW. Kein zweites Mal in Deutschland und auch noch nicht mal in Europa!“, betont Bürgermeister Daniel Zimmermann, nicht ohne Stolz.

Busflotte kostet 2,1 Millionen Euro

Dabei sieht der E-Bus auf den ersten Blick nicht besonders innovativ aus. Er ist nicht lang und breit wie ein Omnibus, bietet nicht 100 sondern lediglich elf Fahrgästen Platz und hat auch keine großen Fensterfronten – denn er ist gerade einmal vier Meter lang. Er ist eher klein und unscheinbar – und vielleicht deshalb dann doch auffällig.

Fünf dieser Busse hat die Stadt Monheim beim französischen Unternehmen Easymile geordert. Das Gesamtvolumen: 2,1 Millionen Euro. Einen Großteil dieser Summe, nämlich 90 Prozent, trägt das Land NRW.

So sieht der Bus von innen aus.
So sieht der Bus von innen aus. © Michael Gottschalk

Und das ist auch richtig so, wie Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart findet. „Es ist unser Ziel, NRW bis 2030 zur modernsten und klimafreundlichsten Industrieregion in Europa zu machen. Und dazu brauchen wir Innovationen – nicht nur auf dem Reißbrett.“

Verbesserung des ÖPNV

Deshalb freut sich der Wirtschaftsminister ganz besonders über den Mut der Monheimer, mit diesem Projekt voran zu gehen. Und zieht gleich einmal große Vergleiche: „Es ist doch ein bisschen wie mit dem Verbrennungsmotor. Der muss für die Menschen damals auch faszinierend gewesen sein.“

Verkehrsminister Hendrik Wüst stimmt ihm zu und hebt hervor, wie wichtig dieses Projekt vor allem in Hinblick auf die aktuelle Situation im ÖPNV sei: „Wenn man in die ländlichen Regionen schaut, gibt es den ÖPNV dort oft nur auf dem Papier. Wir haben Fahrermangel. Deshalb ist das auch eine Chance, alle Regionen besser zu versorgen.“

„Ein sicheres Gefühl“

Dazu müsse man aber erst einmal das Vertrauen der Bürger gewinnen. Denn ein Bus, der ohne Fahrer auskommt, sei erst einmal Neuland. Wüst weiß: „Es kommt am Ende auch darauf an, dass die Menschen Vertrauen fassen. Jetzt ist die Geschwindigkeit noch nicht so bahnbrechend, dass man gleich Angst haben müsste, aber das ist vielleicht ganz gut, um Vertrauen zu schaffen.“

Bis die Fahrt für Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart und Verkehrsminister Hendrik Wüst losging, dauerte es ein paar Minuten.
Bis die Fahrt für Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart und Verkehrsminister Hendrik Wüst losging, dauerte es ein paar Minuten. © Michael Gottschalk

Vertrauen fassen wollen dann auch die beiden Landesminister. Sie haben es sich bereits auf den Sitzplätzen gemütlich gemacht. Pinkwart winkt der Presse noch einmal zu. Doch dann passiert... nichts – EZ10 will nicht losfahren. Die Tür öffnet sich, ein weiterer Mitarbeiter steigt ein und die Türen schließen wieder. Der Mann versucht erneut, das kleine Gefährt zum Laufe zu bringen. Dann ertönt plötzlich eine Klingel, so wie man sie von der Straßenbahn kennt – und endlich geht es los.

Zunächst langsam. Dann etwas schneller. So richtig schnell aber wird der E-Bus nicht. Genau genommen erreicht er gerade einmal 15, maximal 20 km/h. Das ist erstens von Gesetzgeber und TÜV so vorgegeben, zweitens soll es den Fahrgästen ein größeres Sicherheitsgefühl geben. Als EZ10 nach drei Minuten wieder auf dem vorderen Teil des Betriebshofes ankommt, steigen Wüst, Pinkwart und Zimmermann breit grinsend aus dem Bus. Pinkwart erklärt’s: „Die Fahrt war sehr angenehm. Weil es ein E-Bus ist, ist er auch sehr leise. Ein schönes Gefühl.“

Ab Herbst soll der Betrieb losgehen

Am kommenden Wochenende sollen beim Frühlingsfest erstmals die Bürger eine kurze Strecke mit der neuen Attraktion der Stadt fahren können. Ab Ende April soll die Strecke eingemessen werden und die Flotte zunächst ohne Fahrgäste getestet werden. „Wir hoffen, ab Sommer in den Testbetrieb einsteigen zu können“, macht der Bürgermeister klar. Ab Herbst sollen die Busse dann täglich von 7 bis 24 Uhr im Zehn-Minuten-Takt zwischen Busbahnhof und Monheimer Altstadt pendeln.